26.05.2021
Museum

Frühlingsspaziergang auf Eintracht-Spuren - Teil 10

Startet doch einfach einen Stadtrundgang auf den Spuren der Eintracht. Heute: der Palmengarten und eine Geschichte um den Faustschlag von 1988.

Na, dann kommen wir mal zum großen Finale des Frühlingsspaziergangs auf Eintracht-Spuren. Heute spazieren wir in den Palmengarten, der dieses Jahr seinen 150. Geburtstag feiert. Einst war der Palmengarten Ort wichtiger Sportwettkämpfe in der Stadt, wir konzentrieren uns aber auf wichtige Jahreshauptversammlungen des Vereins. Und besuchen daher das Gesellschaftshaus. Den Text haben wir wie immer dem Buch „59 Eintracht-Orte“ entnommen, das es für nur 15 Euro im Eintracht-Museum gibt. Bestellen könnt ihr unter museum@eintrachtfrankfurt.de

Eintracht-Ort: Palmengarten

Der Historische Festsaal im Gesellschaftshaus des Palmengartens wurde 1870 nach den Entwürfen Friedrich Kayssers geschaffen. Immer wieder trifft sich hier die Frankfurter Stadtgesellschaft zu Feiern und Veranstaltungen. Kurz: Der Festsaal ist eine der Topadressen in Frankfurt, damit prädestiniert für Mitgliederversammlungen der Eintracht. In den 1980er Jahren fanden die jährlichen Zusammenkünfte hier immer wieder statt, wovon eine jedem Eintrachtler nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. Spulen wir den Film also mal zurück und reisen in den Palmengarten, und zwar zum 14. November 1988.

Seit 19.30 Uhr läuft die Mitgliederversammlung der Frankfurter Eintracht, bei der heute auch Präsidiumswahlen anstehen. Die Stimmung ist aufgeregt. Zwar hat der Verein mit dem Gewinn des DFB-Pokals in diesem Jahr endlich wieder einen Titel gewonnen, aber der Abgang des Superstars Lajos Detari und viele andere Themen sorgen für Unruhe. Gegen 21 Uhr folgt mit Punkt 5 die Aussprache über die Berichte. 886 Mitglieder sind anwesend, als Karlheinz J. als achter Redner mit einem Glas Bier ans Podium tritt. Karlheinz J. nimmt einen kräftigen Schluck und startet seine Rede, deren Transkription den Rahmen des Buchs sprengen würde. Kurz: Es geht um Schatzmeister Knispel, Präsident Gramlich, Lajos Detari, Eishockey und den „Prinz von Grenada“. Wir blättern also von Seite 65 des Protokolls auf Seite 68, mittlerweile ist Karlheinz J. von Versammlungsleiter Weintraud dreimal nachhaltig aufgefordert worden, das Podium zu verlassen, was er jedes Mal galant überhört hat.

„Weintraud: Ich rufe als nächsten Redner Herrn Rolf W. auf.

J.: Nein, nein, das geht nicht, dass unser Präsident oder Dings beantragt wird …

(anhaltende lebhafte Zurufe: Aufhören!)

J.: … dass der Manager Wolfgang Kraus, Wolfgang Kraus nicht zu Wort kommt. Das ist doch keine Demokratie!

(Laute anhaltende Sprechchöre: Auf -Wie-der-sehn! – ein Mitglied des Ordnungsdienstes begibt sich zum Rednerpult und spricht den Redner an: ´Geh runner!´ – der Redner schlägt dem Ordner ins Gesicht – stürmischer Widerspruch der Mehrheit der Anwesenden – Buh-Rufe – Pfiffe – lebhafte Pfui-Rufe – große Unruhe)

Weintraud: Das wird ein Nachspiel haben, das kann ich Ihnen jetzt schon sagen!

(anhaltende große Unruhe)

Weintraud: Ich bitte den Ordnungsdienst, Herrn J. aus dem Saal zu weisen.

(Lebhafte Zustimmung der Mehrheit der Anwesenden … – Zuruf: Anzeigen!)

Weintraud: Das wird der Betreffende schon tun, das glaube ich schon. … Der fliegt, mit Sicherheit. Meine Damen und Herren. So bedauerlich der Vorfall gewesen ist, er wird mit Sicherheit das erforderliche Nachspiel haben. Ich möchte Sie bitten, wieder Platz zu nehmen. Wir haben noch zwei Redebeiträge.“

Die Versammlung, die Josef Wolf zum Präsidenten wählte, wurde um 2.08 Uhr unterbrochen, da sich kein Kandidat für das Amt des Schatzmeisters fand. Die Fortsetzung fand zwei Wochen später in der Kongresshalle des Messegeländes statt, aber das ist eine andere Geschichte. Karlheinz J. wurde aus dem Verein ausgeschlossen. Freddy, der als Saalordner per Faustschlag in die Palme befördert wurde, war ausgerechnet Mitglied der Boxabteilung. Doch die beiden Streithähne versöhnten sich kurze Zeit später wieder. Mit dem „Faustschlag“ bei der Mitgliederversammlung schaffte es die Eintracht jedenfalls am 15. November 1988 sogar ins heute-Journal im ZDF. Ganz ohne Titelgewinn … 

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