Am 8. März 1899 wurde die Eintracht von 15 sportbegeisterten Frankfurtern unter dem Namen Victoria gegründet. Was aus den Gründern wurde, möchte das Eintracht-Museum mithilfe aller Eintracht-Fans klären. Walter Engel aus Westfalen hat sämtliche Gründernamen in den Adressbüchern von Frankfurt abgeglichen und Spuren gefunden. Dafür ein herzliches Dankeschön! Bis zum Jahrestag des ersten Spiels gegen den Bockenheimer FC 1899 am 19. März wird jeder Vereinsgründer vorgestellt sein. Je mehr von der Spurensuche erfahren, desto besser natürlich – also gerne weitersagen und teilen!
Im fünften Teil begibt sich die Museums-Redaktion auf die Suche nach Carl Hesslöhl, Carl Troliet und W.C. Seubert.
Carl Hesslöhl
In der rechten Spalte wird an zweiter Stelle ein Carl Hefslöth als Gründer der Eintracht genannt. Der Blick ins Adressbuch zeigt: In Frankfurt wohnte 1899 kein Hefslöth. Fall erledigt? Natürlich nicht. Vielleicht war nämlich am Abend des 8. März 1899 in der kleinen Gaststätte beim Wirt F.C. Müller auch etwas Alkohol im Spiel. Rechtschreibfehler finden wir in der Gründungsurkunde jedenfalls auch. Also haben wir mal rumprobiert und fanden bereits im Adressbuch von 1891 einen einzigen Namen, der Ähnlichkeit mit Hefslöth hat: Witwe Hesslöhl wohnte in der Rhönstraße 1 und betrieb eine Agentur. Wofür, das haben wir nicht rausgefunden. Schon 1893 wohnt kein Hesslöhl mehr in der Rhönstraße, dafür findet sich ein Eintrag in der Hegelstraße 7. Und der Kaufmann Hesslöhl, der da wohnt, heißt: Richtig, Carl. 1897 zieht er um in die Hafenstraße, 1898 in die Schopenhauerstraße und 1899 in die Gutleutstraße 101. Die Adresse ist nur wenige Schritte von der Hohenzollernstraße 14 entfernt. Noch einmal: „…Darauf zogen diese Mannen in die Wirtschaft des Vaters von Emil Müller, Hohenzollernstr. 14, wo sie sich, ermutigt durch einige Stammtischgäste, über die Gründung des neuen Vereins unter dem Namen Frankfurter Fußballklub „Victoria“ einig wurden.“
Unter den Spielern oder Funktionären der Victoria taucht der Name Hesslöhl niemals auf. Ein Feierabendschoppen des jungen Kaufmanns Hesslöhl, der übrigens mit Kaffee handelt, ist wirklich denkbar. Dieser Kneipenbesuch hätte dann sporthistorische Dimensionen gehabt!
Der Name Hesslöhl kommt ja nicht oft vor. Wer heißt Hesslöhl, wessen Vorfahren kommen aus Frankfurt?
Carl Troliet
Im Gründungsprotokoll wird Carl Troliet in der zweiten Spalte an dritter Stelle genannt. Carl spielte auch gleich im ersten Spiel gegen Bockenheim. Auch in weiteren Aufstellungen taucht er auf, wird da aber immer als Carl Trolliet notiert.
Leider gibt es in den Adressbüchern der Stadt Frankfurt keinen Eintrag mit dem Namen Troliet oder Trolliet. Wir haben von 1850 bis 1943 ohne Erfolg recherchiert, auch in den Verlustlisten des 1. Weltkriegs ist der Name weder auf deutscher, noch auf französischer Seite genannt. Die einzige Fundstelle ist eine Nachlassakte im Institut für Stadtgeschichte, die unter dem Namen C.J.Trolliet angelegt wurde, allerdings bereits 1859.
Daher bleibt die Vermutung, dass Carl Trolliet ein auswärtiger junger Mann in einem Lehrverhältnis war und in Frankfurt in Untermiete oder sonstiger Unterbringung lebte. Diese Personen wurden im Adressbuch nicht verzeichnet. Oder er wohnte in Frankfurt, hat aber seine Adressdaten bei den zuständigen Behörden nicht ordnungsgemäß abgegeben. Wenn man für den Fußball lebt, kann so etwas schon mal passieren.
Im März 1900 übernahm Carl Trolliet bei der Victoria hinter Albert Pohlenk das Amt des Zweiten Vorsitzenden. Diesmal wurde er Charles Troulliet geschrieben.
Frage: Troliet, Trolliet, Troulliet? Wenn Sie jemanden kennen, der diesen Namen trägt, informieren Sie ihn!
Willy Conrad Seubert
Das Victoria-Gründungsmitglied W.C. Seubert, im Protokoll vom 8. März 1899 in der zweiten Stelle als Vierter genannt, gehört nach den Erinnerungen von Michael Pickel eigentlich nicht zu den Hauptfiguren der Gründung. Er schreibt:
„Meinungsverschiedenheiten innerhalb des F.F.C. „Germania 1894 und zwar zwischen dem damaligen Vorsitzenden Albert Pohlenk und den gleichgesinnten Seelen Alb. Gerhardt, Emil Müller, Hans Schnug & L. Heil einerseits und den Fussball-Koryphäen I.K. Roth, M. Fritz Seidenfaden andererseits, führten in der Frühjahrshauptversammlung der „Germania“ zum Austritt der ersterwähnten fünf Leute, die „im gerechten Zorn“ sofort die Wallstatt der letzten Redeschlacht verliessen. Erster und einziger Gedanke dieser winzigen Schar war die Gründung eines neuen Vereins und Pohlenk konnte seinen Jüngern unter nächtigem Himmel eine erste Standpauke halten, in der er auf die Schwierigkeiten hinwies, die mit der Schaffung und dem Aufbau des Vereins verbunden waren. Darauf zogen diese Mannen in die Wirtschaft des Vaters von Emil Müller, Hohenzollernstr. 14, wo sie sich, ermutigt durch einige Stammtischgäste, über die Gründung des neuen Vereins unter dem Namen Frankfurter Fußballklub „Victoria“ einig wurden. Einige Tage später fand die Gründungsversammlung statt.“
In den ersten Mannschaftsaufstellungen ist Seubert jedoch mehrfach als Halbstürmer genannt; er war daher wohl keine Randfigur. Schon bei der Gründung wird er auch Funktionär, er wird zum Schriftführer bestellt. Auch bei der zweiten Sitzung im Jahr 1900 wird der Posten bestätigt. Die Sitzung fand übrigens in der Hohenzollernstraße 24 statt, nicht zu verwechseln mit der Nummer 14, in der sich „Zum Friedrichshof“ befand. In der Hohenzollernstraße 24 wohnte, so findet man es in den Adressbüchern, der Schuhmacher Jean Seubert. Es ist also mit einiger Gewissheit anzunehmen, dass es sich bei „W.C.“ um dessen Sohn Willy C. Seubert handelt. 1904 taucht im Adressbuch in der Hohenzollernstraße 24 neben dem Inhaber Jean Seubert auch ein W. Seubert, Kaufmann auf. Da ist er, der Willy! 1908 zieht Willy um, und zwar in die Mörfelder Landstraße 137, 2. Stock, 1909 dann in die Rotlintstraße 69, Parterre. Mittlerweile handelt er mit Leder, 1915 findet sich in der Frankfurter Zeitung und Handelsblatt eine Anzeige für „Prima Blankleder-Croupons für Koppeln“. Croupon ist übrigens ein Abschnitt der Tierhaut, eine Koppel ist ein Gürtel.
Fußballerisch scheint Willy zu der Zeit nicht mehr aktiv zu sein. Seit 1909 finden wir ihn beim Verein „Frankfurter Liedertafel von 1827“, hier ist er zunächst „I. Kassierer“, später 2. Vorsitzender und ab 1924 Erster Vorsitzender. Die große Jubiläumsfeier zum 100. Geburtstag der „Frankfurter Liedertafel“ verantwortet er im Oktober 1927 als 1. Vorsitzender, die Feier findet im Saalbau statt, verbunden mit der 40jährigen Jubelfeier des Wagener´schen Quartetts. Als Postadresse für die Liedertafel dient die alte Adresse Hohenzollernstraße 24, wo sich Willy seit den 1920er Jahren um „Immobilien u. Verwaltungen“ kümmert. Sein zweiter Vorname findet sich jetzt auch in den Adressbüchern, er heißt Willy Conrad, womit wir das unwürdige W.C. endlich beenden können. Als Vorsitzenden der „Frankfurter Liedertafel“ können wir Willy Conrad Seubert bis 1937 nachweisen, danach werden die „Vereinsführer“ in den Adressbüchern nicht mehr genannt. Außerdem finden wir Hinweise, dass sich Willy ehrenamtlich als Armenpfleger in der städtischen Armen-Verwaltung von Frankfurt engagiert hat.
Auch nach dem Krieg findet sich der Kaufmann Willy Seubert mit einem Eintrag in der Rotlintstraße 69, ab 1955 gilt als Eigentümerin Tilly Seubert. Der letzte Hinweis auf die Seuberts stammt von 1962, da wurde im Adressbuch M. Seubert vermerkt.
Ein sportbegeisterter Herr Seubert, der später auch im Gesangsverein aktiv war. Der hat sicher viel über seine Jugendjahre berichtet. Wer erinnert sich?
SGE-SUCHT: Zum 122. Geburtstag
Was aus den anderen Gründern wurde, soll sich in den nächsten Tagen mit Hilfe aller Eintracht-Fans klären. Walter Engel aus Westfalen hat sämtliche Namen in den Adressbüchern von Frankfurt abgeglichen und Spuren gefunden. Dafür ein herzliches Dankeschön! Bis zum Jahrestag des ersten Spiels gegen den Bockenheimer FC 1899 am 19. März wird jeder Vereinsgründer vorgestellt sein. Je mehr von der Spurensuche erfahren, desto besser natürlich – also gerne weitersagen und teilen!