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18.03.2021
Museum

Die Gründerväter der Eintracht - Teil 6

An dieser Stelle kommen nach und nach sämtliche Vereinsgründer unter die Lupe. Eine Suche nach den Menschen, die diesen Verein einst aus der Taufe gehoben haben.

Am 8. März 1899 wurde die Eintracht von 15 sportbegeisterten Frankfurtern unter dem Namen Victoria gegründet. Was aus den Gründern wurde, möchte das Eintracht-Museum mithilfe aller Eintracht-Fans klären. Walter Engel aus Westfalen hat sämtliche Gründernamen in den Adressbüchern von Frankfurt abgeglichen und Spuren gefunden. Dafür ein herzliches Dankeschön! Bis zum Jahrestag des ersten Spiels gegen den Bockenheimer FC 1899 am 19. März wird jeder Vereinsgründer vorgestellt sein. Je mehr von der Spurensuche erfahren, desto besser natürlich – also gerne weitersagen und teilen!

Im großen Finale der einträchtigen Zeitreise rücken nacheinander Heinrich Schmidt, Hans Schnug und Emil Müller ins historische Rampenlicht.

Heinrich Schmidt

In der rechten Spalte des Gründungsprotokolls ist ein H. Schmidt an fünfter Stelle genannt. Heinrich kickte gleich im ersten Spiel der Victoria mit und spielte bis 1907 im Verein.

Die Suche im Zusammenhang mit dem Familienname „Schmidt“ und gar noch unter der Einbeziehung ähnlicher Namen wie „Schmied“, „Schmitt“ und dergleichen mehr ist in einem Adressbuch einer Großstadt völlig hoffnungslos. Bei den genannten Nachnamen geht die Anzahl der Einträge in die Hunderte, allein in Verbindung des Nachnamens „Schmidt“ mit dem Vornamen „Heinrich“ finden sich im Frankfurter Adressbuch des Jahres 1900 bereits 53 Einträge. Im Zusammenhang mit den weiteren  Suchen nach Vereinsgründern ergäbe sich ein Sinnzusammenhang bei zwei Einträgen, die sich auf Eisenbahnmitarbeiter beziehen, wenn wir im Bereich der „Stammtischgäste“ suchen würden: Es gibt einen Eisenbahnbediensteten Heinrich Schmidt in der Frankfurter Straße 21 und einen Eisenbahnschaffner Heinrich Schmidt in der Gutleutstraße. Da unser Heinrich aber aktiv gekickt hat, wird er eher nicht aus dem Stammtischumfeld gekommen sein. Er könnte ein Sohn der beiden Eisenbahnangestellten sein.

Eine weitere Option findet sich direkt im Haus, in dem sich die Gaststätte befindet. Da wohnt nämlich eine Witwe Catharina Schmitt (allerdings mit Doppel-T, wobei Buchstabenfehler sowohl auf seiten der Adressbuchrredaktion als auch auf Seiten der Eintracht-Dokumentare immer wieder vorkamen).

Der Fall Heinrich Schmidt bleibt also erstmal offen und es braucht schon einen 29. Mai 1999 der Ahnenforschung, um hier Licht ins Dunkel zu bringen.

Hans Schnug

Hans Schnug, der im Gründungsprotokoll vom 8. März 1899 in der zweiten Spalte an sechster Stelle genannt ist, ist mit großer Wahrscheinlichkeit Sohn des Ehepaares Carl und Margarethe Schnug aus dem Kettenhofweg 64. Die Familie Schnug wohnt bis zum Tod von Vater Karl im Kettenhofweg, danach zieht sie um in die Cranachstraße 8.

Hans ist nicht nur Mitbegründer der Victoria, er spielt auch im ersten Spiel am 19. März 1899.  Bis 1908 taucht er immer wieder in den Aufstellungen der Victoria auf, er ist meist Stürmer, spielt aber auch als Läufer. Zeitweise ist er der Kapitän der Victoria. 1906 taucht Hans Schnug erstmals auch auf der Schiedsrichterliste von Frankfurt auf.

Im Adressbuch von 1914 findet sich der Hinweis, dass Hans Schnug mittlerweile als Gastwirt arbeitet, die Gastwirtschaft befindet sich in der Cranachstraße 1. Da gibt es übrigens bis heute eine Gaststätte. 1934 taucht er im Adressbuch als Kaufmann auf, mittlerweile ist er mit Eleonore verheiratet. Das Bier-Restaurant mit Wirtschaftsgarten wird mittlerweile von Eduard Hoffmann betrieben. Im letzten Adressbuch vor Kriegsende 1943 ist Hans Schnug immer noch in der Cranachstraße 1 vermerkt, mittlerweile ist als Beruf „Angestellter“ angegeben.

Nach Kriegsende gehört die Gaststätte in der Cranachstraße 1 der Binding-Brauerei. Ein Hans Schnug taucht 1954 im Adressbuch wieder auf, als Beruf ist Kellner angegeben, er wohnt in der Jungstraße 18.

Hier sind wir optimistischer. Ein Fußballer und Gaststättenbetreiber namens Schnug muss doch aufzutreiben sein. Wer heißt Schnug und hat Vorfahren in Frankfurt? Bitte recherchieren!

Emil Müller

In der rechten Spalte befindet sich an siebter und letzter Stelle der Name E. Müller, in der Gründungsversammlung wird er zum I. Zeugwart gewählt. Es handelt sich hier um Emil Müller, Sohn des Gaststättenwirts F.C. Müller.  Emil steht auch beim ersten Spiel der Victoria als Verteidiger (Bak) auf dem Platz. Natürlich ziehen Abwehrspieler manchmal Kritik auf sich, so zum Beispiel im sechsten Spiel der Victoria, der ersten großen Klatsche des Vereins (0:8 gegen den Mannheimer FV im Mai 1899): „Die Glücksgöttin war "Victoria" wenig hold, daher kam es dann auch, daß vor halftime 6 Goal getreten wurden. Nachdem zwar besserte sich Victoria, mußte aber trotzdem noch 2 Bälle durch ihre Pfosten lassen und sich so mit 8:0 Goal geschlagen bekennen. Es wurde wie aus dem Resultat ersichtlich schlecht gespielt, grundsätzlich versagten die Backs "Victorias". Das Spiel fand hier statt. A. Pohlenk (Spiel-Berichte des F.F.C. "Victoria" 1899).“

Manchmal wird die Kritik sogar persönlich, wir zitieren aus dem Spielbericht vom 23. Juli 1899, ein 0:2 gegen den FC Frankfurt 1880: „Die Spielzeit war 2 mal 35 Min. Victoria leistete nicht was sie konnte, Der kleine fremde Platz beeinflusste das Spiel, hauptsächlich trugen die beiden Baks Müller und Birkner, welche nach halftime große Fehler machten und fast ganz versagten, viel Schuld, dass das Spiel mit 2:0 für Victoria verlorenging. A. Pohlenk, I. Capt. (Spiel-Berichte des F.F.C. "Victoria" 1899).“

Emil Müller spielt in den folgenden Jahren auch im Mittelfeld der Victoria, zeitweise ist er der Erste Vorsitzende des Vereins. 1906 wird er auch als Schiedsrichter für Frankfurt genannt. 1907 gehört er zu den „Old Boys“ des Vereins und ist gemeinsam mit Albert Pohlenk vertreter für den Frankfurter Associations-Bund und den Gauausschuss des DFB. Beruflich widmet er sich der Elektronik, im Adressbuch der Stadt Frankfurt taucht er als Elektrotechniker auf.

In den Adressbüchern der Jahre 1912, 1913 und 1914 tauchen mehrere Emil Müller auf, unter anderem auch Gaststättenwirte. Übereinstimmungen haben wir keine mehr gefunden. Auch in den Verlustlisten des 1. Weltkrieg findet sich der Eintrag „Emil Müller, Frankfurt“ mehrfach, ohne weitere Personaldaten ist eine Übereinstimmung aber nicht nachweisbar.

Wenn wir F.C. Müller gelöst haben, haben wir auch Emil gelöst. Daher weiter die Suche nach Frankfurter Gastronomen des frühen 20. Jahrhunderts mit dem Namen Müller! Sie könnten mit unserer Erfolgsgeschichte zu tun haben!

SGE-SUCHT: Zum 122. Geburtstag

Was aus den anderen Gründern wurde, soll sich in den nächsten Tagen mit Hilfe aller Eintracht-Fans klären. Walter Engel aus Westfalen hat sämtliche Namen in den Adressbüchern von Frankfurt abgeglichen und Spuren gefunden. Dafür ein herzliches Dankeschön! Bis zum Jahrestag des ersten Spiels gegen den Bockenheimer FC 1899 am 19. März wird jeder Vereinsgründer vorgestellt sein. Je mehr von der Spurensuche erfahren, desto besser natürlich – also gerne weitersagen und teilen!