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14.03.2021
Museum

Die Gründerväter der Eintracht - Teil 4

An dieser Stelle kommen nach und nach sämtliche Vereinsgründer unter die Lupe. Eine Suche nach den Menschen, die diesen Verein einst aus der Taufe gehoben haben.

Am 8. März 1899 wurde die Eintracht von 15 sportbegeisterten Frankfurtern unter dem Namen Victoria gegründet. Was aus den Gründern wurde, möchte das Eintracht-Museum mithilfe aller Eintracht-Fans klären. Walter Engel aus Westfalen hat sämtliche Gründernamen in den Adressbüchern von Frankfurt abgeglichen und Spuren gefunden. Dafür ein herzliches Dankeschön! Bis zum Jahrestag des ersten Spiels gegen den Bockenheimer FC 1899 am 19. März wird jeder Vereinsgründer vorgestellt sein. Je mehr von der Spurensuche erfahren, desto besser natürlich – also gerne weitersagen und teilen!

Der vierte Teil dieser kleinen Serie begibt sich auf die Suche nach Willy Riese – und natürlich Albert Pohlenk, dem wohl bekanntesten der 15 Gründerväter.

Willy Riese

Nächster Fall, nächste Frage: Wer ist W. Riese? Auf der „Gründungsurkunde“ steht sein Name in der linken Spalte an achter Stelle, in der rechten Spalte stehen sieben Namen, so steht er also ganz unten allein und stört etwas die Symmetrie. Wir finden, das ist programmatisch.

Willy Riese spielte im ersten Spiel der Victoria und ist in den Statistiken als Spieler bis 1907 vermerkt, allerdings nur selten und zuletzt am 11. November 1906 beim 3:0 gegen den FFC Germania.

Die Vermutung liegt nahe, dass sich Willy Riese schon kurz nach der Vereinsgründung einem anderen Verein zugewandt hat, nämlich dem Bockenheimer FC 1899, aus dem später Rot-Weiss Frankfurt wurde. In der Broschüer „Aus der Steinzeit des Frankfurter Fußballs“ berichtet Ludwig Isenburger 1929: „…“Vorwärts“-Mitglieder waren es auch, die dann wieder den Bockenheimer FC 1899 gründeten… . Willy (+) und Justus Riese (heute noch erster Vorsitzender des SC Rot Weiß Frankfurt)….waren die ersten, die im hellblauen Sweater mit gelber Schärpe mit dem gelben Imkerzeichen, dem alten Stadtwappen des fleißigen Bockenheims, auf der linken Brustseite spielten und dazu die weiße Hose mit den hellblauen Biesen trugen.“

Es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass es sich bei dem im Text genannten Willy Riese um den Unterzeichner der Victoriagründungsurkunde handelt. Der Name „Riese“ kommt im Frankfurter Adressbuch im Jahr 1900 nur an 16 verschiedenen Wohnsitzen vor und der Fußballbezug ist eindeutig. Es ist weiter davon auszugehen, dass Willy und Justus Riese zusammengehörten, Ludwig Isenburger spricht in seinem Büchlein darüber, dass sie Brüder waren. Sie lebten jedenfalls bis 1913 gemeinsam in der Sophienstraße 113. In den Adressbüchern wird der Beruf von Willy ebenfalls genannt, er war Zeichner. Wenn sein Bruder Justus, der genauso fußballbegeistert ist, wie er selbst, bei der Gründung eines Fußballvereins dabei ist, kann man sich ausmalen, dass Justus den Willy mit „herüberzieht“. Der Bockenheimer FC 1899 spielte genau wie die Victoria auf der Hundswiese.

Und wieso taucht Riese dann noch 1906 bei der Victoria auf? Es könnte sich dabei um eine Namensdoppelung handeln, andrerseits waren Vereinswechsel in der Anfangszeit des Fußballs auch recht einfach. Ludwig Isenburger berichtet dazu: „…Hierzu bedurfte es ja keinerlei Formalitäten. Sperrfrist, Freigabe und Spielerlaubnis sind ja erst Erfindungen späterer Zeit geworden. Der Vereinswechsel war ja eine Sache „á la minute“ und nicht selten waren Spieler im Dreß des einen Vereins aus dem Umkleideraum herausgekommen, um wenige Minuten später auf der anderen Seite mit in der Spielkleidung des Gegners Aufstellung zu nehmen…“.

Ein letzter Hinweis: Willy Riese muss am 1. Oktober 1929 bereits verstorben gewesen sein, an dem Datum vollendete Ludwig Isenburger seinen Text „Aus der Steinzeit des Frankfurter Fußballs“.

Das sind doch mal handfeste Fakten. Wer kennt die Rieses aus der Sophienstraße 113.

Albert Pohlenk

Kommen wir zur rechten Spalte. Da ist nicht zu Unrecht Albert Pohlenk als erster genannt. Ludwig Isenburger, der Chronist der „Steinzeit des Frankfurter Fußballs“, schrieb einst, dass „Albert Pohlenk, wohl bis zum heutigen Tage der populärste und bestgelittene Frankfurter Fußballer, bereits im Gründungsjahr 1899 1.Kapitän der Victoria war“. Über Albert Pohlenk wissen wir viel, er wurde am 12. Dezember 1875 geboren und starb am 4. September 1948. Er hat die ganze Familie zu Eintrachtfans gemacht, sein vor wenigen Jahren verstorbener Enkel Horst hat uns das Uhrmacherwerkzeug von Albert für das Museum übergeben und sein Urenkel Sebastian ist im EFC Abbuze aktiv. Wenn das Eintracht-Museum Rundgänge über den Hauptfriedhof organisiert gehen wir stets an Alberts Grab vorbei und bei Stadtrundgängen stehen wir vor seinem Uhrmacherladen. Trotzdem hier noch mal einige interessante Informationen zum ersten Vorsitzenden unseres Vereins:

Albert Pohlenk war im März 1899 der Kopf der unzufriedenen Mitglieder, die die Germania 94 verließen, er „hielt seinen Freunden unter nächtlichem Himmel eine Standpauke“. Bei der Gründung am 8. März wurde er zum „I. Vorsitzenden“ und zum „1. Capitain“ des Vereins gewählt. Albert Pohlenk spielte im ersten Spiel des Vereins, er war von 1899 bis 1903 und noch mal 1904 Vorsitzender der Victoria, gehörte auch dem FFC und später der Eintracht an, von der er zum Ehrenmitglied ernannt wurde.

In den Anfangsjahren war die Victoria noch nicht im Adressbuch vertreten, daher ging die Post immer erstmal an Albert Pohlenk, der zu dieser Zeit in der Lenaustraße 35. 1903 war er Vorsitzender im Frankfurter Associations-Bund, 1904 außerdem Schriftführer im Verband Süddeutscher Fußballvereine. 1905 und 1906 war Albert Pohlenk im Verband Süddeutscher Fußballvereine beim Nordkreis-Ausschuss für Spielangelegenheiten tätig, von 1910 bis 1912 war der wieder Vorsitzender im Frankfurter Associations-Bund.

Privat zog Albert Pohlenk 1906 in eine Wohnung in der Eiserne Hand 38, 1911 dann in die Koselstraße 38 und ein Jahr später in die Koselstraße 51. 1918 erfolgt ein weiterer Umzug, diesmal in die Eckenheimer Landstraße 74. Sein Geschäft in der Eckenheimer Landstraße 57 b findet sich im Adressbuch ab 1920. Hier wirkte er bis zu seinem Tod 1948. Gehen Sie gerne mal da hin. Der Schriftzug „Pohlenk“ ist am Hause bis heute zu sehen.

Hier haben wir ja schon alle wichtigen Daten. Angehörige der Famile brauchen sich also nicht mehr melden.

SGE-SUCHT: Zum 122. Geburtstag

Was aus den anderen Gründern wurde, soll sich in den nächsten Tagen mit Hilfe aller Eintracht-Fans klären. Walter Engel aus Westfalen hat sämtliche Namen in den Adressbüchern von Frankfurt abgeglichen und Spuren gefunden. Dafür ein herzliches Dankeschön! Bis zum Jahrestag des ersten Spiels gegen den Bockenheimer FC 1899 am 19. März wird jeder Vereinsgründer vorgestellt sein. Je mehr von der Spurensuche erfahren, desto besser natürlich – also gerne weitersagen und teilen!