Dazu sei euch das Buch „59 Eintracht-Orte“ ans Herz gelegt, das ihr unter museum@eintrachtfrankfurt.de für nur 15 Euro bestellen könnt. Die Texte, die in den nächsten Tagen erscheinen, wurden dem Buch entnommen. Im fünften Teil der kleinen Serie geht‘s ans Scheffeleck.
Scheffeleck
Tag und Nacht sausen die Autos über den Anlagenring, der die Innenstadt vom Nordend trennt. Dort, wo heute die Scheffelstraße und die Eckenheimer Landstraße auf den Ring stoßen und die Wagen der U-Bahn-Linie 5 rasselnd das Tageslicht erblicken, traf sich in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die anwohnende Jugend und jagte regelmäßig dem runden Leder hinterher. Die Parkanlage, die sich vom Main bis hin zur Bockenheimer Anlage zieht, und insbesondere der Park am Scheffeleck boten genügend Raum für die jungen Fußballer. Einer von ihnen war Karl, genannt „Micki“ Kraus, der im Buch „Wir waren die Juddebube“ von seiner fußballerischen Vergangenheit erzählt: „Wir haben immer mit dem Fritz Fleischer und dem Werner Beresheim gekickt. Und der Fritz Fleischer, der ein halbes Jahr älter war als ich, hat immer an mir herumgemacht und gesagt: ‚Komm, wir gehen zur Eintracht‘, seine Schwester Tilly war ja schon lange im Verein.“ Und eine großartige Sportlerin. Bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles sicherte sie sich die Bronzemedaille im Speerwurf, vier Jahre später holte sie in Berlin sogar Gold. Die Eltern von Fritz und Tilly führten in der nahen Schäfergasse eine Metzgerei, nur wenige Schritte davon entfernt betrieb die Familie Kraus einen Laden, den Hut- und Mützen-Kraus.
Die Gegend rund um die Schäfergasse war Eintracht-Revier. Beim Kicken in der Anlage gaben sich die Freunde natürlich die Namen der großen Stars – und die kamen alle von der Eintracht. Hier kickte der Nachwuchs Kellerhoff, der Nachwuchs Mantel oder der Nachwuchs Schaller. Besonders talentierte Kicker führte der Weg vom Scheffeleck schnurstracks zur Eintracht. Wie bei Karl Kraus, der im März 1933 mit elf Jahren dem Verein beitrat und es später sogar auf zwei Einsätze in der ersten Mannschaft brachte. Über 80 Jahre lang blieb er seiner Eintracht treu – bis er am 8. März 2013, dem Geburtstag der Eintracht, im Alter von 91 Jahren verstarb. Begonnen aber hat sein fußballerischer Weg mitten in der Stadt – am Scheffeleck.
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