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14.09.2015
Traditionsmannschaft

Traditionsmannschaft siegt im Gedenkspiel

Wenn die Eintracht-Traditionsmannschaft die Fußballstiefel schnürt, liegt für den Gegner meist ein besonderer Anlass vor: Typischerweise treten unsere Goldies zu Vereinsjubiläen oder wohltätigen Zwecken an und tragen in lockerer Atmosphäre zum Gelingen der Vereinsfeste bei.

Am 31. August war der Hintergrund der Begegnung gegen die Allstars von Germania Niederrodenbach allerdings mehr als traurig: Das Spiel fand im Gedenken an den kürzlich verstorbenen Germania-Spieler Daniel Kowalski statt.

Mit 24 Jahren hat man eigentlich noch das ganze Leben vor sich: Viele beginnen in diesem Alter gerade erst auf eigenen Beinen zu stehen, die Zukunft anzupacken und der Welt den eigenen Stempel aufzudrücken. Gedanken an den Tod verschwenden in diesen Jahren die Wenigsten. Und doch kommt es immer wieder vor, dass junge Menschen viel zu früh von uns gehen.

Besonders erschütternd ist es, wenn der Tod völlig überraschend eintritt. Auch in der Welt des Fußballs kennt man solche Tragödien. Marc-Vivien Foé, Miklosh Feher oder Antonio Puerta sind nur drei Beispiele für junge Spitzensportler, die in den vergangenen Jahren während der Ausübung ihrer großen Leidenschaft das Leben ließen. Das gleiche Schicksal ereilte den Niederrodenbacher Daniel Kowalski am 11. Juli dieses Jahres.

Die zweite Mannschaft des FC Germania absolvierte gerade ihr Trainingslager im heimischen Waldstadion, als der 24-jährige Kowalski nach einer Einheit noch auf dem Sportplatz zusammenbrach. Sofort eingeleitete Wiederbelebungsmaßnahmen seiner Teamkollegen und der schnell eintreffenden Rettungskräfte blieben erfolglos, Kowalski erlag im Kreise seiner Mannschaft einem plötzlichen Herzversagen.

Im Bestreben einen Weg zu finden, mit dem Schmerz des Verlusts umzugehen, rückte die ohnehin sehr intakte Mannschaft noch enger zusammen. „Kowas Tod war für uns alle niederschmetternd“, berichtet dessen Mannschaftskamerad Daniel Köhler. „Jetzt im Nachhinein lässt sich feststellen, dass er uns noch mehr als Team zusammengeschweißt hat.“ Trost fand die Mannschaft auch in ihrer Leidenschaft für den Fußball, die sie alle mit ihrem Freund teilten.

Schon bald entstand die Idee, Kowalski im Rahmen eines Benefizspiels gegen die Traditionsmannschaft der Eintracht ein Denkmal zu setzen. „Daniel war glühender Eintracht-Fan. Er war Mitglied im Verein und gemeinsam mit seinem Vater bei jedem Heimspiel in Frankfurt dabei. Ich glaube das hätte ihm sehr gefallen heute“, erzählte seine Patentante Silvia Ruppert nun am 31. August – dem 25. Geburtstag Kowalskis – unmittelbar vor dem Anstoß der Begegnung.

Für die Spieler der Traditionsmannschaft gab es kein Zögern als die Anfrage kam. Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen ließ es sich nicht nehmen, sogar selbst wieder das Dress der Traditionsmannschaft überzustreifen, nachdem er im Januar in Folge eines Muskelbündelrisses im Trainingslager der ersten Mannschaft in Abu Dhabi eigentlich  seine Schuhe an den Nagel gehängt hatte: „Ich glaube, dass es jeden, der Fußball spielt, von der Kreisklasse bis zur Bundesliga betroffen macht, wenn so etwas passiert. Die Probleme dieser Welt können wir nicht lösen, wenn wir aber im Kleinen etwas zum Gedenken und zur Ehrung dieses Sportlers beitragen können, dann tun wir das gerne“, so der 67-Jährige.

Auch die anderen Spieler zeigten sich nachdenklich und mitfühlend ob des traurigen Hintergrunds des Spiels. Thomas Lassers Gedanken waren vor allem bei der Familie des Verstorbenen: „Zunächst tut es einem wahnsinnig Leid für den jungen Mann und seine Hinterbliebenen. Auf dem Weg hierher im Auto waren Michael Anicic und ich ziemlich still. Das geht einem schon nahe.“

Eintrachts Publikumsliebling Christoph Preuß, der sich ebenfalls zu diesem besonderen Anlass die Ehre gab, zeigte sich indes vom Zweck der Veranstaltung überzeugt: „Ich denke, wir setzen mit dem Spiel ein Zeichen und nehmen Anteil an dem Schicksal der Familie. Da spielt es auch keine Rolle, dass ich morgen mit den alten körperlichen Problemen zu kämpfen haben werde. Ich hoffe es kommen ein paar Euro für die Familie zusammen, was den Verlust zwar in keiner Weise schmälert, aber wenigstens etwas Unterstützung gibt.“

Das Spiel selbst sollte den über tausend Zuschauern im Niederrodenbacher Waldstadion einiges bieten. Nach einer emotionalen Schweigeminute zeigten die „Germania Allstars“ gleich zu Beginn, dass sie zwar Respekt, keinesfalls jedoch Angst vor großen Namen hatten. Die ersten drei Großchancen des Spiels gingen auf das Konto der Gastgeber, die es im vierten Versuch besser machten und durch einen Abstauber von Michael Mankel in der 9. Spielminute mit 1:0 in Führung gingen.

Der frühe Rückstand weckte die bis dahin sehr passiven Adler, die in der Folge einige Versuche über die sehr agilen Skela und Bommer starteten. Doch sowohl Körbels Kopfball nach einer Ecke, als auch ein sehenswerter Innenseitenschuss von Anicic fanden zunächst nicht den Weg ins Tor. Slobodan Komljenovic war es dann, der in der 18. Minute nach einer Hereingabe von Patrick Glöckner goldrichtig am zweiten Pfosten stand und den Ball locker zum Ausgleich einnicken konnte.

Mitte der ersten Halbzeit spielten beide Mannschaften dann mit offenem Visier, Chancen gab es hüben wie drüben, nur Tore fielen nicht. Gegen Ende der ersten Hälfte drehte die SGE dann nochmal auf. Der bis dahin streng bewachte Anicic setzte zunächst einen Schuss von der Strafraumgrenze an den rechten Außenpfosten und hatte kurz darauf die Chance zum 2:1 per Strafstoß. Diesen lupfte er aber viel zu lässig im Stile Panenkas Richtung Tor, so dass Keeper Tobias Kirchner ohne größere Mühe das 1:1 in die Pause retten konnte.

Vier Minuten nach Wiederanpfiff bekam Anicic dann die Chance zur Wiedergutmachung: In siebzehn Metern Torentfernung lag der Ballhalbrechts zum Freistoß bereit und diesen zirkelte der 40-Jährige gefühlvoll in den rechten Winkel zum 2:1. Wie schon im ersten Durchgang wechselten sich die Chancen im Anschluss an den Treffer auf beiden Seiten ab. Die Eintracht hätte den Deckel drauf machen können, versäumte dies aber und geriet so gegen Ende immer mehr in die Bredouille.

Trotz etlicher Großchancen der Gastgeber, die mal von Abwehr-Ass Preuß, mal von Keeper Hansi Steinle und mal von der Latte vereitelt wurden, blieb es schlussendlich aber beim 2:1 aus Eintracht-Sicht. Lobende Worte für den Gegner gab es von Tradi-Spielmacher Ervin-Skela: „Das war ein hartes Stück Arbeit. Die Germania-Spieler haben für ihren Freund alles gegeben und uns einiges abverlangt. Chancen gab es für alle genügend – ein gutes Spiel.“

Germanias Spielertrainer Jochen Breideband zeigte sich nach Abpfiff ebenfalls zufrieden: „Das Spiel hat voll und ganz seinen Zweck erfüllt: Es waren viele Leute da, ich denke, es wurde auch großzügig gespendet, das ist das Wichtigste. Am Ende ärgert man sich als Fußballer natürlich über die vielen vergebenen Chancen, ein Unentschieden wäre sicher drin gewesen. Trotzdem denke ich, dass wir uns heute gut verkauft haben.“

Die Eintracht Frankfurt Traditionsmannschaft dankt den Veranstaltern und allen Beteiligten des FC Germania Niederrodenbach für die Ausrichtung dieses Benefizspiels und wünscht der Familie sowie allen Freunden von Daniel Kowalski viel Kraft für die Bewältigung der Trauer.