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30.03.2012
Traditionsmannschaft

Tradi-Spieler berichten vom Pokalsieg 1988

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, schallt es häufig durch die deutschen Stadien. Der Klassiker unter den Fußballfans, verbunden mit der Sehnsucht nach einem einzigartigen Erlebnis in Berlin.

Es liegt schon eine Weile zurück, 14 Jahre fast, als sich Mannschaft und Fans zum Pokalfinale nach Berlin aufmachten. Am 28. Mai 1988, um genau zu sein, standen sich Eintracht Frankfurt und der VfL Bochum gegenüber. Zum Kader zählten seinerzeit die heutigen Spieler unserer Traditionsmannschaft Charly Körbel, Dietmar Roth, Holger Friz, Manfred Binz und Uwe Müller.  Sie erzählen uns von unvergesslichen Momenten und geben uns exklusive Eindrücke rund um das Pokalfinale.

Einzigartig, einmalig, sensationell, großartig, außergewöhnlich! Wenn man die damaligen Spieler auf das Pokalfinale anspricht, blühen die Erinnerungen wieder auf. Sowohl für Spieler als auch für Fans ein riesen Erlebnis. „Die ganze Atmosphäre in der Stadt, auf den Straßen, am Hotel, vor und nach dem Spiel war grandios“, berichtet Dietmar Roth. Vor einer tollen Kulisse mit 76.000 Zuschauern ging die Eintracht als leichter Favorit ins Endspiel. „Schon das Warmmachen vor 25.000 Fans in der Kurve war gigantisch. Das werde ich nie vergessen“, erzählt uns Manni Binz. Auch für Holger Friz war „der Einlauf ins Stadion einmalig, der am Ende noch von der Pokalübergabe gekörnt wurde.“  Aber eins nach dem Anderen.

Zu Beginn konnte die Eintracht das Spiel nicht richtig kontrollieren, der VFL stand gut in der Abwehr, ließ kaum Frankfurter Angriffe zu und kam selbst zu einigen Chancen. „An dem Tag war es extrem heiß und so hatte wir auch mit der Hitze zu kämpfen“, merkt Friz an. Doch mit zunehmender Spieldauer änderte sich das Bild. Friz erinnert sich, dass „Uli Stein in der Halbzeit eine etwas lautere Ansprache gehalten hatte, um uns noch mehr zu pushen.“ Es half, die Bochumer schienen mit den Kräften am Ende, Detari konnte sich, unterstützt von den nun offensiv ausgerichteten Binz und Sievers, besser in Szene setzen.

In der 81. Minute kam es dann zur entscheidenden Szene: Der spätere Eintrachtler Thomas Epp foulte Lajos Detari rund 20 Meter vor dem Bochumer Tor. Der Ungar führte den Freistoß selbst aus und zirkelt den Ball unhaltbar für Torhüter Zumdick ins linke obere Toreck. Roth hat es noch heute vor den Augen: „Beim entscheidenden Freistoßtor stand ich mit an der Mauer und habe versucht Unruhe zu stiften und dem Torwart etwas die Sicht zu nehmen. Als der Ball dann Richtung Tor flog, bin ich hinterher und ahnte: Scheiße, der ist drin, der passt!“ Auch Binz hatte schon „eine Vorahnung, weil ich wusste, dass Detari ein klasse Schütze war. Das er den Ball dann so in den Winkel haut, war natürlich Wahnsinn.“

Auch der Torschütze muss an diesem Tag eine besondere Eingebung gehabt haben, wie uns Charly Körbel vermittelt: „Ich war damals mit Detari auf einem Zimmer und in der Mittagsruhe vorm Spiel hat er mich total verrückt gemacht, weil er immer wieder von seinen Wunderschuhen in den ungarischen Farben geprahlt hat und meinte er würde damit ein Tor schießen. Er hat mich damit so genervt, dass ich ihn aus dem Zimmer geschickt habe. Im nach hinein hat er Recht behalten und das entscheidende Tor geschossen. Damit wurde quasi der Pokalsieg in der Mittagspause geboren.“

Das 1:0 hatte bis zum Schlusspfiff Bestand, der Jubel kannte keine Grenzen. Alle sind sich einig, dass die anschließenden Feierlichkeiten ein absolutes Highlight waren. „Die Pokalübergabe und das Feiern mit den Fans war für uns ein Traum“, erzählt Binz. Auch auf den Straßen und im Hotel herrschte eine ausgelassen Stimmung. Und als man wieder in der Heimat war, „wurde uns auf dem Römer ein großartiger Empfang bereitet, auch mit dem Eintrag ins goldene Buch, die Stimmung war einfach bombig“, fügt Roth an. „Nur leider ist der Auto-Korso von einem Regenschauer überschattet worden“, erinnert sich Friz. Aber selbst davon ließ man sich die Laune nicht vermiesen. Auch für Uwe Müller, der selbst nicht mitspielen konnte, war Berlin ein großartiges Erlebnis: „Leider konnte ich bei dem Spiel nicht mitwirken und saß auf der Tribüne. Auch wenn ich natürlich lieber gespielt hätte, habe ich mich über den Sieg riesig gefreut.“ So errang die Eintracht zum vierten Mal in ihrer Vereinsgeschichte den DFB-Pokal und der Traum lebt weiter, wenn es wieder heißt: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

Eintracht: Stein - Schlindwein, Binz, Körbel, Kostner (71. Klepper), Sievers, Schulz, Detari, Roth, Friz (78. Turowski), Smolarek

Bochum: Zumdick - Oswald, Woelk, Heinemann, Kree, Rzehaczek, Nehl (66. Epp), Iwan, Legat, Reekers, Leifeld

Tore:  1:0 Detari 81.(Freistoß)