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16.02.2012
Traditionsmannschaft

Thomas Sobotzik - von der Gänsehaut bis zur Trennwand

Charly Körbel holte vor zwei Jahren einen Mann zu seinen Allstars, der als Zugezogener zum Frankfurter Bub wurde und am 34. Spieltag 1999 ein Tor zu einem der spannendsten Fußballspiele überhaupt im Waldstadion machte.

Die Rede ist von Thomas Sobotzik. Und für alle, wenn es die gibt, die nicht wissen was am 29.05.1999 passierte, soll gesagt sein, dass in einem bis zur letzten Minute spannenden Abstiegskampf es die Eintracht durch ein 5:1 am letzten Spieltag gegen den 1. FC Kaiserslautern schaffte in der Liga zu bleiben. In dieser Saison geht
es für die Eintracht um den Aufstiegskampf, und Thomas Sobotzik sitzt mittlerweile unter den Zuschauern, aber heute sieht er eine Partie zweier Mannschaften, deren Trikots er als Spieler trug. Weitere Stationen waren der FC St. Pauli, Union Berlin, die SpVgg Unterhaching sowie der 1. FC Kaiserslautern. Auslandserfahrungen sammelte er in Norwegen (Sandjeford Fotball) und Österreich (Rapid Wien).

Herr Sobotzik, Frankfurt am Main, was für Gedanken kommen da auf?
Das ist meine zweite Heimat. Ich bin in Oberschlesien geboren und zog mit meiner Familie 1987 nach Frankfurt. Ich hatte einige Aufenthaltsorte in meinem Leben, aber nach Frankfurt zog es mich immer wieder gerne.

Wie war die Zeit bei Eintracht Frankfurt?
Die Eintracht war und bleibt mein Verein. 1987 kam ich zu den Adlern und überzeugte. Schon bald war ich Jugendnationalspieler. Ich wechselte als Jugendlicher für eine kurze Zeit zum VfB Stuttgart, kehrte aber zur Eintracht zurück und bekam hier mit 17 Jahren meinen Profivertrag. Es folgten spannende Jahre. Mittlerweile bin ich Besitzer von zwei Dauerkarten für die Commerzbank-Arena, sitze regelmäßig mit meinem 11jährigen Sohn mitten unter den Fans und genieße die Currywurst vom Stand (lacht).

Tritt der Sohnemann in ihre Fußstapfen?
Im Moment tritt er recht erfolgreich in seinem Heimatverein gegen den Ball. Aber ich will, dass er einfach Spaß an diesem Sport hat. Was er daraus macht, muss er wissen.

Welches Spiel mit Eintracht Frankfurt bleibt unvergessen?
Da gibt es einige, aber es war natürlich genial bei diesem Spiel gegen Kaiserslautern mit dabei gewesen zu sein. Das war so dramatisch damals. Wir haben als Spieler die Unruhe und Unzufriedenheit auf den Rängen gespürt, obwohl wir doch führten. Wir wussten, da muss mehr kommen und die Tore wurden gemacht. Das war spannend bis zum Schluss. Eigentlich war den meisten von uns erst bewusst, was da gerade passiert ist, als wir eine Stunde später gemeinsam die Sportschau und die Aufzeichnung des Spieltags ansahen. Gänsehaut war da ein ständiger Begleiter.

Gibt es auch eine witzige Anekdote aus dem Leben eines Fußballprofis?
Natürlich. Da erinnere ich mich an eine Situation außerhalb des Platzes. Ich wurde nach meinem ersten Profijahr nach St. Pauli ausgeliehen. Die waren gerade in die erste Bundesliga aufgestiegen und hatten schon ihren kultigen Ruf. Aber ich war schon verwundert über den "Zustand" am Millerntor. Da wollte ich vor meinem ersten Heimspiel noch mal auf Toilette und musste sehr schmunzeln, als zwischen Klo und Dusche nicht mal eine Trennwand war.

Und tragische Momente?
Der Größte Rückschlag eines Sportlers sind Verletzungen und davon hatte ich leider viele. Richtig heftig hatte es mich quasi im "Herbst" meiner Karriere erwischt. Ich spielte mit Unterhachingen beim FC Saarbrücken. Ich knallte so heftig mit dem Torwart zusammen, das ich eine halbe Stunde bewusstlos auf dem Platz lag und erst in der Röhre im Krankenhaus zu mir kam. Das ist schon seltsam, wenn du eben noch auf dem Platz spielst und auf einmal bist du in so einem CT und das
ohne Erinnerung, was passiert war. Aber es ging gut aus und ich bin auch heute körperlich fit.

Das freut uns, denn Sie spielen ja für die Eintracht Allstars. Was
bedeutet das für Sie?
Wenn es meine Zeit zulässt spiele ich gerne. Charly hat eine gute Struktur in die Mannschaft gebracht. Hier treffen die unterschiedlichen Generationen von Eintracht Frankfurt zusammen. Da werden alte Geschichten ausgetauscht und man will natürlich gemeinsam gewinnen.

Heute stehen zwei ehemalige Vereine von ihnen auf dem Platz. Was ist
ihr Gedanke zum FSV?
Der FSV holte mich im Winter 2008 aus Norwegen zurück an den Main. Die Frankfurter waren damals auf dem 5. Platz der Regionalliga und unter Trainer Tomas Oral gelang uns der Aufstieg in die zweite Bundesliga. War also ein erfolgreicher Abschluss, denn beim FSV beendete ich meine Profikarriere.

Und was ist der Tipp für die heutige Begegnung?
Die Eintracht wird sich keine Blöße geben.

Welchen Spieler würden Sie gerne bei Eintracht Frankfurt sehen?
Robert Lewandowski. Denn kenne und beobachte ich schon lange. Das ist so schade, dass er nicht bei der Eintracht spielt.

Wer steigt auf, wer ab?
Wer absteigt kann ich nicht sagen, ich schaue lieber nach oben. Und da sehe ich natürlich die Eintracht in der nächsten Saison in der ersten Liga. Düsseldorf und St. Pauli werden es auch packen.

Wie ist das für Sie als Zuschauer heute? Will man da nicht wieder auf den Platz?
Mein Karriereende liegt ja noch nicht so lange zurück, aber manchmal bin ich erstaunt, wie schnell die da unten auf dem Platz spielen. Da würde ich gar nicht mehr hinter her kommen (lacht). Ich hätte allerdings auch gerne mal in der neuen Commerzbank-Arena gespielt. Das Waldstadion war auch super, aber jetzt fühlen sich die Spielern, den Zuschauern viel näher. Das spürt man. Und die Stimmung ist ja einfach immer der Hammer. Wirklich eines der schönsten Stadion Deutschlands.

Sie sind in Polen geboren. Wie sehen Sie der EM entgegen?
Ich bin sehr froh, dass Polen sich auf diese Weise präsentieren kann. Viele Menschen haben noch ein falsches Bild von Polen. In den letzten zehn Jahren hat sich dort viel getan und sicherlich werden die Besucher der EM positiv überrascht sein.

Und wer steht im Finale - werden wir da auch überrascht?
Im Finale hoffe ich auf Deutschland gegen Polen.

Werden Sie sich auch vor Ort ein Spiel ansehen?
Wir haben mit unserer Firma, SOMOS Personaldienstleistungen, eine Niederlassung in Polen und ich hoffe in diesem Falle berufliches mit einem Besuch eines Spieles verbinden zu können.

Da wären wir auch bei einer der letzten Fragen. Was machen Sie heute beruflich?
Nach meiner Profizeit, war ich als offizieller FIFA Spielervermittler tätig. Diese Erfahrung kann ich bei meiner heutigen Tätigkeit als Geschäftsführer von SOMOS gut einsetzen. Ich sehe mich in der Verantwortung, Menschen verschiedener Bereiche im Sinne des gemeinsamen Erfolges miteinander zu verbinden. Dirk Schmitt, ebenfalls Geschäftsführer bei SOMOS, und mich verbindet nicht nur die Arbeit, sondern wir kennen uns schon viele Jahre durch den Fußball. Denn Dirk
ist nebenberuflich seit über 20 Jahren als Sportkommentator und -moderator für die Radio- und Fernsehsender der ARD tätig. Fußball verbindet eben!

Wir danken für das Interview und freuen uns auf viele Spiele von Thomas Sobotzik mit unserer Traditionself. Alle Termine der Allstars findet man hier!