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19.11.2012
Klubmagazin

Physiotherapeut Andre Scholz – „Grundsätzlich sind die Tradi-Spieler ziemlich fit“

Wenn es bei den Tradi-Spielern zwickt und zwackt ist er immer sofort zur Stelle. Physiotherapeut Andre Scholz trat die Nachfolge von Ralf Ochs an, der sich nun um die Profis kümmert. Im Gespräch berichtet er uns über seine Arbeit und die typischen Wehwehchen der Spieler.

Hi Andre, stell unseren Lesern doch erst mal Dich und Deine Praxis vor.

Ich bin Inhaber der Praxis Physion. Wir stehen für Physiotherapie, Sport und Ernährung in Frankfurt am Main. Die Praxis ist sehr zentral in Nordend gelegen. Zu unseren Schwerpunkten zählen hauptsächlich Muskelgelenkerkrankung und Sportverletzungen. Wobei sich unser Team aus drei Physiotherapeuten und einem Sportwissenschaftler zusammensetzt. Meine Frau ist Ernährungswissenschaftlerin bzw. Ökotrophologin und übernimmt den sportart- und krankheitsspezifischen Ernährungspart in der Praxis.

Wie kamst Du zur Tradi-Mannschaft?

Das ist eigentlich eine schöne Geschichte. Der Verantwortliche Clemens Appel kam irgendwann mal mit einer Sportverletzung in meine Praxis. Die Verletzung hatte er schon längere Zeit mitgeschleppt, ohne die Probleme lösen zu können. In ein paar Terminen konnten wir gemeinsam die Verletzung beheben. Als dann der bisherige Physio der Tradi-Mannschaft Ralf Ochs zu den Profis ging, kam Clemens auf mich zu und fragte, ob ich die Aufgabe übernehmen würde. Ich muss zugeben, dass ich eigentlich gar nicht so der Fußball-Jünger bin. Aber die Aufgabe hat mich unglaublich gereizt und seitdem bin ich fast bei jedem Spiel oder Turnier dabei, wenn es die Praxis und meine Zeit zulässt.

Wie wird man von den Spielern als „Nicht-Fußballer“ empfangen?

Es war sehr herzlich. Auch wenn ich nicht aktiv spiele, bin ich als Teammitglied mittendrin. Man merkt gleich, dass es eine eingeschworene Mannschaft ist und mit den Jungs ist es immer sehr spaßig.

Welche Sportarten hast du vorrangig früher betreut?

Ich war lange Zeit im Hockey tätig und habe unter anderem die erste Mannschaft des THC Hanau in ihrem Spiel- und Trainingsbetrieb um die deutschen Meisterschaften betreut. Früher habe ich noch in einem anderen Reha-Zentrum gearbeitet. Dort haben wir die damalige Damen-Bundesligamannschaft des FSV Frankfurt betreut.

Schilder uns doch mal einen typischen Ablauf vor, während und nach einem Tradi-Spiel.

Am meisten brennt es immer bei Michael Anicic. Wenn er weiß, dass gleich der Physio kommt, steht er sofort parat. Der baut am liebsten die Physio-Bank schon selbst auf, bevor es überhaupt losgeht (lacht). Oder Cezary Tobollik ist auch so ein Kandidat, der immer viele Streicheleinheiten braucht (lacht). Ansonsten lockere ich vor dem Spiel die Muskulatur der Spieler, lege Kinesio-Tapes oder bspw. Sprunggelenkstapes an.

Die meiste Arbeit fällt dann wohl nach dem Spiel an, wenn die Wehwehchen des Spiels aufkommen.

Das hält sich im Rahmen. Ich muss sagen, dass die meisten Spieler hart im Nehmen sind. Dietmar Roth zum Beispiel tut nie irgendwas weh und er ist nur sehr selten bei mir. Beim vergangenen Klosterpfortencup im Oktober habe ich ihn das erste Mal am Boden gesehen. Er hatte vom Gegenspieler den Ellbogen in die Leber bekommen. Dafür belegen seinen Platz dann andere Spieler oder bleiben doppelt so lang (lacht).

Welche typischen Probleme, Verletzungen oder Defizite musst du behandeln?

Grundsätzlich sind die Tradi-Spieler ziemlich fit. Auch wenn sie schon so lange Sport bzw. Hochleistungssport betreiben. Es gibt viele Leute, die weniger oder gar keinen Sport betreiben, denen es wesentlich schlecht geht. Holger Friz beispielsweise müssen wir immer die Muskulatur weich machen, weil er auch noch neben der Tradi-Mannschaft aktiv spielt. Hauptsächlich ist viel Muskelpflege notwendig, um die Durchblutung und den Regenerationszyklus zu verstärken. Weitere Klassiker sind vor allem Knieverletzung, dort treten immer wieder Probleme auf.

Im Fußball wird ja auch immer von dieser besonderen Beziehung zwischen Physio und Spieler gesprochen. Gilt das auch für unsere Tradi-Mannschaft?

Das ist von Spieler zu Spieler sehr unterschiedlich. Manche Spieler reden sehr gerne während der Behandlung und plaudern so ein bisschen aus dem Nähkästchen. Andere Spieler wollen lieber total entspannen und relaxen. Michael Anicic oder Cezary Tobollik erzählen immer gerne viel, aber die beiden liegen ja auch immer am längsten auf der Pritsche (lacht). Aber allein durch die Tatsache, dass man als Spieler und Physio sehr nah zusammenarbeitet, ist es schon ein relativ intimes Verhältnis.

Hast du für uns vielleicht eine Anekdote parat, die Dir ein Tradi-Spieler auf der Pritsche erzählt hat?

Jetzt direkt aus dem Stehgreif ist das gar nicht so einfach. Klar, wird immer von den alten Profizeiten gesprochen. Patrick Falk erzählte mir mal aus der Zeit, als Stepanovic Trainer war. Er sagte, dass es manchmal gar nicht so leicht war Stepi zu verstehen. In einer Teamsitzung vor einem Spiel hatte Stepi die linke Seite wohl als Schwachpunkt des Gegners ausgemacht. Falk berichtete, dass Stepi fünf Minuten nur darüber referierte, wie sie über die linke Seite spielen sollten. Letztendlich beendete er seine Anweisungen dann mit dem Satz: „Aber wenn es über Rechts geht, ist´s auch nicht schlimm!“

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Andre Scholz für das Gespräch und wünschen ihm weiterhin „heilende“ Hände, damit unsere Tradi-Spieler top-fit bleiben!

(Quelle: Stadionmagazin Augsburg, 17.11.2012)