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31.01.2014
Klubmagazin

Neun aufopferungsvolle Fighter und ein super Goalie

26 Jahre ist es nun her, dass Eintracht Frankfurt den letzten großen Titel im Fußball feiern durfte.

Nein, die Rede ist nicht etwa vom DFB-Pokal 1988, sondern vom „Weserspucker-Cup“, dem legendären Traditionsmannschaftsturnier, das seit 1985 alljährlich von Union Minden ausgerichtet wird. Damals standen noch Spieler wie Helmut Müller oder Werner Lorant im Eintracht-Kader. Höchste Zeit also, den Bann zu brechen und endlich wieder den Siegerpokal in die Höhe zu stemmen.

Wenn Fußballfans in Erwartung eines Spitzenspiels ins Stadion pilgern und statt Ballzauber Rasenschach zu sehen bekommen, ist der Frust oft groß. Dieser muss sich dann irgendwie entladen. Häufig gehen dabei Gegenstände zu Bruch, ab und zu jedoch ist es auch der Moment, schöne Dinge entstehen zu lassen. Und so kam es, dass die drei Freunde Heinz A., Manfred K. und Horst L. Mitte der Achtzigerjahre nach einer verkorksten Fußballreise die Idee ins Leben riefen, durch ein Turnier in der Winterpause den fußballerischen Glanz vergangener Tage heraufzubeschwören und die Traditionsmannschaften diverser Bundesligisten in die Kampa Halle nach Minden zu laden.

Starkes Teilnehmerfeld, starke Schiedsrichter

Nachdem die Mannschaft von Eintracht Frankfurt beim letzten Auftritt in Minden 2012 etwas hinter den eigenen Erwartungen zurückblieben war, ließen es sich unsere Goldies dieses Jahr nicht nehmen, vor über 1700 Zuschauern erneut den Angriff auf den Titel zu wagen. Mit dabei waren Hansi Steinle (Tor), Norbert Nachtweih, Cezary Tobollik, Uwe Müller, Thomas Lasser, Clemens Appel, Matthias Dworschak, Slobodan Komljenovic, Knut Hartwig und Jürgen Eissmann. In der Gruppenphase warteten mit Borussia Dortmund, dem Hamburger SV und Borussia Mönchengladbach bereits starke Gegner auf die Hessen. In der zweiten Gruppe fanden sich mit dem FC Schalke 04, Mainz 05, dem FC St. Pauli und dem Gastgeber Team „Weserspucker“ aus Minden ebenfalls namhafte Konkurrenten. Gespielt wurde ein Mal 16 Minuten, die beiden Erstplatzierten beider Gruppen qualifizierten sich fürs Halbfinale. Bei so viel fußballerischer Kompetenz wurde auch dieses Jahr nichts dem Zufall überlassen und so konnten mit Bernd Heynemann, Manfred Führer und Wolf Günter Wiesel erneut drei ehemalige Bundesligaschiedsrichter von Format gewonnen werden. Moderiert wurde das Turnier von Kult-Reporter Werner Hansch.

Für die Eintracht begann die Gruppenphase mit Licht und Schatten. Beim unglücklichen 3:3 im ersten Spiel gegen den HSV (nach Toren von Thomas Lasser, Knut Hartwig und Jürgen Eissmann) und dem leistungsgerechten 1:1 gegen Gladbach (Torschütze war Uwe Müller), bei dem es vor allem gelang, Ex-Nationalspieler Oliver Neuville einigermaßen in Schach zu halten, konnten Punkte gesammelt werden. Fürs Weiterkommen musste jedoch dringend ein Sieg im direkten Duell mit Tabellennachbarn Dortmund erkämpft werden. Die Dortmunder, die zuvor den HSV mit 6:1 vom Platz gefegt hatten und unter anderem mit dem ehemaligen Eintrachtler Lothar Sippel aufliefen, waren ganz und gar nicht gewillt, den Adlern einfach den Vortritt zu lassen und warfen alles in die Waagschale.

Dramatischer Schlagabtausch mit dem BVB

Und so bekamen die Zuschauer eine dramatische Partie zu sehen, die alles hielt, was man sich von ihr versprach. Die 1:0-Führung der Eintracht durch Jürgen Eissmann konnte der BVB postwendend ausgleichen, danach waren es erneut Eissmann und Slobodan Komljenovic, die eine zwei-Tore-Führung für die SGE herausspielen konnten. Dortmund brauchte zum weiterkommen mindestens ein Unentschieden und erhöhte daraufhin die Schlagzahl. Ein ums andere Mal konnte Hansi Steinle mit Glanzparaden seine Klasse unter Beweis stellen und einen Anschlusstreffer verhindern. Fünf Minuten vor Schluss war dann aber auch der Frankfurter Keeper machtlos und musste nach einem wütenden Dortmunder Angriff das 3:2 hinnehmen. Fünf Minuten sind im Hallenfußball eine halbe Ewigkeit. Die Eintracht-Defensive hatte nun alle Hände voll zu tun, die anrennenden Dortmunder am Torerfolg zu hindern. Rund 90 Sekunden vor Schluss mussten sie dies auch noch in Unterzahl tun, denn Thomas Lasser musste nach einem Foul gegen Lothar Sippel für zwei Minuten vom Platz. Mit Glück und Geschick, vor allem aber mit einem aufopferungsvollen Fight und sensationellen Steinle-Paraden gelang es schließlich, den Sieg über die Zeit zu retten und das Ticket fürs Halbfinale zu buchen.

Am Ende fehlt die Kraft

Der hart erkämpfte Sieg forderte nun seinen Tribut. Nach einigen Blessuren standen der Eintracht nur noch sechs Spieler zur Verfügung. Trotzdem war die Zuversicht nicht eben klein, zumal im Halbfinale mit dem FC St. Pauli ein Gegner wartete, der sich in der Gruppenphase anfällig für Gegentore zeigte. Es galt nunmehr, die starke Offensive der Paulianer in den Griff zu bekommen. Damit hatte die Eintracht allerdings ihre liebe Mühe. Schon in den ersten Spielminuten wurde klar, dass Pauli der SGE alles abverlangen würde. Der 0:1 Rückstand schockte noch niemanden, solche Zwischenstände können im Hallenfußball schnell gedreht werden. Doch als Andre Golke innerhalb einer Minute noch einen Doppelpack oben drauf setzte, geriet die Eintracht endgültig auf die Verliererstraße. Die Intensität der Gruppenspiele steckte nun merklich in den Knochen und so hieß es am Ende 0:5 gegen den späteren Turniersieger aus Hamburg. Immerhin: Die SGE konnte sich im Neunmeterschießen gegen die Weserspucker dank der Präzision von Komljenovic, Dworschak und Nachtweih sowie der Klasse von Hansi Steinle einen ehrenwerten dritten Rang sichern. Besonders erfreulich war dabei, dass Steinles konstant starke Torwartleistung ihm die Kür zum besten Keeper des Turniers einbrachte.

Uwe Müller zeigte sich im Anschluss zufrieden mit der Mannschaftsleistung: „Es war ein wirklich schönes Turnier und ich denke, wir haben uns trotz der Halbfinalniederlage sehr gut verkauft. Die Atmosphäre in der Halle war riesig und wenn so namhafte Spieler wie Klaus Fischer, Matthias Herget oder Frank Mill vor Ort sind, ist das einfach eine tolle Sache“. Und Slobodan Komljenovic blickte mit einem Augenzwinkern bereits ein Jahr weiter: „Wenn man unsere Steigerung im Vergleich zu 2012 sieht, dann muss das Ziel im nächsten Jahr der Titel sein“ scherzte er und verabschiedete sich zur Players Party, wo alle Beteiligten bei gutem Essen den Abend gesellig ausklingen lassen konnten.