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16.03.2012
Traditionsmannschaft

Michael Blättel – Vom Bundeswehr-Marsch zum UEFA-Cup Sieger

Seit Sommer letzten Jahres schnürt er sich wieder die Schuhe für unsere Traditionself. Michael Blättel aus Elz wechselte 1977 in der Jugend zur Eintracht und gab am 01.12.1979 sein Bundesligadebüt gegen Werder Bremen.

In der Zeit gelang der Eintracht 1980 der UEFA-Cup Sieg und 1981 wurde man Pokalsieger. Weitere Stationen waren der 1. FC Saarbrücken, Fortuna Düsseldorf, FC 08 Homburg und SV Darmstadt 98. Insgesamt brachte es der Mittelfeldspieler auf 102 Bundesligaspiele (13 Tore) und 159 Zweitligaspiele (51 Tore). Im Anschluss an die aktive Zeit folgten Trainerstationen beim FSV Mainz (Co-Trainer und Jugend), FSV Frankfurt und SV Wehen Wiesbaden (A-Jugend). Gerade den UEFA-Cup Sieg 1980 erlebte Michael Blättel auf eine schier unglaubliche Art und Weise, wie er uns hier im Interview berichtet.

Michael Blättel, mit welchen Gefühlen blickst Du auf die Zeit bei Eintracht Frankfurt zurück?
Frankfurt ist natürlich unvergessen, da denkt man als Erstes immer zurück. Ich spielte in der Jugend in Elz und kam dann mit16 Jahren in die Jugend der Eintracht und habe hier praktisch das Fußballspielen gelernt. Besonders wenn man beim Training der Profis zugucken konnte bzw. 1 ½ Jahre später mit Leuten wie Grabi, Hölzenbein, Nickel, Neuberger, Körbel und wie sie alle heißen selbst mittrainieren durfte, kann man jede Menge lernen. Gerade zu dieser Zeit wurde richtig guter Fußball gespielt.

Wie groß ist da der Respekt, wenn man als junger Spieler mit den Stars mittrainieren und –spielen durfte?
Das war schon teilweise mehr als Respekt, das war schon Hochachtung. Mit 14 Jahren habe ich natürlich mitbekommen wie Holz und Grabi ’74 Weltmeister geworden sind und fast zeitgleich mit der Eintracht die Pokalsiege eingefahren haben. Ein paar Jahre später trainierte ich dann mit ihnen zusammen, da war der Respekt riesengroß und man hat richtig zu ihnen hochgeschaut. Wenn man manchmal die Leute angeguckt hat und die haben was gesagt, da hat man lieber nach unten geschaut und ist schnell zur Seite gegangen. Das war schon eine andere Zeit und mit heute nicht zu vergleichen.

Welches Spiel mit der Eintracht ist für Dich unvergessen?
Für mich persönlich war es das UEFA-Cup Spiel gegen Donezk in der Saison 1980/81. Erst mal auf Grund der langen Reise und den ganzen Umständen. Es hat geschüttet ohne Ende, das Stadion und die Stadt alles grau in grau. Bedeutsam war es deshalb, weil es mein erstes Spiel von Anfang an gewesen ist. Das bleibt natürlich haften und es war für mich ein besonderes Spiel, auch wenn wir durch einen Elfmeter 1:0 verloren haben.

Wie hast Du den UEFA-Cup Sieg 1980 mit der Eintracht erlebt? Stimmt es, dass Du von der Bundeswehr für das Spiel keine „Freigabe“ erhalten hast?
Ja, das war unglaublich. Ich war damals bei der Bundeswehr und bin dann zur Grundausbildung nach Koblenz. Dort hat man mitbekommen, dass ich bei der Eintracht spiele und der Chef des Heeres war ein großer Eintracht-Fan. Er ist mir dann entgegengekommen und wir haben vereinbart, dass ich zunächst die Grundausbildung drei Monate in Koblenz komplett durchziehe, mit der Einschränkung, dass es  keinen Freigang gab. Im Anschluss durfte ich dann aber zur Sportfördergruppe, wo man aller höchstens dreimal die Woche anwesend war, das war ein Privileg. Und dann hab‘ ich gesagt: Ok, das mach ich. Nur konnte man da noch nicht absehen, dass es im UEFA-Cup so rund läuft. Tja und dann bekam ich natürlich keine Freigabe und steckte beim Halbfinale und Finale in der Grundausbildung fest.

Wie hast Du den UEFA-Cup Sieg verfolgt?
Den Sieg habe ich während eines Marsches erlebt, wir waren irgendwo unterwegs. Wir hatten natürlich ein Radio, über das wir die Zwischenstände mitbekamen. Auch das Halbfinale gegen Bayern München bekam ich über das Radio mit oder es gab hier und da wenige TV-Möglichkeiten. Das ist heute einfach unvorstellbar!

Besteht heute noch Kontakt zu ehemaligen Eintracht-Spielern?
Hier und da hat man sich immer mal wieder gesehen. Besonders nach der aktiven Zeit, ist  man sich öfters als Trainer begegnet. Viele sind auch weg oder haben andere Interessen und wenn man den Kontakt nicht pflegt, dann verläuft sich auch einiges. Aber jetzt ist es so, dass ich besonders durch die Tradi-Mannschaft mit Einigen wieder enger im Kontakt stehe, gerade wenn wir jetzt auch wieder mehr spielen.

Wie kam der Kontakt zur Tradi-Mannschaft zu Stande?
Vor ca. 15 Jahren hatte ich schon hier und da mal gespielt, hatte aber danach keine Zeit mehr, weil ich den Fußballlehrer gemacht habe und dann als Trainer tätig war. Mittlerweile liegt die Verantwortung ja bei Charly Körbel und Clemens Appel. Letztes Jahr haben wir uns zufällig wieder getroffen und kamen ins Gespräch. Ich sagte, dass ich gerne wieder dabei wäre, solange die Knochen noch halten. Und ein paar Wochen später rief mich Clemens an und fragte, ob ich spielen könnte. Mir hat es dann großen Spaß gemacht und ich denke, dass ich auch noch einigermaßen mithalten kann. Und solange ich noch kann und es zeitlich passt, will ich auf jeden Fall noch viele Spiele bestreiten.

Wie ist es, im Vergleich zu früher, mit den alten Spezies zusammenzuspielen? Sind alle noch sehr ehrgeizig?
Der Ehrgeiz ist nach wie vor sehr groß, verlieren will keiner. Und vor allem will auch keiner vom Platz, die meisten wollen immer durchspielen. Aber das ist nicht nur in Frankfurt so, sondern überall. Aber das Zusammenspiel klappt, ich denke auch, dass wir eine gute Mischung haben, auch aus ein paar Jüngeren, die mehr Laufarbeit verrichten können. Alles in allem verstehen wir uns. Klar wird es auch mal laut auf dem Platz und man macht sich an, aber das gehört zum Fußball dazu. Und nach dem Spiel ist das alles wieder ok.

Zum aktuellen Gegner Dynamo Dresden: Hast Du schon mal gegen Dresden gespielt und wie ist Dein Tipp für das Spiel?
Gegen Dresden habe ich nie gespielt. Ich hoffe natürlich, dass die Eintracht gewinnt. Aber ich muss auch ehrlich sagen, dass ich hier und da mal meine Bedenken habe, ob das alles reicht. Denn es waren auch ein paar nicht ganz so gute Spiele ohne Glanzpunkte dabei. Aber ich hoffe, dass sie immer wieder zu einer guten Art und Weise, wie sie Fußball spielen, zurückfinden und sich stabilisieren. Wichtig ist auch, dass jeder Spieler seine individuelle Klasse auf dem Platz zeigt. Dann kommen auch dementsprechend positive Ergebnisse heraus. Ich kenne den Armin und denke, dass er es auf die Reihe kriegt und den Aufstieg schafft.

Wer sind, neben der Eintracht, Deine Favoriten für den Aufstieg?
Dazu gehören die Mannschaften, die momentan oben stehen. Jetzt kommt natürlich die entscheidende Zeit, wo auch Ergebnisse zu Stande kommen können, die man gar nicht erwartet. Viele Mannschaften kämpfen um den Auf- und Abstieg, es geht um alles. Ich kenne das auch noch aus der aktiven Zeit, wo man Spiele abgibt, an die kein Mensch gedacht hätte. Aber letztendlich ist es als Eintracht-Fan auch egal, welcher andere Verein noch mit aufsteigt.

Du bist in den Osterferien auch als Trainer der Eintracht Frankfurt Fußballschule dabei, was steht auf dem Programm und wie groß ist die Vorfreude?
Die ist natürlich groß. Ich war schon mal als Aushilfe mit dabei und da ich momentan nicht als Trainer tätig bin und hier und da auf den Platz will, nehme ich die Möglichkeit jetzt in den kommenden Osterferien sehr gerne an. In der Woche geht es darum, dass sich die Kids in der Gruppe verstehen und Spaß und Freude am Fußball haben. Normalerweise finde ich es auch enorm wichtig, den Kids Werte zu vermitteln, die im normalen Leben und auch im Fußball dazugehören. Aber in der kurzen Zeit ist es natürlich schwierig. Am Ende sollen sie sagen: Das war eine klasse Woche und ich will unbedingt wieder kommen!

Was machst Du aktuell beruflich und wo siehst Du dich in der Zukunft?
Von Beruf bin ich Fußballlehrer. Aber momentan ist es so, dass ich keinen Club trainiere, weil ich auch in der Heimat durch die Familie und Kinder gebunden bin. Nebenher habe ich mir ein kleines Geschäft aufgebaut. Ich habe ein Sonnenstudio betrieben und habe es nun entsprechend umgebaut und durch Trainingsräume erweitert. Hier erteile ich Präventions- und Muskelaufbautraining, bspw. mit Vibrationsplatten, um die kleinen Wehwehchen des Alltags von Jung bis Alt in den Griff zu bekommen. Das möchte ich auch intensivieren, aber mein Ziel ist es ganz klar, wieder auf dem Platz zu stehen.

Zum Abschluss haben wir noch eine Insider Frage, die uns zugetragen wurde: Warum hast Du immer so eine „hässliche“ Tasche bei der Tradi-Mannschaft dabei?
Ich weiß natürlich worauf mein Freund Clemens da anspielt. Aber die Tasche ist ein Unikat, die hatte ich mit meiner Tochter in Las Vegas gekauft. Ansonsten habe ich nur Taschen von meinen alten Stationen bspw. aus Wehen oder Mainz und mit denen möchte ich natürlich nicht bei der Eintracht auftauchen. Vielleicht gibt es ja auch mal eine Tasche von Eintracht Frankfurt, das wäre wünschenswert.

Wir bedanken und ganz herzlich für das Gespräch und freuen uns auf viele Spiele von Michael Blättel mit unserer Traditionself.