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28.11.2016
Traditionsmannschaft

„Ich befand mich im Hamsterrad auf der Überholspur“

Der Name Thomas Zampach ist in Frankfurt eng verbunden mit der legendären Zeit rund um den ersten Wiederaufstieg 1998 und den Klassenerhalt 1999, der als Wunder vom Main in die Bundesliga-Geschichte einging.

Klar, dass der „Frankfurter Bub“ auch nach der Karriere den Adlern treu blieb: Als Trainer der Fußballschule und Spieler der Traditionsmannschaft. Im Interview spricht er über den Mainova Frankfurt Marathon, Krisenbewältigung und die Chancen der Eintracht gegen den BVB.

Thomas, am 30. Oktober fand der Mainova Frankfurt Marathon statt. Mit dabei waren drei Traditionsspieler der Eintracht, darunter auch du. Wie ist es dazu gekommen?

Ich bin vor zwei Jahren bereits den kompletten Frankfurt Marathon gelaufen, was für mich eine super Sache war. Und diesmal kam Mainova auf mich zu und fragte, ob ich bereit wäre Kapitän einer Staffel zu sein. Mainova ist bekanntlich ein Partner der Eintracht und insbesondere auch der Fußballschule. Ich habe immer sehr gerne mit ihnen zusammengearbeitet und von daher musste ich auch nicht lange überlegen.

Wie muss man sich das mit der Staffel vorstellen, wie war das aufgeteilt?

Wir waren eine Viererstaffel bestehend aus drei Mädels und mir. Ich durfte den Startabschnitt zurücklegen und bin die ersten knapp 13 Kilometer gelaufen. Die restlichen 29 Kilometer verteilten sich ungleichmäßig auf meine Teamgefährtinnen.  Wir ersten drei haben die Schlussläuferin einen Kilometer vor dem Ziel abgepasst und sind dann zu viert in die wunderschöne Festhalle eingelaufen, wo viele Marathon-Fans uns und alle anderen Läufer jubelnd empfangen haben. Das war eine super Veranstaltung.

Die Kollegen Bindewald und Schur sind ebenfalls mitgelaufen, welches Team hat das Rennen gemacht?

Ich muss zugeben, ich weiß gar nicht, wer am Ende am schnellsten unterwegs war. Meine zwei Jungs haben sich kürzere Strecken ausgesucht, die sind nur sechs oder neun Kilometer gelaufen und hatten in ihrem Team auch männliche Verstärkung. Vermutlich brauchten sie das, weil sie körperlich nicht so fit sind (lacht). Aber im Ernst, unsere Staffeln lagen am Ende nicht mehr als ein paar Minuten auseinander. Der Spaß stand ganz klar im Vordergrund. Es war eine tolle Veranstaltung, tolles Wetter, alles hat gepasst.

Zu deiner Eintracht-Zeit hast du vor allem durch deine kämpferische Art die Herzen der Fans erobert. Nun ist ein Marathon bekanntlich eine sehr zähe Disziplin und du sagtest bereits, dass du vor zwei Jahren den Frankfurt Marathon durchgezogen hast. Was reizt dich daran?

Es ist einfach etwas ganz Besonderes. Man lässt sich anstecken von den anderen, die mit einem laufen oder an einem vorbeiziehen. Wildfremde Menschen feuern dich am Straßenrand an. Man gerät in einen Flow und holt noch mehr aus sich raus. Wenn jemand positive Energie haben möchte, kann ich den Mainova Frankfurt Marathon nur wärmstens empfehlen. Man muss allerdings auch wissen: Der vielzitierte „Mann mit dem Hammer“ kommt auch. Vor zwei Jahren hat er mich bei Kilometer 35 erwischt und meine Kilometerzeit um je zwei Minuten verschlechtert. Man sollte da vielleicht nicht so unvorbereitet reingehen, wie ich es damals gemacht habe (lacht).

Ein Marathon kann auch sinnbildlich für das Leben genommen werden: Es gibt Höhen und Tiefen und man braucht in manchen Phasen einen enormen Willen um nicht aufzugeben. Auch du hast nach dem Tod deiner Mutter 2013 ein großes Tief durchmachen müssen. Wie hast du das überwunden?

Indem ich mir Ziele gesteckt habe und auch Freunde hatte, die mir geholfen haben. Der Tod meiner Mutter war der Auslöser für etwas, das sich lange Zeit angebahnt hatte. Ich befand mich im Hamsterrad auf der Überholspur: höher, schneller, weiter. Ich musste für jeden da sein und jedem helfen. Dieses „Helfersyndrom“ musste ich lernen auf mich selbst umzumünzen. Ich brauchte Zeit für mich, um wieder runterzukommen. Der Sport hat mir immer wieder geholfen den Kopf freizukriegen und mich neu auszurichten. Insofern habe ich eine kleine chemische Reinigung vollzogen.

Was meinst du mit „chemischer Reinigung“?

Dass man sich mal komplett überlegt, was man im Leben will, wer die Freunde sind, wenn es einem wirklich dreckig geht und den Blick auf das Wesentliche richtet. Ich habe in dieser Zeit den Glauben an Gott zurückerhalten, was mir sehr viel Kraft gegeben hat um Ruhe zu finden und diese Ruhephasen richtig zu deuten. Ich habe auf vielen Hochzeiten getanzt aber irgendwie nie auf einer richtig. Deswegen musste mal das eine oder andere in Frage gestellt werden. Das habe ich getan, ich habe mich beruflich verändert und versucht mich mit Dingen zu umgeben die mich nicht aussaugen, in die ich gerne Energie investiere, aber die mir auch Energie zurückgeben. Das ist mir einfach sehr wichtig. Wenn mich etwas blockiert oder zu viel Energie kostet, wende ich mich davon ab.

Kann man sagen, dass dieser Marathon 2014 mit deinem Comeback im Leben einherging?

Das war am Ende das i-Tüpfelchen. einfach wieder auch körperlich zurückzukommen. Zuerst war da der 70.3 Ironman in Wiesbaden. Dort habe ich eine Staffel übernommen und bin 90 Kilometer Rad gefahren und 21 km gelaufen. Das war das erste Ziel und dann steckte ich mir noch das zweite, den Frankfurt Marathon. Ich hatte mir vorgenommen, unter vier Stunden zu bleiben und das ist mir auch gelungen.

Dass man mit festem Willen und ehrgeizigen Zielen großes erreichen kann, hast du auch 1999 mit der Eintracht erlebt und das spannt den Bogen zum aktuellen Spieltag: Damals habt ihr den BVB im Waldstadion mit 2:0 besiegt, als euch das Wasser bis zum Halse stand und ihr im Saisonendspurt keinen Punkt mehr abgeben durftet um die Klasse zu halten…

Es war eine intensive Zeit. Wir sind mit einem positiven Gefühl in das Spiel reingegangen, weil wir zuvor in Bremen mit 2:1 gewinnen konnten. Das war das Startsignal für unsere Aufholjagd und man hat gemerkt, wie bei den Leuten in Frankfurt und Umgebung der Glaube und die Hoffnung zurückkehrten. Es waren sehr schwere Spiele aber dieser Stimmungswandel hat uns beflügelt und das Gefühl gegeben, dass wir jeden schlagen können. Das bekam Dortmund dann zu spüren.

Heute gilt Dortmund trotz eines durchwachsenen Saisonstarts als zweite Kraft im Deutschen Fußball. Was ist für die Eintracht drin?

Die Eintracht ist in dieser Saison sehr kompakt. Wenn man sieht, wie stabil die Abwehr steht und wie effizient sie vorne sind, dann ist auf jeden Fall ein Punkt drin. Vielleicht sogar mehr. Sie haben Bayern München zwei Tore eingeschenkt, wieso sollte das nicht auch gegen Borussia Dortmund gelingen? Der BVB hat unter der Woche in der Champions League gespielt, das kostet natürlich immer Kraft. Von daher sehe ich schon gute Chancen, wenn man alles abruft wie in den Spielen zuvor.

Wie lautet dein Tipp?   

1:1.