06.11.2024
Museum

Historie: Die Eintracht und Slavia Prag

Die Partie der Eintracht gegen Slavia Prag ist eine Premiere. Verbindungen nach Prag bestehen aber dennoch. Das Eintracht Frankfurt Museum beleuchtet diese Verbindungen und blickt in die Historie.

Drei Spieler spielten bisher für beide Klubs.

Als die Eintracht schon 1924 als Städtemannschaft gemeinsam mit dem FSV Frankfurt gegen den DFC Prag spielte, stand nach dem Spiel im „Kicker“ zu lesen: „Das Publikum … brüllte wie Mantelpaviane vor einer Steinschlacht. Man sollte Frankfurt mit internationalen Spielen verschonen, denn das Publikum benimmt sich ausländischen Mannschaften gegenüber zeitweilig beleidigend.“ Wir sind froh, dass wir damals nicht gegen Slavia Prag gespielt haben, das wäre uns noch heute unangenehm. Aber das wir überhaupt noch nie gegen unseren kommenden Europa League-Gegner gespielt haben, hat uns dann doch schon überrascht. Hier die Fachinformationen zur Eintracht und Slavia!

Das Sportmagazin "Kicker" berichtete 1924 über das Spiel der Frankfurter Städteauswahl gegen den DFC Prag.

Slavia Prag

Als Geburtsdatum von Slavia Prag gilt der 2. November 1892. Damals wurde der Verein unter dem sperrigen Namen ACOS (Akademický cyklistický odbor při Literárním ařečnickém kroužku Slavia, übersetzt: Akademischer Radsportverband beim Literatur- und Rednerkreis Slavia) gegründet. Zwei Jahre nach Gründung wurde ACOS wegen „nationaler Tendenzen“ verboten. Die Neugründung unter dem jetzt einfacheren Namen SK Slavia Prag erfolgte im Mai 1895, ein Jahr später entstand im Verein eine Fußballabteilung. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1948 die Umbenennung in „Sokol Slavia Praha VII“, 1949 dann „ZSJ Dynamo Slavia Praha“ und 1953 „DSO Dynamo Praha“. In den 1960er und 1970er fanden weitere Namenswechsel statt, seit 1991 heißt der Verein „SK Slavia Praha“. Die Vereinsfarben sind rot und weiß.

Sportliche Erfolge

Die Erfolge von Slavia zu benennen, ist gar nicht so einfach. Auf der Klub-Webseite sind folgende Titel vermerkt: 21 x Meister, 4 x Charity-Cup-Sieger, 10 x Mittelböhmischer Pokal und 11 x Tschechischer Pokal. Darüber hinaus gibt es weitere Titel, die der Verband nicht als offiziell einstuft. Die nicht anerkannten Titel reichen vom „Meister von Mittelböhmen 1924“ bis zum prestigeträchtigen Gewinn des Mitropapokals 1938, einem Vorgängerwettbewerb des Europapokals. Das Finale gewann Slavia damals übrigens gegen Ferencváros Budapest.

Frankfurt und Prag

Prag war ein frühes Zentrum des mitteleuropäischen Fußballs. Einer der Fußballpioniere der Stadt hatte enge Verbindungen nach Frankfurt: Ludwig Stasny ging 1884 aus beruflichen Gründen nach Prag und begründete 1891 im dortigen Eis- und Ruder-Club Regatta eine Fußball-Abteilung, aus der 1896 der Deutsche Fußball Club Prag (DFC) entstand, einer der ersten Fußballvereine der Stadt. Der DFC Prag hatte wegen seinem Bezug auf Deutschland immer ein angespanntes Verhältnis zu Slavia. Ludwig Stasnys Bruder Hermann gründete 1880 in Frankfurt den „Fußballclub Frankfurt“, heute bekannt als SC 1880 Frankfurt. Die Sportbegeisterung bekamen Hermann und Ludwig beim Studium in Eton in England vermittelt, den Frankfurt-Bezug gab es über den Vater: Der hieß ebenfalls Ludwig Stasny, war in Prag geboren und ein begnadeter Musiker. Und wo wohl Kapellmeister? Richtig, im Frankfurter Palmengarten, von 1871 bis zu seinem Tod 1883. Kurz: Der Kapellmeister des Palmengartens hatte zwei Söhne: Einer gründete den SC 1880 Frankfurt, der zweite war Fußballpionier in Prag.

Ab 1924 spielte die Eintracht gegen alle Großen des Prager Fußballs, teilweise als „Städtemannschaft“ in Kombination mit dem FSV Frankfurt. Gegen Sparta gab es zwischen 1924 und 1997 fünf Spiele, von denen zwei gewonnen wurden, eins endete Unentschieden und zwei wurden verloren. Gegen den DFC Prag, der von Stasny gegründet wurde, haben wir 1924 vor 6000 Zuschauern mit 2:4 verloren. Daraufhin erschien im „Kicker“ der Presseartikel, der das Frankfurter Publikum mit den Mantelpavianen verglich. Gegen Dukla Prag gab es 1978 und 1983 zwei Freundschaftsspiele, eins wurde gewonnen, eins verloren. Gegen Bohemians Prag haben wir 1999 mit 1:2 verloren. Nur gegen Slavia hat die Eintracht noch nie gespielt. 2019 wäre es fast zu einem Pflichtspielknaller gekommen, doch Slavia schied im Viertelfinale der Europa League gegen Chelsea aus.

Die Eintracht-Bilanz gegen tschechische Clubs im Europapokal

Bislang kam es zu drei Aufeinandertreffen mit tschechischen Clubs. In der Saison 1979/80 setzte sich die Eintracht in der ersten Runde des UEFA-Pokals gegen Zbrojovka Brünn durch. Zuhause siegten wir mit 4:1, auswärts unterlagen wir mit 2:3. Und vor wenigen Wochen endete das Spiel gegen Viktoria Pilsen 3:3. Damit kommen wir auf folgende Gesamtbilanz: 1 Sieg, 1 Unentschieden, 1 Niederlage.

Europapokalbilanz von Slavia Prag gegen deutsche Klubs

Insgesamt hat Slavia 22 Spiele gegen Deutsche Mannschaften gespielt. Sechs wurden gewonnen, vier endeten Unentschieden und 12 wurden verloren. Das beste Abschneiden im UEFA-Pokal gab es in der Saison 1995/96: Da erreichte Slavia das Halbfinale gegen Girondins Bordeaux (zweimal 0:1).

SaisonWettbewerbStufeGegnerErgebnisse
1967/68Messepokal1. Runde1. FC Köln2:4, 2:2
1968/69Messepokal2. RundeHamburger SV1:4, 3:1
1974/75Europapokal der Pokalsieger1. RundeCarl Zeiss Jena1:0, 0:1 n.V., 2:3 n. Elf.
1995/96UEFA-Pokal1. RundeSC Freiburg2:1, 0:0
1997/98Europapokal der PokalsiegerViertelfinaleVfB Stuttgart1:1, 0:2
1998/99UEFA-Pokal1. RundeFC Schalke 040:1, 1:0 n.V., 4:5 n. Elf.
2000/01UEFA-PokalAchtelfinale1. FC Kaiserslautern0:0, 0:1
2005/06UEFA-PokalGruppenphaseHamburger SV0:2
2008/09UEFA-PokalGruppenphaseHamburger SV0:2
2019/20Champions LeagueGruppenphaseBorussia Dortmund0:2, 1:2
2020/21Europa LeagueGruppenphaseBayer 04 Leverkusen1:0, 0:4
2021/22UEFA Europa Conference LeagueGruppenphase1. FC Union Berlin3:1, 1:1

Für beide Klubs spielten

Karel Rada absolvierte zwischen 1999 und 2000 insgesamt 77 Pflichtspiele für Slavia. Im Dezember 2000 wechselte er zur Eintracht, bei uns blieb er bis 2002. Rada spielte 41 Pflichstpiele für die SGE.

Gleich in seinem ersten Spiel für die SGE gelangen Martin Fenin 2008 drei Tore beim Sieg bei der Hertha aus Berlin. Insgesamt kam Fenin bei der SGE bis zu seinem Abgang 2011 auf 96 Pflichtspiele und 16 Treffer. Martin Fenin spielte später dann von Januar bis Dezember 2013 für Slavia.

Auch Halil Altintop war bei beiden Vereinen aktiv. Im Januar 2010 wechselte er zur SGE, bis 2011 kam er auf 52 Pflichtspieleinsätze. In der Saison 2017/18 spielte er einige Monate für Slavia, in 10 Spielen traf er zweimal.