11.12.2024
Museum

Historie: Die Eintracht und Olympique Lyon

Die Partie der Eintracht in Lyon ist eine Premiere. Zahlreiche Verbindungen nach Frankreich bestehen aber dennoch. Das Eintracht Frankfurt Museum beleuchtet diese Verbindungen und blickt in die Historie.

Am morgigen Donnerstag bestreitet Eintracht Frankfurt den 6. Spieltag der Europa League-Ligaphase in Lyon.

Obwohl Frankfurt mit Lyon die älteste Städtepartnerschaft verbindet (seit dem 15. Oktober 1960), gab es noch nie ein Spiel zwischen der Eintracht und Olympique Lyon! Selbst bei Spielern wird es eng. Farès Chaïbi ist zwar nahe Lyon geboren, spielte 2018/19 aber in der Jugend für den aktuell siebtklassigen FC Lyon und international für Algerien. Dabei reichen die Kontakte nach Frankreich bis in die Zeit vor dem 1. Weltkrieg zurück! Doch der Reihe nach.

Olympique Lyonnais

Bereits 1896 wurde der Verein Lyon Olympique gegründet. 1899 entstand im Verein eine Fußballabteilung. 1910 erfolgte eine Umbenennung, aus Lyon Olympique wurde Lyon Olympique Universitaire (LOU). 1945/46 wurde LOU professionell und in die Division 1 aufgenommen. Fünf Jahre später gab es innerhalb des Vereins Differenzen zwischen den Fußballern und den Rugby-Leuten, der heutige Olympique Lyonnais spaltete sich 1950 vom LOU ab. Die Vereinsfarben sind weiß-rot-blau.

Sportliche Erfolge

Olympique Lyon gewann zwischen 2002 und 2008 sieben nationale Meisterschaften in Folge und stellte damit den Ligarekord in Frankreich auf. Bei Pokalsiegen können wir uns mit Olympique messen, den französischen Pokal haben sie fünf Mal gewonnen. Dazu kommen ein französischer Ligapokal und acht Supercupsiege. Internationale Titel: Fehlanzeige!

Die Eintracht und Frankreich

Das Spiel gegen Olympique ist das erste Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften. Kontakte nach Frankreich hat die Eintracht aber schon seit mehr als einhundert Jahren! Am 31. März 1907 weihte der Eintracht-Vorgänger FFC Victoria mit einem 2:2 gegen den Gallia Club Paris seinen neuen Platz ein. 1912 und 1913 siegte der Frankfurter Fußball-Verein (FFV), der aus dem FFC hervorgegangen war und 1920 zur Eintracht werden sollte, an der Roseggerstraße gegen US Suisse Paris 4:2 und 1913 gegen CS Athletique Paris 6:1.

In den 1920er Jahren gab es dann zudem sieben Spiele der Eintracht gegen französische Mannschaften.

JahrGegnerErgebnis (aus SGE-Sicht)
1926Red Star Olympique Paris 5:1 (Auswärts)
1927Red Star Olympique Paris 5:3 (Heim)
1929Olympique Marseille5:0 (Heim)
1929Stade Francais Paris1:3 (Auswärts)
1929AS Cannes2:1 (Auswärts)
1929Olympique Marseille4:2 (Auswärts)
1929 Sports Olympiques Montpelliér4:2 (Auswärts)

Die Reisen der 1920er Jahre sind auch als Zeichen der Völkerverständigung nach dem ersten Weltkrieg zu sehen. In der Weimarer Republik gab es erste Bestrebungen der Diplomatie, dem Sport eine (außen)politische Funktion zukommen zu lassen, die Besuche wurden in der Regel mit symbolischen Kranzniederlegungen an Grabmalen für Tote des 1. Weltkriegs verbunden.

Zwischen 1910 und 1912 stand der aus der Dordogne in Zentralfrankreich stammende Charles Charboud-Mollard (1891-1981) in 41 Pflichtspielen im Tor der Eintracht-Vorgänger Frankfurter Kickers und Frankurter Fußball-Verein. 1912 wurde er zum Militär eingezogen und war in Oran/Algerien stationiert, wo er für den dortigen Gallia Club spielte. Schon 1914 verwundet, verbrachte er die restliche Kriegszeit als Gefangener in deutschen Lazaretten und Lagern. Zurück in Frankreich war er Hotelier in Savoyen und hielt bis in die 1960er Jahre Kontakt zur Eintracht.

Erst 86 Jahre später sollte mit Mourad Bounoua wieder ein Franzose (der international für Marokko spielte) den Adler auf der Brust tragen. Er kam 1998/99 auf sieben Pflichtspiele.

Weitere Franzosen bei der Eintracht

Hier können wir  - gerade aus den letzten Jahren - zahlreiche Namen nennen: Habib Bellaïd (2008-2012), Sébastien Haller (2017-2019), Simon Falette (2017-2020), Evan N’Dicka (2018-2023), Almamy Touré (2018-2023), Randal Kolo Muani (2022-2023).

Im aktuellen Eintracht-Kader stehen sechs in Frankreich geborene Spieler: Éric Junior Dina Ebimbe, Ellyes Skhiri, Farès Chaïbi, Niels Nkounkou, Jean-Mattéo Bahoya, Hugo Ekitiké.

Farès Chaïbi ist nahe Lyon geboren, spielte aber nie für Olympique. Seit 2023 spielt er für Eintracht Frankfurt.

Die Eintracht-Bilanz gegen französische Clubs im Europapokal

SaisonWettbewerbStufeGegnerErgebnisse
1974/75Europapokal der Pokalsieger1. RundeAS Monaco3:0 (H), 2:2 (A)
1980/81UEFA-PokalAchtelfinaleFC Sochaux4:2 (H), 0:2 (A)
1995/96UI-CupAchtelfinaleGirondins Bordeaux 3:0 (A)
2013/14Europa LeagueGruppenphaseGirondins Bordeaux 3:0 (H), 1:0 (A)
2018/19Europa LeagueGruppenphaseOlympique Marseille1:2 (A), 4:0 (H)
2019/20Europa LeaguePlay-OffsRacing Straßburg0:1 (A), 3:0 (H)
2022/23Champions LeagueGruppenphaseOlympique Marseille1:0 (A), 2:1 (H)

Bisher hat die Eintracht 13 Pflichtspiele gegen französische Teams gespielt. Es gab neun Siege, ein Unentschieden und drei Niederlagen. Rausgeflogen sind wir nur 1980 in Sochaux (was eine Riesensensation war) und im UI-Cup 1995 in Bordeaux (die spielten damals u.a. mit Bixente Lizarazu und Zinédine Zidane).

Die Fans in Orange, die Spieler in Grün: 2013 siegte die Eintracht vor 12.000 mitgereisten Fans in Bordeaux.

Europapokalbilanz Olympique Lyonnais gegen deutsche Klubs

Olympique ist im europäischen Wettbewerb insgesamt 17 Mal auf deutsche Mannschaften getroffen. Es gab 13 Siege, 7 Unentschieden und 13 Niederlagen. Das Halbfinale erreichte Olympique viermal. 1964 im Europapokal der Pokalsieger, da gab es das Aus gegen Sporting Lissabon. 2010 und 2020 war Bayern München Endstation, 2017 gabs das Aus gegen Ajax Amsterdam.

Schlimme Erinnerungen: 2012 hat der 1. FFC Frankfurt, der seit 2020 zur Eintracht gehört, das Women`s Champions League Finale gegen Olympique verloren.

Nicht schön!

Olympique hat auch eine bärenstarke Frauenmannschaft, die 16-mal die französische Meisterschaft und 10-mal den französischen Pokal gewonnen hat. Die Women's Champions-League hat Olympique achtmal gewonnen. 2012 fand das CL-Finale im Olympiastadion in München statt. Gegner war der 1. FFC Frankfurt, der vor 50.000 Zuschauern mit 0:2 unterlag.