Ferencváros wurde am 3. Mai 1899 als „Ferencvárosi Torna Club“ gegründet. Übersetzt heißt das „Turnverein Franzstadt“ (IX. Bezirk von Budapest). Am 3. Dezember 1900 gründete sich im Verein eine Fußballabteilung. Nachdem in Ungarn Profifußball schon in den 1920er Jahren eingeführt wurde, gründeten die Fußballer 1926 mit dem Ferencváros Football Club einen eigenständigen Verein. Der wurde 1944 wieder in den Ferencváros Torna Club eingegliedert. Im Kommunismus wurde der Verein umbenannt, ab 1950 heiß er ÉDOSZ (Élelmezésipari Dolgozók Szakszervezetének Sport Egyesülete). Übersetzt heißt das: Sportverband der Gewerkschaft der Lebensmittelindustrie. Bereits ein Jahr später gab es einen neuen Namen für den Club: Bp. Kinizsi (Budapesti Kinizsi Sport Egyesület). Das heißt übersetzt: Budapest Kinizsi Sportvereinigung; Pál Kinizsi war ein ungarischer General im 15. Jh.). Seit dem 1. November 1956 heißt der Verein wieder Ferencvárosi Torna Club (FTC). Die Vereinsfarben sind grün weiß.
Sportliche Erfolge
Mit 35 nationalen Meisterschaften ist man Rekordmeister in Ungarn. Auch die 24 Pokalsiege sind Rekord. FTC gewann sechsmal den ungarischen Supercup und zweimal den Ligapokal. In den Anfangstagen war FTC auch international erfolgreich, 1909 gewann man den Challenge-Cup, 1928 und 1937 den Mitropapokal. Der Mitropapokal (Offiziell: La Coupe de l’Europe Centrale) war der erste internationale Wettbewerb für Vereinsmannschaften, er wurde in der Zwischenkriegszeit ausgespielt. Mitropa leitet sich aus dem Wort Mitteleuropa ab.
Der letzte internationale Titel war der Gewinn des Messepokal 1965. Der Messepokal gilt als offizieller Vorgänger des UEFA-Cups/der Europa League. Der Titel 1965 ist der einzige Europapokalsieg einer ungarischen Mannschaft nach 1945. 1968 erreichte FTC noch mal das Finale, 1975 das Finale im Europapokal der Pokalsieger. Das haben sie damals in Basel gegen Dynamo Kiew verloren.
Die Eintracht und Ungarn
In der Zwischenkriegszeit gehörten ungarische Mannschaften zur europäischen Spitzenklasse. 1926 führte Ungarn als drittes kontinentaleuropäisches Land nach Österreich (1924) und der Tschechoslowakei (1925) den Professionalismus ein. Neben Ferencváros (1928, 1937; Finalist 1935, 1938, 1939) gewann auch Ujpest zweimal den Mitropapokal (1929, 1939). Die Eintracht spielte in dieser Zeit u. a. gegen III. ker. TVE Budapest (2:3, 1924), Vasas Budapest (3:4, 1924), Uipest Budapest (7:3, 1933) und Budai Budapest (3:0, 1934).
Am 13.November 1965 besiegte die Eintracht die ungarische Nationalmannschaft im Waldstadion nach 2:0-Führung und 2:4-Rückstand durch vier Tore von Walter Bechtold mit 5:4. Zweifacher Torschütze der Ungarn war Flórián Albert (1941-2011) von Ferencváros, der 1967 als bislang einziger ungarischer Spieler zu Europas Fußballer des Jahres gewählt wurde. 2017 wurde ihm zu Ehren eine Briefmarke herausgegeben. Albert traf auch im Messepokalspiel 1967 im Waldstadion.
Die Eintracht-Bilanz gegen Ferencváros
Bislang kam es zu vier Aufeinandertreffen zwischen der Eintracht und Ferencváros. Das erste Spiel fand am 20. Juni 1925 am Riederwald statt, die SGE und FTC trennten sich in dem Freundschaftsspiel 2:2. „Die Ungarn machten einen etwas müden Eindruck, was in Anbetracht des Saisonschlusses zu verstehen ist. Wenn nun auch das Mitreißende, das Aufregende fehlte, war man doch zufrieden, denn im Feld waren die Budapester wahre Fußballkünstler“, berichtete das „Sport-Echo“.
Im Achtelfinale des Messepokals 1966/67 gab es dann zum ersten und einzigen Mal zwei Pflichtspiele. Die Eintracht gewann zuhause mit 4:1, auswärts unterlagen wir mit 1:2. Im Viertelfinale haben wir damals dann den FC Burnley geschlagen. Das unglückliche Aus kam im Halbfinale. Nach einem 3:0 Heimsieg gegen Dinamo Zagreb unterlagen wir in Zagreb nach Verlängerung mit 0:4.
Das letzte Spiel gegen FTC war am 22. April 1983 ein Freundschaftsspiel in Bad Orb. Vor 2000 Zuschauern trennten sich beide Mannschaften 2:2. Die Tore für die SGE erzielten Pezzey und Gulich, für FTC traf Pojany und Szabado.
Die Gesamtbilanz ist mit einem Sieg, zwei Unentschieden und einer Niederlage durchwachsen. In internationalen Wettbewerben gab es übrigens keine weiteren Spiele mehr gegen ungarische Teams.
Für beide Clubs spielten
- Janos Hanek bis 1957 FTC, 1957/58 SGE
- Lajos Detari 1987/88 SGE, 1993 FTC
- Marek Penksa 1992/93 & 1994-1996 SGE, 2002 – 2005 FTC
- Szabolcs Huszti 1997 – 2003 &2004/05 FTC, 2016 – 2017 SGE
- Krisztian Lisztes 2017 – 2024 FTC, seit 2024 SGE
Ungarische Spieler bei der Eintracht
Schon in den Anfangstagen der Eintracht kickten diverse Ungarn für die Eintracht. Hier eine kleine Auswahl:
Der in Wien geborene Dr. Paul von Goldberger kam im Februar 1911 zu den Frankfurter Kickers und wurde mit dem Nachfolger Frankfurter Fußball-Verein (FFV) 1912 Nordkreismeister. Der ungarische Nationalspieler half, den Verein zu professionalisieren. Goldberger war Jude, er wurde 1941 ins Ghetto Litzmannstadt deportiert, wo er 1942 ermordet wurde.
Nach dem 1. Weltkrieg verließen viele Ungarn wegen der unsicheren politischen Lage ihre Heimat. Peter Szabo wechselte 1919 von MTK zum 1. FC Nürnberg. Von 1920 bis 1923 spielte er für die SGE, 1942/43 war er unser Trainer. Jozsef Karoly kam ebenfalls von MTK, er spielte 1925/26 bei der Eintracht.
Auch nach dem Volksaufstand 1956 verließen viele Fußballer das Land. Janos Hanec, Tibor Löric und Istvan Sztani schlossen sich der Eintracht an. Sztani wurde zum Star und gewann 1959 die Meisterschaft. Er ist bis heute bei jedem Spiel im Stadion.
Aus der jüngeren Vergangenheit ist vor allem Lajos Detari in Erinnerung geblieben. Er kam 1987 von Honved zur Eintracht und erzielte im Pokalfinale 1988 den Siegtreffer. Dann wechselte er für 18 Millionen DM nach Griechenland. Die „Detari-Millionen“ sind bis heute legendär.
Istvan Pisont (1998/99) und Tibor Dombi (1999/2000) sind weitere Ungarn, die bei der Eintracht spielten.
Ungarische Trainer bei der Eintracht
- Dori Kürschner, 1921/22
- Peter Szabo, 1942/43
- Gyula Lorant, 1976/1977
- Pal Csernai, 1988
Europapokalbilanz des FTC vs. deutsche Klubs
Jahr | Gegner | Wettbewerb & Runde | Ergebnisse |
---|---|---|---|
1962/63 | Viktoria Köln | Messepokal, 1. Runde | 4:3, 1:4 |
1966/67 | Eintracht Frankfurt | Messepokal, Achtelfinale | 4:1, 1:2 |
1971/72 | Eintracht Braunschweig | UEFA-Pokal, Achtelfinale | 1:1, 2:5 |
1976/77 | Dynamo Dresden | Europapokal der Landesmeister, 2. Runde | 1:0, 0:4 |
1978/79 | 1. FC Magdeburg | Europapokal der Pokalsieger, 2. Runde | 1:0, 1:2 |
1991/92 | Werder Bremen | Europapokal der Pokalsieger, 2. Runde | 3:2, 1:0 |
2002/03 | VfB Stuttgart | UEFA-Pokal, 2. Runde | 0:0, 0:2 |
2004/05 | FC Schalke 04 | UEFA-Pokal, Gruppenphase | 0:2 |
2021/22 | Bayer Leverkusen | Europa League, Gruppenphase | 2:1, 0:1 |
2022/23 | Bayer Leverkusen | Europa League, Achtelfinale | 2:0, 2:0 |
Insgesamt hat FTC 19 Spiele gegen deutsche Mannschaften bestritten, es gab sechs Siege, zwei Unentschieden und elf Niederlagen.