23.10.2024
Museum

Historie: Die Eintracht und der FK RFS aus Riga

Die Partie gegen FK RFS (Futbola Klubs Rīgas Fubtola skola) ist eine Premiere, denn zum ersten Mal spielt die SGE gegen einen lettischen Vertreter. Das Museum hat dennoch einige Verbindungen ausgegraben.

Ältere Fans erinnern sich gerne an die Werbung im Stadion: „RIGA Mainz“. Die hatte aber mit unserem heutigen Gegner nichts zu tun, viel mehr machte da ein Krandienst Werbung bei unserer SGE. Die Partie gegen FK RFS (Futbola Klubs Rigas Fubtola skola) ist eine Premiere, denn zum ersten Mal spielt die SGE gegen einen lettischen Vertreter.

Der FK RFS

1996 wurde in Riga der Jugendfußballclub JFC Riga gegründet. Dieser wurde 1999 zur Jugendakademie des FK Skonto Riga. 2003 machte die sich als Futbola Sporta Skola (FSK) Daugava selbständig und fusionierte 2010 mit RFS/Flaminko Riga zu FK Daugava/RFS Riga. Seit 2018 ist der Name des Vereins FK RFS. 2021 und 2023 wurde FK RFS lettischer Meister, den Pokal gewann das Team ebenfalls zweimal, 2019 und 2021.

Kurze Geschichte des lettischen Fußballs

Schon seit der Antike war das heutige Riga ein wichtiger Handelsplatz. Für die Wikinger war die Düna Teil ihrer Handelsouten Richtung Schwarzes Meer und Konstantinopel. In einer päpstlichen Bulle aus dem Jahr 1200 wurde festgelegt, dass deutsche Kaufleute, die in der Gegend seit 1158 bezeugt sind, ihre Geschäfte nur noch über Riga abwickeln durften. Durch dieses Monopol erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung, wurde 1253 Sitz eines Erzbistums und trat 1282 der Hanse bei. 1522 wurde die Reformation eingeführt. 1561 musste der letzte Erzbischof abdanken und Riga wurde für die nächsten 20 Jahre zunächst eine Freie Stadt unter polnisch-litauischer Oberhoheit und musste 1582 unter Wahrung seiner traditionellen Freiheiten dem polnischen König huldigen. 1621 zog König Gustav II. Adolf in der Stadt ein und nahm sie für Schweden in Besitz. Im Großen Nordischen Krieg wurde Riga 1710 von den Russen besetzt, was 1721 im Frieden von Nystad bestätigt wurde. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Riga zu einem der wichtigsten Häfen und Industriestandorte des Zarenreiches.

Anfang des 20.Jahrhunderts wurden auch die ersten Fußballvereine gegründet und ab 1908 eine Stadtmeisterschaft von Riga ausgetragen, die bis 1915 vom British FC (vier Titel) und den deutschbaltischen Klubs RV Union (drei Titel) und SV Kaiserwald (ein Titel) dominiert wurde. Nach Erlangung der Unabhängigkeit 1918 wurde 1921 die „Latvijas Futbola Federācija“ gegründet, die 1922 der FIFA beitrat, und in den 1930er Jahren auch zwei Länderspiele gegen Deutschland bestritt. Im 2. Weltkrieg wurde Lettland 1940 zunächst von der UdSSR und 1941 von der Wehrmacht besetzt. Im Herbst 1944 wurde die Lettische SSR wieder Teil der UdSSR, war aber bis zur Auflösung der UdSSR nur in sieben Spielzeiten (1949-1952 und 1960-1962) mit Daugava Riga (nicht zu verwechseln mit mehreren gleichnamigen Klubs nach 1991!) in der obersten Spielklasse vertreten. 1990/91 erlangte Lettland seine staatliche Selbständigkeit zurück und nimmt seitdem auch wieder an den Wettbewerben von FIFA und UEFA teil. Größter Erfolg war die Qualifikation für die EM 2004 in Portugal, wo dem DFB-Team ein 0:0 abgetrotzt wurde. Rudi Völler erklärte danach seinen Rücktritt als Teamchef der deutschen Nationalelf.

Lettische Europapokalbilanz gegen deutsche Clubs

  • 2002/03: VfB Stuttgart – FK Ventspils, 4:1, 4:1, UEFA-Pokal, 1. Runde
  • 2004/05: FC Schalke 04 – Liepajas Metalurgs, 5:1, 4:0, UEFA-Pokal, 1. Runde
  • 2009/10: Hertha BSC – FK Ventspils, 1:1, 1:0, UEFA-Pokal, Gruppenphase

Die Eintracht und Lettland

Um Eintracht-Bezüge zu Lettland zu finden, muss man in die Annalen der deutschen Länderspielgeschichte schauen und fast 90 Jahre zurückblättern. Als die Nationalmannschaft am 13. Oktober 1935 in Königsberg ihr erstes Länderspiel gegen Lettland bestritt (3:0), war der Eintrachtler Willi Tiefel Spielführer! Der „Kicker“ war voll des Lobes über ihn: „Der beste Mann der deutschen Elf war der linke Verteidiger Tiefel von der Frankfurter Eintracht. Tiefel hat heute ein fehlerfreies, tadelloses Spiel vorgeführt. Er war vor allem ballsicher, schnell und wendig genug, und er zeigte auch den ostpreußischen Fußballern gute, erstklassige Fußballkunst. Seine Scherenschläge waren allererste Marke, seine Kopfbälle ausgezeichnet….“

Danach herrschte über 70 Jahre Ruhe, bis Jurica Puljiz, der 2003/04 in 15 Bundesligaspielen (1 Tor) für die Eintracht mitgewirkt hatte 2010 für ein halbes Jahr bei Liepajas Metalurgs anheuerte. Aber auch im Baltikum kam er nur auf 15 Pflichtspiele (2 Tore). Man sieht also: Die Verbindungen sind rar gesät.

Wilhelm "Willi" Tiefel (links) spielte von 1932 bis 1936 bei Eintracht Frankfurt und war Spielführer der DFB-Elf beim Spiel gegen Lettland am 13. Oktober 1935.Der Kroate Jurica Puljiz (rechts) spielte von 2003-2006 bei der SGE und wechselte 2010 zum einem lettischen Verein.

Hessen, Frankfurt & Lettland

Es gibt drei hessische Städte und Gemeinden, die mit lettischen Ortschaften eine Städtepartnerschaft pflegen: Darmstadt mit Liepaja, Eppstein mit Aizkraukke und Liederbach mit Saldus. Riga pflegt alte Beziehungen aus der Hansezeit mit Bremen und Rostock.Das interessiert uns aber weniger…

Seit 2016 ist in Frankfurt die „Frankfurtes Latviešu Biedrība“ aktiv – die lettische Gesellschaft von Frankfurt, deren Vorsitzende Marite Klavina-Pönsgen uns am Donnerstag auf der Waldtribüne besucht – und in der Eschersheimer Landstraße gibt es ein Honorarkonsulat der Republik Lettland.

Einige Eintracht Fans werden darüber hinaus 2022 auf der Reise zum Supercupspiel gegen Real Madrid in Helsinki auch Bekanntschaft mit dem Flughafen von Riga gemacht haben.

Das war's soweit, wir hoffen auf drei Punkte am Donnerstag!