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26.09.2012
Traditionsmannschaft

Hans Steinle - Die heutige Torwartgeneration ist fußballerisch kompletter

Wir werfen einen Blick auf unseren Torhüter der Traditionsmannschaft, Hans Steinle. Steinle, der auf insgesamt 30 Zweitligaspiele mit den Stuttgarter Kickers kommt, plaudert über die Anfänge seiner Karriere, die Entwicklung der Torhüter in den vergangenen Jahren und seine Rolle im Tor der Traditionself.

Hallo Hansi, wie bist Du im Tor gelandet bzw. auf welcher Position hast Du deine Karriere begonnen?

Ich war zunächst Feldspieler, meistens im Mittelfeld, bis zu meinem zwölften Lebensjahr. Dann hatte sich unser Torhüter mit einem Schien- und Wadenbeinbruch ganz schwer verletzt. Darauf kam der Trainer zu mir und hat mich gefragt, ob ich es nicht versuchen möchte. Ja, von da an blieb ich im Tor und kam auch nicht mehr raus. Obwohl ich weiterhin auch noch gerne im Feld spiele.

Wie bist Du zur Eintracht bzw. Tradi-Mannschaft gekommen?

1996 bin ich nach Hessen gezogen und bei Fila tätig gewesen. Und Fila war ja der damalige Ausrüster der Eintracht. Da entstand ein sehr intensiver Kontakt, besonders zu Charly Körbel. Auch als 2001 die Fußballschule gegründet wurde, habe ich bspw. die Ausrüstung mit organisiert. Irgendwann hatte mich dann Charly gefragt, ob ich nicht bei der Tradi-Mannschaft mitspielen möchte. Seitdem wechsle ich mich mit Joachim Jüriens im Tor ab und ich bin immer gerne dabei, weil es echt Spaß macht.

Wie haben sich die Torhüter bzw. auch das Torwarttraining im Laufe der Jahre geändert?

Heute muss man als Torhüter auch mitspielen. Früher war es nicht so, da konnte man den Ball bspw. nach einem Rückpass in die Hand nehmen. Mit der Einführung der Rückpass-Regel hat sich auch das Spiel für den Torhüter geändert. Stets muss er aktiv mitspielen. Der Torhüter ist quasi auch eine Art Libero, der Bälle hinter der Viererkette abfängt. Außerdem ist heutzutage das Einschätzen der Flugbahn des Balles viel schwieriger geworden, die Schüsse sind durch die technische Entwicklung nicht leicht zu berechnen, das war früher noch anders.

Ab welchem Alter sollte ein eigenständiges Torwarttraining angesetzt werden?

Heutzutage fangen die meisten schon im Alter von sechs bis acht Jahren an. Da werden bereits die ersten Basistechniken, wie das richtige Fangen, Fallen und Fausten trainiert. Auch das Spiel auf der Linie und im Strafraum spielt schon eine kleine Rolle. Ich würde es aber begrüßen, wenn die jungen Torhüter in dem Alter auch auf anderen Positionen das Fußballspielen lernen und sich nicht zu früh spezialisieren.

Wie bewertest Du die „neue junge“ Torwartgeneration um Trapp, Zieler, Leno, ter Stegen, wie erklärst Du dir diese Entwicklung?

Die Ausbildung hat sich enorm weiterentwickelt, früher hat man sich in dem Maße noch nicht so individuell mit den Torhütern beschäftigt. Da musste man schon von Glück sprechen, wenn ein- bis zweimal die Woche ein Trainer kam, der mit einem ein Torwarttraining durchgeführt hat. Heute ist sie sehr speziell, individuell und eigenständig. Dadurch ist die heutige Torwartgeneration fußballerisch kompletter. Früher hat man auch viel mehr auf Kraft gesetzt, heute sind die Torhüter gelenkiger und beweglicher. Nichtsdestotrotz waren die früheren Torhüter, bspw. ein Toni Schumacher, viel mutiger und verrückter, das waren wahnsinnige.

Du sprichst es an. Es heißt immer Torhüter sind keine normalen Fußballspieler, ticken anders, bestätigst Du das? Wenn ja, warum?

Ich denke schon, dass man als Torhüter eine sehr spezielle Position hat. Wenn der Torhüter einen Fehler macht, ist es meistens ein Tor. Wenn der Stürmer daneben schießt, dann wartet man eben auf die nächste Chance. Und um da bestehen zu können, gerade mit diesem Top oder Flop umgehen zu können, muss man schon sehr speziell sein. Ein Sepp Maier zum Beispiel hat unglaublich besessen trainiert und hat sich auch um die Entwicklung der Torhüter sehr verdient gemacht. Die Grundlage der heutigen Torwart-Handschuhe hat er damals mitentwickelt.

Wie bereitet man sich als Torhüter auf ein Bundesligaspiel vor?

Ich denke, dass die Torhüter heute viel spezieller auf ein Spiel vorbereitet werden. Sei es auf Freistoßvarianten oder auch Elfmeterschützen. Heute gibt es einfach massig an Daten, die man auswerten kann, um sich auf ein Spiel vorzubereiten.

Zurück zur Traditionself. Wie viel kommt in der Regel bei einem Spiel auf dein Tor?

Das ist sehr unterschiedlich. In einigen Spielen sind wir sehr feldüberlegen, aber dann läuft es auch oft so, dass wir alle nach vorne rennen und ich hinten einsam stehe. Der Vorwärtsdrang ist einfach größer als der Rückdrang, denn der Weg zurück ist viel schwieriger als nach vorne. Zumeist gewinnen wir ja trotzdem, da ist es nicht so schlimm. Aber hin und wieder könnten wir da auch vorsichtiger sein.

Hast Du als Torhüter lieber viel Beschäftigung, damit es nicht langweilig wird?

Zwar ist es immer schön, wenn man sich als Torhüter auch auszeichnen kann, aber zum Schluss macht es viel mehr Spaß, wenn man hinter einer funktionieren Abwehr steht, mit der man gemeinsam agiert. Und wenn die Abwehr die größte Gefahr schon vorher klären kann, ist das optimal.

Was macht ein Torhüter um das gesamte Spiel aufmerksam zu bleiben, wenn nicht viel auf die Hütte kommt?

Ja, man darf sich auf keinen Fall ablenken lassen und muss das Spiel stets intensiv mitverfolgen. Letztendlich wartet man auf die Sekunde, in der man hellwach sein muss. Das ist nicht einfach, aber im Spitzensport unerlässlich. Ein kleiner Fehler entscheidet über Sieg oder Niederlage, insofern muss ein Torhüter immer voll konzentriert sein.

Heute geht es gegen den BVB, was erwartest Du vom Spiel?

Das ist für mich keine leichte Frage, weil ich Vertriebsleiter bei Kappa bin und Dortmund war lange Zeit unser Partner. Daher habe ich Dortmund sehr oft gesehen, das ist einfach eine klasse Mannschaft, auch mit hoher individueller Qualität. Ich kann mich noch gut an das letzte Bundesligaspiel erinnern, welches die Eintracht durch das Tor von Gekas mit 1:0 gewinnen konnte. Das zu wiederholen wird ein hartes Stück Arbeit. Es wird auf jeden Fall ein heißes Spiel.

Dein Tipp für das Spiel?

Ich tippe auf ein 1:1 Unentschieden.

Wir bedanken uns bei Hans Steinle für das ausführliche Gespräch und wünschen ihm viele tolle Spiele mit der Eintracht Frankfurt Traditionsmannschaft. Halte weiterhin den Kasten sauber.