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04.02.2015
Klubmagazin

Glücklos in Berlin

Beim AOK-Masters in der Berliner Max-Schmeling-Halle gab es für unsere Traditionsmannschaft nichts zu holen.

Gegen erheblich jünger aufgestellte Gegner musste das Team von Rekord-Bundesligaspieler Charly Körbel nach zwei klaren Niederlagen in der Gruppenphase vorzeitig die Segel streichen.

Berlin ist eigentlich immer eine Reise wert. Eintracht-Legende Charly Körbel hegt sogar ganz besondere Erinnerungen an die Hauptstadt, konnte er am 28. Mai 1988 doch den letzten seiner vier DFB-Pokalsiege (gleichzeitig den letzten der Eintracht überhaupt) im Olympiastadion erringen. Nun, knapp 27 Jahre später, machte sich der Rekord-Bundesligaspieler gemeinsam mit seinen Teamkameraden erneut auf, in Berlin einen Pokal für die Eintracht zu gewinnen.

Auch wenn das AOK-Traditionsmasters nicht ganz den Stellenwert eines DFB-Pokalsieges besitzt, war doch alles angerichtet für einen hervorragenden Fußballtag: Die Max-Schmeling-Halle war an diesem 24. Januar mit 8.000 Zuschauern ausverkauft, das Fernsehen berichtete live und eine Vielzahl namhafter Bundesliga-Veteranen gab sich die Ehre. Für die Eintracht waren neben Körbel unter anderem Oka Nikolov, Norbert Nachtweih und Slobodan Komljenovic am Start. Sie mussten sich in der Gruppenphase mit den Berliner Lokalmatadoren Union und Hertha BSC messen.

Offener Schlagabtausch zu Beginn

Los ging es um kurz nach halb Eins. Unter dem respektvollen Applaus des Berliner Publikums betraten die Eintracht-Oldies das Feld und wurden offiziell vorgestellt. Neben den bereits genannten waren auch Cezary Tobollik, Uwe Müller, Michael Anicic, Hansi Steinle, Patrick Falk, Frank Gerster, Thomas Lasser und Matthias Dworschak mit von der Partie. Das Spiel gegen Union Berlin begann mit offenem Visier: Zunächst prüften die „Eisernen“ noch innerhalb der ersten 10 Sekunden die Reflexe von Eintracht-Urgestein Oka Nikolov im Kasten, dann hätte Michael Anicic um ein Haar die Führung für die Eintracht besorgt: Seinen Flachschuss konnte der Berliner Keeper Oskar Kosche noch parieren, den Abpraller setzte Anicic dann per Kopf nur wenige Zentimeter neben den Pfosten.

Hätte, wäre, wenn: Es ist Makulatur darüber zu spekulieren, welche Richtung eine frühe Eintracht-Führung dem Spiel gegeben hätte. Fakt ist, dass Union danach mächtig aufdrehte und noch vor Ablauf der ersten Spielminute in Führung ging. Ronny Nikol setzte sich an der Bande gegen Uwe Müller durch, tauchte frei vor Oka Nikolov auf und schob dann präzise mit Links ein. Kurz darauf hatte erneut Eintracht-Aktivposten Michael Anicic eine sehenswerte Chance, sein Drehschuss zischte aber knapp am rechten Pfosten vorbei. Die Eintracht hatte in der Folge Schwierigkeiten Ordnung in ihr Spiel zu bekommen, Union übernahm das Kommando und erhöhte durch Steffen Baumgart nach sechs Minuten auf 2:0.

Nikolov mit glänzenden Reflexen

Die noch ausstehenden 14 Spielminuten ließen wenig Gutes für die Eintracht erahnen, zumal die Berliner einen wesentlich jüngeren Kader aufboten als die SGE. Union ließ folgerichtig Ball und Gegner laufen und kam immer wieder zu guten Chancen, die Oka Nikolov mit teils glänzenden Reflexen vereiteln konnte. So ging es mit 0:2 aus Eintracht-Sicht zum Seitenwechsel. Auch in der 2. Hälfte erwischten die Köpenicker den besseren Start und sorgten mit dem 3:0 durch Ronny Nikol für die Vorentscheidung. Doch die Eintracht gab sich nicht auf, wenige Sekunden nach dem dritten Gegentreffer packte Thomas Lasser den Hammer aus und verkürzte mit einem herrlichen Winkel-Schuss von der rechten Bande aus zum 1:3.

Dieses Signal blieb nicht ohne Folgen. Zunächst prüfte Frank Gerster Unions Torwart Oskar Kosche mit einem wuchtigen Schuss aus der zweiten Reihe, dann hätte es drei Minuten vor Schluss durchaus einen Neunmeter für die Adler geben können, nachdem Baumgart Anicic im Strafraum umriss. Doch die Schiedsrichter-Pfeife blieb stumm und so blieb es am Ende beim 3:1 zugunsten der Hausherren. Während Sport1-Kommentator Carsten Fuß das ein oder andere Kilo zu viel auf den Eintracht-Rippen gesehen haben wollte, würdigte Charly Körbel nach dem Spiel vor allem die Leistung von Michael Anicic und Oka Nikolov.

Diszipliniert gegen Hertha

Im zweiten Spiel gegen die anderen Berliner Platzhirsche von der Hertha, hieß es für die Eintracht bereits Sekt oder Selters. Nur ein Sieg in ausreichender Höhe würde die Chancen aufs Weiterkommen am Leben halten. Kein leichtes Unterfangen, wartete die Hertha doch mit einer ganzen Reihe ehemaliger Nationalspieler auf, deren aktive Zeit noch gar nicht so lange zurück liegt. Allen voran Dariusz Wosz, Fredi Bobic und Stefan Beinlich seien hier genannt. Aber auch Pal Dardei, Levan Kobiashwili und Andreas „Zecke“ Neuendorf haben reichlich internationale Erfahrung vorzuweisen.

Die Eintracht präsentierte sich in der ersten Halbzeit wesentlich organisierter als in der Auftaktpartie. Die Räume wurden enger und wenn Hertha doch mal durch kam, dann war ein glänzend aufgelegter Oka Nikolov zur Stelle. Doch auch in dieser Partie fehlte es in der Offensive an Durchschlagskraft. Der agile Michael Anicic wurde immer wieder in der Spitze angespielt, konnte sich mit seinen Finten und Dribblings jedoch nicht die entscheidenden Lücken erspielen. So warteten die Zuschauer hüben wie drüben zunächst vergeblich auf Tore. Erst nach über sieben Minuten fiel die erste Bude – leider für die Hertha. Neuendorf spielte den Ball von der rechten Seite scharf vor das Tor, wo Komljenovic gegen Wosz einen Schritt zu spät kam.

Junge Wilde gegen alte Hasen

Bei diesem Spielstand wurden die Seiten gewechselt, die Eintracht verkaufte sich ordentlich und befand sich dank eines sensationellen Reflexes von Oka Nikolov kurz vor der Halbzeit noch absolut im Rennen um den Sieg. Doch in den zweiten zehn Minuten ließen die Kräfte merklich nach. Die Herthaner, deren Feldspieler allesamt zu Zeiten geboren wurden, als Charly Körbel schon Pokale für die Eintracht in den Himmel reckte, profitierten jetzt erheblich von ihrer besseren Kondition und besiegelten mit einem Doppelschlag von Ante Covic binnen 30 Sekunden den Ausgang der Partie. Zwar konnte Frank Gerster schnell auf 1:3 verkürzen, die Hertha ließ sich aber nicht die Butter vom Brot nehmen und besorgte in Gestalt von Dariusz Wosz und Michael Hartmann den 5:1-Endstand aus Sicht der Berliner.

Es blieb also bei einem Kurzauftritt unserer Traditionsmannschaft in Berlin. Die Spieler nahmen es trotz des noch immer vorhandenen Ehrgeizes aber sportlich, zeigten sich begeistert von der Atmosphäre in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle und wussten die Gründe fürs Ausscheiden durchaus realistisch einzuschätzen: „Es ist eben schwer gegen Jungs zu spielen, die im Schnitt 20 Jahre jünger sind“ analysierte Michael Anicic nach dem Turnier: „Egal wie hart wir trainieren, diesen Altersunterschied kann man nicht wett machen. Ich verspreche aber, auf meine alten Tage nochmal an meinem rechten Fuß zu arbeiten, da geht noch was“, lachte der Frankfurter Bub.

Für Charly Körbel sind die konkreten Ergebnisse ohnehin zweitrangig. „Es geht in erster Linie darum die Tradition hochzuhalten. Tausende Zuschauer sind einmal mehr gekommen, um uns Ehemalige spielen zu sehen und haben uns eine sensationelle Atmosphäre beschert. Auch für uns ist es immer klasse die alten Weggefährten wiederzusehen und gemeinsam das zu tun, was wir alle lieben: Fußballspielen.“ Das Turnier gewann übrigens die Hertha mit einem starken 10:5 gegen Sparta Prag.