Diesmal schauen wir auf Portugal, die am Montag, 01.07., eines der Achtelfinalspiele in Frankfurt gegen Slowenien austragen werden.
Die frühen Jahre
Cristiano Ronaldo, der nach Eusebio berühmteste portugiesische Fußballer, wurde 1985 in Funchal auf Madeira geboren. 110 Jahre zuvor brachte der Engländer Harry Hinton, dessen Eltern eine Sommerresidenz auf der Atlantikinsel hatten, einen Fußball aus England mit und gilt damit als Pionier des Fußballs in Portugal. Noch in jüngster Zeit war Madeira mit drei Klubs in der obersten Liga vertreten: Maritimo und Nacional Funchal (beide 1910 gegründet) sowie União Madeira (1913). In der Nähe von Lissabon bestand seit 1879 der elitäre Sporting Club de Cascais, der im Oktober 1888 das erste Fußballspiel auf dem portugiesischen Festland austrug. Im ersten „richtigen“ Spiel mit abgestecktem Spielfeld und gemäß FA-Regeln standen sich am 22. Januar 1889 in Lissabon portugiesische und englische Akteure gegenüber. Der englische Einfluss wird verständlich, wenn man bedenkt, dass beide Länder bereits 1386 mit dem Vertrag von Windsor eine Allianz geschlossen hatten.
In Lissabon wurden 1892 der Club Lisbonense und 1894 das Fußballteam von Casa Pia gegründet, dem es 1898 gelang, den als unbesiegbar geltenden Carcavelos Club zu schlagen. Am 28. Februar 1904 entstand „Sport Lisboa“, aus dem am 13. September 1908 nach Fusion mit der „Grupo Sport Benfica“ das heutige „Sport Lisboa e Benfica“ wurde, allen Fußballfans im deutschen Sprachraum als Benfica Lissabon bekannt. Jose Alvalade, nach dem heute das Stadion benannt ist, rief am 1. Juli 1906 mit 17 anderen unzufriedenen Mitgliedern des „Sport Club de Belas“ den „Sporting Clube de Portugal“ ins Leben. Sporting hat weltweit über 100 Filialvereine, von denen in Portugal einige wie SC Farense, SC Olhanense oder SC Covilha zeitweise selbst in der obersten Liga spielten.
Der erste Versuch eines landesweiten Wettbewerbs war die 1894 von König Carlos I. ausgerufene „Football Championship das Cidades de Portugal“, für die er sogar einen Pokal für den Sieger stiftete. Sieger war der Club Lisbonense, der am 2. März 1894 beim FC Porto mit 1:0 gewann. Zu einer Wiederholung des Turniers kam es allerdings nicht. Gegründet wurde der FC Porto am 28. September 1893, obwohl ältere Quellen auch 1906 angeben, da der Klub wohl längere Zeit inaktiv war. Weitere Klubs entstanden in Porto 1903 mit Boavista, 1907 Leixoes und 1911 Salgueiros. Erster Stadtmeister war 1914 Boavista. Außerdem gab es von 1911 bis 1916 eine vom FC Porto initiierte Meisterschaft von Nordportugal.
Langsame Professionalisierung und Länderspiele
1914 existierten im Land drei regionale Verbände, die sich zur Uniao Portuguesa de Futbol (UPF) zusammenschlossen, aus der am 28. Mai 1926 die Federacao Portuguesa de Futebol (FPF) wurde. Das erste Länderspiel wurde am 18. Dezember 1921 in Madrid gegen Spanien ausgetragen. 1921/22 wurde auch der erste Landesmeister (FC Porto) im K.-o.-System ermittelt. Von 1934 bis 1938 gab es zudem ein „Campeonato de la Liga“. Seit 1938 wird der Landesmeister in einer landesweiten Liga ermittelt. Aus dem „Campeonato de Portugal“ wurde nun der Pokalwettbewerb „Taca de Portugal“. Die Nationalmannschaft nahm 1928 am Olympia-Turnier in Amsterdam teil, schied aber im Viertelfinale gegen Ägypten aus.
Mit Errichtung des autoritären „Estado Novo“ (dt. "Neuer Staat") unter Antonio Salazar 1933 begann auch die langsame Professionalisierung des Fußballs, obwohl dieser offiziell erst 1960 legalisiert wurde. Bis dahin war es aber durchaus üblich, Spielern mit Preisgeldern, Bonuszahlungen oder der Vermittlung von Jobs offiziell ein Einkommen außerhalb des Fußballs zu ermöglichen. Die Erfolge von Benfica im Europapokal der Landesmeister 1961 und 1962, von Sporting im Europapokal der Pokalsieger 1962 und der Nationalmannschaft bei der erstmaligen WM-Teilnahme 1966 in England mit Platz 3 wurden vom Regime außerdem für die Stabilisierung ihrer Macht instrumentalisiert. Besonders Spieler aus den afrikanischen Kolonien wie Eusebio „wurden ideologisch zum Modellfall für den vermeintlichen Erfolg des »Zivilisationsprojekts« der kolonialistischen Diktatur“.
Nach Ende der Diktatur 1974 kehrte Portugal aber erst mit der Qualifikation zur EM 1984 ins Konzert der Großen zurück, wo es im Halbfinale am Gastgeber und späteren Europameister Frankreich scheiterte. Auch 2010 und 2012 wurde das Halbfinale erreicht. 2004 verlor man das Endspiel im eigenen Land überraschend mit 0:1 gegen Griechenland. Genauso überraschend wurde man 2016 trotz des frühen Ausscheidens von Superstar Cristiano Ronaldo durch ein 1:0 gegen Gastgeber Frankreich Europameister. 2024 in Deutschland ist Portugal zum achten Mal bei einer EM-Endrunde dabei.
Weniger erfolgreich schnitt Portugal bei der WM ab. 2006 unterlag man im Spiel um Platz 3 gegen Deutschland mit 1:3. Dafür wurde 2019 die UEFA Nations League gewonnen. 2030 richtet Portugal zusammen mit Spanien und Marokko die WM-Endrunde aus. Zum international erfolgreichsten Klub hat sich seit den 1980ern der FC Porto mit sieben Erfolgen entwickelt: Europapokal der Landesmeister, UEFA-Supercup und Weltpokal 1987, UEFA-Pokal 2003, Champions League und Weltpokal 2004, Europa League 2011.
Frankfurt und Portugal
Die portugiesische Nationalmannschaft hat bisher schon zweimal in Frankfurt gespielt. Am 24. April 1938 hieß es im Länderspiel gegen Deutschland 1:1 und bei der WM 2006 wurde der Iran mit 2:0 geschlagen.
Die Eintracht spielte 1961 das erste Mal gegen ein portugiesisches Team und siegte bei Benfica Lissabon mit 3:2. Ebenfalls einen Sieg gab es beim Heimspiel 1962 im Waldstadion (2:0). Ab 1989 weilte die SGE mehrmals im Trainingslager an der Algarve und seit 2013/14 gab es vier Europapokalduelle:
Saison | Wettbewerb | Stufe | Gegner | Ergebnisse |
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2013/14 | Europa League | Runde der letzten 16 | FC Porto | 2:2 A, 3:3 H |
2018/19 | Europa League | Viertelfinale | Benfica Lissabon | 2:4 A, 2:0 H |
2019/20 | Europa League | Gruppenphase | Vitória Guimarães | 1:0 A, 2:3 H |
2022/23 | Champions League | Gruppenphase | Sporting Lissabon | 0:3 H, 2:1 A |
Portugiesische Spieler im Adler-Trikot gab es erst drei. Goncalo Paciencia erzielte zwischen 2018 und 2022 in 86 Pflichtspielen 20 Tore. Der Europa-League-Sieger von 2022 war in der Saison 2023/24 von Celta Vigo an den VfL Bochum ausgeliehen. Von 2019 bis 2021 bei der Eintracht spielte André Silva (71/45). Er überbot 2020/21 mit 28 Bundesliga-Toren die seit 1977 bestehende Bestmarke von Bernd Hölzenbein um zwei Treffer. Er war 2023/24 von RB Leipzig an Real Sociedad San Sebastian ausgeliehen. Seit 2022 ist zudem Aurelio Buta bei der Eintracht und kommt bisher auf 65 Pflichtspiele (4 Tore). Keiner der drei steht in Portugals EM-Kader 2024.