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19.06.2024
Museum

EM-Fachwissen: Dänemark

In den kommenden Tagen bietet das Museum Fachwissen zu allen Nationen, die im Rahmen der EM in Frankfurt spielen. Ulrich Matheja blickt auf die jeweilige Fußballgeschichte und zieht Verbindungen zu unserer SGE.

In den kommenden Tagen bietet das Museum Fachwissen zu allen Nationen, die im Rahmen der EM in Frankfurt spielen.

Diesmal schauen wir auf Dänemark, die am Donnerstag, 20.06., das zweite EM-Spiel in Frankfurt gegen England austragen werden. Das EM-Spiel ist der erste Auftritt der „Rød-Hvide“ (Rot-Weißen) in Frankfurt.

Der 1876 gegründete Kjøbenhavns Boldklub (KB) ist der älteste kontinentaleuropäische Fußballklub. Schnell verbreitete sich der Fußball über alle dänischen Landesteile und führte zur Gründung von Klubs in Aarhus (1880), Aalborg (1885), Odense (1887), Vejle (1891), Kolding (1895), Fredericia (1896) und Randers (1898). Am 18. Mai 1889 wurde in Kopenhagen die Dansk Boldspil Union (DBU) gegründet. Schon 1889 organisierte die DBU die erste Meisterschaft von Kopenhagen. Die neben KB führenden Klubs der Anfangszeit waren Akademisk, B.1893 und Frem. Obwohl die Profi-Abteilung des KB 1991 mit der des Boldklubben 1903 zum FC Kopenhagen fusionierte, ist er zusammen mit dem FCK immer noch dänischer Rekordmeister (je 15 Titel).

Die dänische Meisterschaft

Ab 1912/13 wurde eine dänische Landesmeistermeisterschaft unter den Siegern der Regionalverbände ausgespielt, wobei der Meister aus Kopenhagen stets für das Endspiel gesetzt war. 1927/28 spielten landesweit 20 Klubs in fünf Gruppen, deren Sieger in einer Endrunde den Meister ermittelten. Da am Ende B 1893, Frem und B 1903 punktgleich waren, B 1893 und Frem auf Entscheidungsspiele verzichteten und B 1903 den Titel nicht kampflos gewinnen wollte, gab es 1928 keinen Meister! 1929/30 wurde eine eingleisige Liga mit zehn Klubs eingeführt, die 1958 auf zwölf und 1975 auf 16 Vereine aufgestockt wurde. Nur während der deutschen Besetzung im 2. Weltkrieg gab es wieder Gruppenspiele mit Endrunde. Die Vormachtstellung der Kopenhagener Vereine blieb aber lange Zeit unangetastet. Erst 1964 wurde mit Köge BK erstmals kein Klub aus der Hauptstadt Meister.

Nach Zulassung des Professionalismus 1978, wurde Bröndby IF 1986 erstmals mit einer nur aus Vollprofis besehenden Mannschaft Meister. Der Klub war erst 1964 durch Fusion der beiden unterklassigen Klubs Bröndbyvester IF und Bröndbyöster IF entstanden. Seitdem haben sich dänische Klubs elfmal für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert: siebenmal der FC Kopenhagen, zweimal Aalborg BK, je einmal Bröndby IF, der FC Nordsjaelland und der FC Midtjylland. Die beiden letztgenannten Klubs entstanden erst 1991 bzw. 1999 durch den Zusammenschluss der ersten Mannschaften mehrerer lokaler Klubs.

Länderspiele

Obwohl die DBU Länderspiele offiziell erst seit dem Olympiaturnier 1908 in London zählt, waren dänische Teams schon lange vorher international aktiv. So wurde 1896 bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen der dortige Klub Podilatikos Syllogos in einem Demonstrationsspiel besiegt – ob mit 9:0 oder 15:0 ist nicht genau überliefert! Ein Jahr später gab es in Hamburg ein 5:0 gegen eine Auswahl des Hamburg-Altonaer Fußball-Bunds und 1906 war eine Kopenhagener Auswahl Gast bei den Olympischen Zwischenspielen in Athen. Das wird auch darauf zurückgeführt, dass der griechische König Georg der Sohn von König Christian IX. von Dänemark war. Nachdem die Dänen eine Auswahl von Smyrna (heute Izmir) mit 5:1 besiegt hatten, wurde das Endspiel gegen die Auswahl von Athen zur Halbzeit beim Stand von 9:0 abgebrochen.

Dass die hohen Ergebnisse kein Zufall waren, zeigte sich bei den Olympischen Spielen 1908 in London und 1912 in Stockholm, bei denen Dänemark ganz offiziell Silber holte. In London wurde am 19. Oktober 1908 eine französische B-Mannschaft mit 9:0 und drei Tage später das A-Team mit 17:1 überfahren. Im Endspiel gegen Englands Amateure unterlagen die Dänen aber mit 0:2. In Stockholm war England erneut zu stark (2:4), aber zuvor gab es Siege gegen Norwegen (7:0) und die Niederlande (4:1). Weiteres olympisches Edelmetall wurde 1948 in London (Bronze) und 1960 in Rom (Silber nach einem 1:3 gegen Jugoslawien) geholt. Auch die ersten Länderspiele gegen Deutschland endeten 1912 (3:1 in Kopenhagen) und 1913 in Hamburg (4:1) mit dänischen Siegen.

Wegen des langen Festhaltens am Amateurprinzip verzichtete Dänemark bis 1958 auf die Teilnahme an der WM-Qualifikation und konzentrierte sich auf die zwischen den skandinavischen Ländern ausgespielte Nordische Meisterschaft, wo man mit drei Siegen zweiterfolgreichste Nation nach Schweden ist. Für eine Überraschung sorgten die dänischen Amateure bei der 1962-64 ausgespielten zweiten Europameisterschaft, in der man nach Erfolgen gegen Malta, Albanien und Luxemburg die Endrunde in Spanien erreichte, dort aber nach Niederlagen gegen die UdSSR (0:3) und Ungarn (1:3 n. V.) „nur“ Vierter wurde. Erst gut 20 Jahre später sollte Dänemark wieder für Furore sorgen, als man in der Qualifikation England hinter sich ließ und in der Endrunde der Europameisterschaft 1984 in Frankreich erst im Halbfinale unglücklich im Elfmeterschießen gegen Spanien ausschied.

Ein Grund für den Aufschwung des dänischen Fußballs war neben der Legalisierung des Professionalismus auch der ehemalige deutsche Nationalspieler Sepp Piontek, der die DBU-Auswahl von 1979 bis 1990 coachte. 1986 nahm Dänemark erstmals an einer WM-Endrunde teil und verpasste seitdem nur vier der folgenden neun Turniere. Größter Erfolg war 1992 der Sieg im EM-Finale gegen Deutschland (2:0), denn Dänemark war lediglich Nachrücker für das auf Grund von UN-Sanktionen ausgeschlossene Jugoslawien. 2021 wurde erneut das Halbfinale erreicht, das in Wembley mit 1:2 n. V. gegen England verloren wurde. 2024 in Deutschland ist Dänemark zum zehnten Mal bei einer EM-Endrunde dabei.  

Häufigster Länderspielgegner ist Schweden (108 Spiele, Bilanz 42-20-46). Gegen Deutschland gab es bislang 28 Spiele (8-5-15), zuletzt 2021 in Innsbruck (1:1). Bei Turnieren ist die Bilanz ausgeglichen: zwei dänischen Siegen stehen zwei Niederlagen gegenüber.

Die Eintracht und Dänemark

Die Verbindungen der Eintracht zu Dänemark sind recht übersichtlich. Neben Europapokalspielen gab es noch zwei Freundschaftsspiele: 1990 auf Kunstrasen in Frankfurt-Höchst gegen Silkeborg IF (2:2) und 2002 in Sevilla im „Trofeo Union Europa“ gegen den FC Kopenhagen (1:1, Elfmeterschießen 3:4). Im Europapokal gab es sechs Spiele, wobei die einzige Niederlage 1990 gegen Bröndby allerdings bis heute die höchste der Eintracht-Europapokalgeschichte ist!

SaisonWettbewerbStufeGegnerErgebnisse
1966/67Messepokal2.RundeHvidovre IF5:1 (H), 2:2 (A)
1990/91UEFA-Pokal1.RundeBröndby IF0:5 (A), 4:1 (H)
2006/07UEFA-Pokal1. RundeBröndby IF4:0 (H), 2:2 (H)
Jesper Lindström (links) ist zusammen mit Frederik Rönnow nur einer von zwei Dänen, die bisher bei der SGE spielten.

Während dänische Spieler schon seit den Anfangsjahren fester Bestandteil der Bundesliga waren, haben nur zwei den Weg ins Herz von Europa gefunden. Torhüter Frederik Rönnow (seit 2021 bei Union Berlin) absolvierte zwischen 2018 und 2020 insgesamt 21 Pflichtspiele für die Eintracht und Jesper Lindström (80 Pflichtspiele/14 Tore zwischen 2021 und August 2023, seitdem SSC Neapel) gewann mit der Eintracht 2022 die Europa League.