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29.05.2015
Klubmagazin

Einmal fühlen wie die Eintracht

Heiliger Rasen. Jeder Fußballfan kennt die Bedeutung dieser Wortkombination.

Die Spielfelder der Bundesliga sind nicht bloß schnöder Untergrund für das Geschehen auf dem Platz, sie sind Felder der Träume, mythische Orte der Fanbegierde. Zutritt haben nur die geweihten Helden des Sports. Normalerweise. Den Teilnehmern einer Veranstaltung der Mainova AG wurde nun das Privileg zuteil, in der Commerzbank-Arena auf dem Rasen der Profis den Ball rollen zulassen – angeführt von den Stars der Eintracht Traditionsmannschaft.

„Seit 15 Jahren versuche ich vergeblich, mit der Fußballschule mal auf diesem Platz trainieren zu dürfen“, sprach Karl-Heinz Körbel an jenem sonnigen Montagnachmittag (11. Mai) zu den Gästen der Mainova in seiner Begrüßungsrede. Das zeige, so die Eintracht-Legende, was für eine besondere Ehre den heute angetretenen Spielern zukommen werde. Diesen war das durchaus bewusst, sie strahlten wie kleine Jungs, deren Traum im Begriff war, in Erfüllung zu gehen.

Körbel konnte das allerdings noch toppen: Dass er selbst am heutigen Tag zugegen sein und wechselweise in allen Mannschaften mitmischen würde, war bereits angekündigt worden. Dass die vier Teams allerdings durch Spieler der Traditionsmannschaft verstärkt werden würden, war eine echte Überraschung. Und so brandete begeisterter Applaus auf, als Manfred Binz, Norbert Nachtweih, Oka Nikolov und Uwe Müller aus ihren „Verstecken“ hervortraten und den einzelnen Truppen zugelost wurden.

Gespielt wurde ein KO-Turnier mit vier Mannschaften, jeweils 9 gegen 9 Spieler und zweimal 8 Minuten. Die Teams wurden von ihren prominenten Kapitänen hinab in die Kabinen der Arena geführt, wo sonst die Eintracht-Stars und ihre Gäste die Stollenschuhe schnüren. Dort waren die Trikots, Hosen und Stutzen bereits so hergerichtet, wie das in der Bundesliga üblich ist. Sofort wurden die Handys gezückt und jede Menge Selfies mit und ohne Promis geschossen.

Ein Kribbeln geht durch Mark und Bein

Die Eintracht-Fans befanden sich sichtlich im Schlaraffenland, Teilnehmer. Isovski (32) war besonders von seinem Losglück angetan: „Oka Nikolov ist ein Landsmann von mir, den ich als Spieler sehr geschätzt habe. Jetzt mit ihm in einem Team zu spielen, mitten im Stadion, das ist Gänsehaut pur, einfach traumhaft.“

Nach der gebotenen Aufwärmphase wurde es ernst: Team Nachtweih und Team Binz eröffneten das Turnier. Die Spieler reihten sich im Tunnel auf, Stadionatmosphäre wurde eingespielt, „Stadionsprecher“ Ferdinand Huhle verlas die Aufstellung – ein Kribbeln ging durch Mark und Bein. Norbert Nachtweih, der neben dem UEFA-Cup und dem DFB-Pokal mit der Eintracht auch beim FC Bayern äußerst erfolgreich spielte (vier Deutsche Meisterschaften und zwei DFB-Pokalsiege), gab die taktische Marschroute vor: „Auch wenn wir hier in der Commerzbank-Arena sind, wir spielen die alte Bayern-Taktik: Einschläfern und zuschlagen.“

Und tatsächlich führte der 57-Jährige sein Team zu einem souveränen 2:0-Sieg, der sie umgehend fürs Finale qualifizierte (Torschützen waren Weber und Droszkowski). Spieler Steinbuch resümierte: „Wir haben uns gut aufgeteilt auf dem Feld, haben die Positionen ordentlich gehalten, der Ball lief und da war es nur eine Frage der Zeit bis wir das erlösende 1:0 schießen. Dann haben wir noch das 2:0 nachgelegt und die Sache war durch.“ Manni Binz nahm es sportlich: „Die Jungs haben es verdient. Platz drei oder vier ist auch nicht schlecht.“

Nikolov zurück an alter Wirkungsstätte

Im zweiten Spiel traf Oka Nikolov mit seinem Team auf die Mannen von Uwe Müller. Fast exakt zwei Jahre nach seinem letzten Pflichtspiel für die Eintracht in der Arena, kehrte der „ewige Oka“ auf den heiligen Rasen zurück. Angesichts der nunmehr 90-jährigen Geschichte des Stadions schwelgte der 40-Jährige in Erinnerungen: „Es gibt nichts Schöneres, als in solch einer Arena zu spielen. Ich weiß noch, wie ich das erste Mal hier war: Charly Körbel und Reinhard Knobloch wollten mich zur A-Jugend der Eintracht holen und haben mich zu einem Heimspiel gegen den HSV eingeladen. Danach war ich sofort hin und weg und habe zugesagt. Auch so emotionale Momente wie den Klassenerhalt gegen Kaiserslautern 1999 und den Aufstieg gegen Reutlingen 2003 sowie die Choreographie zu meinem Abschied 2013, werde ich für immer mit diesem Ort verbinden.“

Das Spiel gestaltete sich offen, Müller trieb den Ball immer wieder aus dem Rückraum nach vorne, Nikolov spielte nicht im Tor, nutzte aber seine antrainierten Fähigkeiten in der schnellen Spieleröffnung mit präzisen Pässen auf die Außenpositionen. Am Ende siegte Team Müller mit 2:1 durch Tore von Jusofie und Schmidt, Ljubic hatte den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich im Gerd-Müller-Stil beigetragen. Kapitän Uwe Müller zeigte sich zufrieden mit der Leistung seiner Mitspieler: „Wenn man wieder eine so kämpferische Leistung abliefert, stehen die Chancen im Finale sehr gut, aber natürlich geht es wieder bei 0 los.“

Schon jetzt war es ein absolut gelungener Fußball-Tag. Die Verantwortlichen der Mainova AG zeigten sich zufrieden. Vorstandsmitglied Norbert Breidenbach: „Dass die Betreibergesellschaft des Stadions in Person von Patrik Meyer uns die Möglichkeit gegeben hat, dieses Turnier mit Unterstützung unseres Partners der Eintracht Frankfurt federführend durch Charly Körbel innerhalb der Arena durchzuführen, ist natürlich super. Als regionales Unternehmen haben wir den Anspruch über die zuverlässige Energieversorgung hinaus etwas für die Menschen in unserer Heimatregion zu tun. Die Zusammensetzung der Mannschaften aus Profis und Amateuren steht dabei sinnbildlich für unser umfangreiches Engagement im Spitzen- und Breitensport: Nur über einen gesunden Breitensport führt der Weg in die Spitze.“

Auf dem Spielfeld ruht die Freundschaft

Dann war die Zeit für das Platzierungsspiel gekommen. Manni Binz zeigte sich schon vor dem Aufeinandertreffen mit seinem Kumpel Nikolov kämpferisch: „Oka und ich, das hat schon eine gewisse Brisanz. Wir verstehen uns super, aber auf dem Spielfeld ruht die Freundschaft. Ich werde ihn mir gleich so richtig packen.“ Und er sollte Recht behalten. Gegen sichtlich ausgepowerte Gegner konnte Team Binz einen ungefährdeten 5:0-Kantersieg einfahren (Tore durch Höllmüller, Binz, Schönweitz, Bruns und Benz).
Das Finale geriet dann zur Show von Toprak und Sahinagic: Der Spielmacher und der bullige Angreifer in Diensten von Norbert Nachtweih bildeten eine unaufhaltsame Offensiv-Allianz. Immer wieder durch die eleganten Pässe von Nachtweih in Szene gesetzt, trieb der agile Toprak den Ball ein ums andere Mal nach vorne. Dreimal konnte Sahinagic daraufhin den Ball im Tor unterbringen, zweimal war Toprak sogar selbst erfolgreich. Damit endete auch diese Begegnung mit 5:0.

Toprak, der im Rahmen der Siegerehrung als bester Turnierspieler ausgezeichnet wurde und ein handsigniertes Eintracht-Trikot von Charly Körbel erhielt, zeigte sich nach Schlusspfiff hochzufrieden: „Es ist ein einmaliges Erlebnis auf so einem wunderschönen Rasen zu spielen. Ich bin dankbar, dass die Mainova uns das ermöglicht hat. Es war ein geiler Nachmittag“, so der Doppeltorschütze.

In der Kabine wurde dann ausgelassen gefeiert. Sprechchöre und Gesangseinlagen wechselten sich ab, wie sich das für einen großen Turniersieg gehört. Anschließend klang der laue Abend beim gemeinsamen Barbecue auf der Terrasse des Businessbereichs der Commerzbank-Arena gemütlich aus. Jeder Teilnehmer wurde mit einem Bembel gewürdigt, bereit zum Einsatz für die 3. Halbzeit. Die Traditionsspieler standen beim Get-together für etliche Fotos bereit und schrieben fleißig Autogramme. Zufriedene Gesichter allerorten, das Motto des Abends war erreicht: Einmal fühlen wie die Eintracht.