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19.04.2013
Klubmagazin

Eine geile, aber nicht ganz große Karriere

Seit knapp einem Jahr schnürt er sich die Fußballschuhe für unsere Tradi-Mannschaft. Frank Gerster war in seiner Karriere für den FC Bayern und Eintracht Frankfurt aktiv.

Im Interview berichtet er uns über seine Zeit im Haifischbecken beim Rekordmeister, seine fußballerisch schwierige Phase bei Eintracht Frankfurt und spannende Erlebnisse jetzt in unserer Tradi-Mannschaft.

Hallo Frank, als Juniorenmeister mit dem FC Augsburg, zu Bayern München, in die Junioren-Nationalmannschaft und zu Eintracht Frankfurt, klingt nach einer Bilderbuchkarriere.

Ja, meine Karriere ging sehr gut los. Schon in jungen Jahren habe ich fast alles gewonnen. In der Jugend Deutscher Meister und Pokalsieger, dann später auch mit dem FC Bayern Pokalsieger und Deutscher Meister. Dazu noch Vize-Europameister mit der Junioren-Nationalmannschaft. Bis zum 22. Lebensjahr war ich ein prägendes Talent bei Bayern bzw. generell in Deutschland. Doch dann kam leider die Karriere ins Stocken. Es war immer noch eine geile Karriere, aber nicht mehr die ganz große.

Nun der Reihe nach. Ein wichtiger Baustein war wohl auch Armin Veh. Erzähl mal inwiefern?

Zu meiner Jugendzeit in Augsburg war Armin Veh dort Trainer. Als 17-Jähriger hat er mich dann in die erste Mannschaft hochgezogen. Das war so der erste Kontakt. Seitdem sind wir befreundet, tauschen uns regelmäßig aus oder ich schau auch mal beim Training vorbei.

Als Juniorenmeister in Augsburg ging es dann zum FC Bayern. Wie war speziell deine Anfangszeit als junger Spieler unter Stars?

Damals wurde ich unter Trapattoni sehr gut aufgenommen. Der FC Bayern hatte mein Talent bzw. das Potenzial gesehen. Uli Hoeneß war ja damals Manager und hatte Spielertypen wie mich gefordert. Aber beim FC Bayern gibt es viele Talente mit Potenzial, daher ist man so in einem Kontor drinnen und wird ein bisschen in Watte gepackt.

Wie ging der Manager Uli Hoeneß mit den jungen Spielern um?

Absolut positiv. Nach außen wird er immer etwas als ungerecht dargestellt, der den Vereinen die Spieler abkauft. Aber für den Spieler, der das Herz für den FC Bayern am richtigen Fleck hat, macht er alles und ist für einen da. Das spricht für ihn.

Der Rekordmeister wird gerne als Haifischbecken beschrieben, zu Recht?

Ja, Haifischbecken in dem Sinne, dass die Öffentlichkeit natürlich immer um einen ist. Als junger Spieler taucht man schon in eine Welt hinein, die man so nicht kennt. Auf einmal öffnen sich für einen viele Türen und Möglichkeiten, die sonst verwehrt bleiben. Das muss man in jungen Jahren erst einmal verarbeiten. Dazu ist man viel unterwegs, alle paar Tage spielt man woanders, sei es mit Bayern oder der Nationalmannschaft. Das ist schon extrem, teilweise wacht man morgens auf und weiß gar nicht wo und in welchem Hotel man sich derzeit befindet.

Vor allem hat man auch immer den Erwartungsdruck gewinnen zu müssen.

Ja, natürlich. Schwierig ist es gerade im Anschluss nach Champions-League Spielen, wenn es dann bspw. gegen Bielefeld ging. Der Gegner ist heiß ohne Ende und da immer regelmäßig 100 Prozent und mehr zu geben, ist nicht einfach. Deswegen ist die Leistung beim FC Bayern nicht vergleichbar mit anderen deutschen Mannschaften. Die Fans warten ja auch nur darauf, dass man fällt. Und diese Motivation und Galligkeit in allen Spielen zu haben, spricht dann auch für den Charakter der Spieler des FC Bayern.

Deutscher Meister, Pokalsieger, Spiele in der Champions League. Trotz allem waren es überwiegend Kurzeinsätze. Wie bist Du als Spieler damit umgegangen?

Ich durchlief ja zunächst bei den Amateuren die Gerland-Schule, die nicht einfach ist und wurde dann zu den Profis hochgezogen. Im Verein hatte ich dadurch schon ein positives Standing und wurde als Spieler und Mensch von allen 100 prozentig respektiert. Allein das war schon eine gewisse Leistung. Klar hat in meiner Karriere so dieses i-Tüpfelchen gefehlt, sich auch langfristig durchzusetzen. Aber in der Zeit bei den Bayern dabei zu sein und meine Spiele zu absolvieren, war schon etwas Besonderes und eine Auszeichnung für einen selbst.

Zur Saison 98/99 kamst Du dann zur Eintracht. Mit welchen Gefühlen blickst Du auf die Zeit zurück?

Fußballerisch war es eher eine dunkle Zeit und ein persönlicher Abstieg, dass muss ich schon so sagen. Der Verein und ich hatten uns natürlich mehr erhofft. Trotzdem habe ich mich in Frankfurt sehr wohl gefühlt, auch wenn ich nur zu einem Bundesligaeinsatz kam.

Worauf führst du das zurück?

Daran war ich auch selbst Schuld. Als junger Mensch habe ich gewisse Dinge falsch gemacht und in der Branche, welche ja auch sehr schnelllebig ist, wird einem nicht so schnell verziehen. Und wenn man dann im Kopf etwas anders programmiert ist, ist man schnell weg.

Waren die Erwartungen als Spieler von Bayern München besonders hoch?

Ja, definitiv. Wenn man vom FC Bayern kommt, hat man einfach ein gewisses Gütesiegel, welches in Deutschland seinesgleichen sucht. Dadurch wird man mehr beobachtet und steht auch mehr unter Druck.

Zum Spiel Eintracht vs. Bayern: Wie können wir Bayern heute schlagen?

Momentan ist es eher schwierig. Mein Herz schlägt natürlich für beide Parteien. Ein Unentschieden wäre schon ein Wunschergebnis. Ich hoffe auf ein schönes, attraktives Spiel für die Zuschauer. Die Eintracht hat ja eine super Vorrunde gespielt, jetzt in der Rückrunde stockt es momentan etwas. Aber auch wenn die Eintracht Außenseiter ist, kann es immer einen Überraschungseffekt geben, das war schon zu meiner Zeit so.

Was traust Du der Eintracht diese Saison noch zu?

Das ist schwierig zu beantworten. Mal sehen, wie die Mannschaft auch Ausfälle kompensieren kann. Ich wünsche dem Verein und der Stadt natürlich die europäische Qualifikation. Aber in diesen Tabellenregionen liegen alle eng beieinander, es kann noch viel passieren.

Du bist nun auch für unsere Tradi-Mannschaft aktiv. Was bedeutet dir das?

Das ist schon eine Ehre und es macht sehr viel Spaß. Als Spieler ist man auch gerne gesehen und trifft überall auf Fans von Eintracht Frankfurt. Natürlich hat man auch eine Vorbilds- und Repräsentationsfunktion, schließlich trägt man das Trikot des Vereins.

Als „junger Spieler“ musst du bestimmt viel Laufarbeit verrichten, oder?

(lacht) Ja, Anicic, Glöckner und ich gehören zu der jüngeren Garde und müssen dementsprechend Gas geben.

Was sind für dich die besonderen Erlebnisse mit der Tradi-Mannschaft?

Ein besonderes Highlight ist immer, wenn wir auf andere Traditionsmannschaften treffen. Viele Spieler kennt man noch von früher oder hat mit ihnen zusammengespielt. Das sind immer nette Abende, wo man auch über alte Zeiten plaudert. Aber vor allem hat es seinen Reiz, dass alle nach wie vor sehr ehrgeizig sind und immer gewinnen wollen. Oder Anfang des Jahres zum Beispiel haben wir zwei Hallenturniere vor einer tollen Kulisse mit zweieinhalbtausend Zuschauern gespielt. Da verspürt man schon eine gewisse Wertschätzung.

Zum Abschluss: Was machst du heute beruflich?

Ich arbeite zusammen mit der Kanzlei Dr. Udo Kornmeier als Spielerberater in meiner Agentur Hattrick Sports. Das macht mir sehr viel Spaß. Außerdem habe ich mit Patrick Glöckner zusammen noch eine Fußballschule, mit der wir in verschiedenen Städten on Tour sind. Teilweise laden wir dort auch ehemalige Spieler ein, bspw. kommt jetzt Michael Ballack zu uns. Besonders den Kindern und Jugendlichen den Sport näher zu bringen und die Begeisterung aufzunehmen, das ist schon was Tolles.

Wir bedanken uns bei Frank Gerster für das Gespräch und freuen uns auf viele Spiele mit ihm und der Traditionsmannschaft.