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02.01.2014
Klubmagazin

„Ein Spiel kann auch trotz einer Niederlage sehr schön sein“

Zum letzten Heimspiel 2013 unserer Eintracht stand uns Tradi-Goalie Joachim Jüriens für ein Interview zur Verfügung

Joachim Jüriens, Sie waren von 1980 – 1984 Torhüter bei Eintracht Frankfurt. Anders als viele andere kamen Sie nicht aus der eigenen Jugend oder einem anderen Profi-Verein zur Eintracht, sondern von einem Amateurverein in Franken. Wie kam das?

Das war die Zeit als ich in Herzogenaurach gespielt habe, als dann die Anfrage aus Frankfurt kam. Friedel Rausch wollte, dass ich bei der Eintracht ein Probetraining absolviere. Das habe ich dann auch gemacht.

Offensichtlich konnten Sie überzeugen. Sie waren damals Anfang 20. Wie ist das, wenn man als junger Amateur plötzlich zu einem Bundesligisten gerufen wird?

Das war ein großer Schritt. Ich kam ja aus Frauenaurach, das ist ein kleines Dorf in Franken. Dann plötzlich in der Großstadt zu landen und dann auch noch bei einem großen Verein wie Eintracht Frankfurt, das war in privater wie sportlicher Hinsicht ein riesen Sprung für mich.

Wie muss man sich die Situation vorstellen? Sie sagten Friedel Rausch wollte Sie sehen, welchen Anspruch haben Sie da an sich selbst gestellt? War es möglich die Nervosität abzustellen?

Ich wollte natürlich meine Chance nutzen und zeigen, was ich kann. Die Nervosität war anfangs ganz klar dabei und auch recht groß, insbesondere im ersten Moment, wenn man die Kabine betritt. Aber ich muss auch sagen, ich hatte damals tolle Mannschaftskameraden wie Ronny Borchers, Norbert Nachtweih, Charly Körbel und wie sie alle heißen, die einen sehr nett aufgenommen und es mir dadurch leicht gemacht haben.

Sie haben in der Bundesliga 30 Einsätze für die Eintracht absolviert, mit welchen Gefühlen blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Das war eine ganz andere Zeit als heute. Eine sehr schöne Zeit, die ich auch nicht missen möchte. Wir hatten sehr viel Spaß, haben viel erlebt und ich konnte einiges mitnehmen, auch für mein späteres Leben.

Bei der Eintracht hieß der Stammtorhüter seiner Zeit Jürgen Pahl. Wie würden Sie ihr Verhältnis damals bezeichnen?

Unser Verhältnis war in Ordnung. Wir waren zwar Rivalen, hatten aber keine Probleme miteinander.

Gibt es angesichts der Tatsache, dass Sie sich gegen Pahl langfristig nicht durchsetzen konnten irgendwelche Gedanken, was Sie hätten anders machen können oder müssen um die Nummer eins im Kasten der Eintracht zu sein?

Nein, vielleicht hätte ich noch ein wenig ehrgeiziger sein können. Das wäre das einzige, was ich mir vorwerfen könnte, ansonsten würde ich alles wieder so tun, wie ich es getan habe. Da gibt es kein Bedauern.

Ihr Bundesligadebüt ging mit 1:4 gegen Uerdingen verloren, haben Sie noch Erinnerungen daran?

Nicht so wirklich. Ich weiß noch, dass es ein herrliches Gefühl war ins Stadion einzulaufen mit all den Zuschauern. Aber an das Spiel selbst weniger.

In der Saison 82/83 wurden Sie während der kompletten Rückrunde als Stammtorwart aufgeboten. Wie kam es, dass Sie sich zur Hälfte der Saison den Platz erobern konnten?

Ich hatte einfach einen guten Lauf, die Situation rund um die Torhüter war ruhig. Es gab keine Verletzungen oder ähnliches. Ich habe einfach gut gearbeitet und so kam es, dass ich mich auch mal eine Weile durchsetzen und regelmäßig spielen konnte.

Ein Spiel dieser Saison 82/83 sticht besonders hervor: Der 1:0-Heimsieg gegen Bayern München. Vom Kicker gab es für Sie die Note 1!

An das Spiel erinnere ich mich immer wieder gern. Wie ich vorhin ja sagte, waren es andere Zeiten. Bei der Eintracht waren damals im Gegensatz zu heute nur wenige Spiele ausverkauft und gegen Bayern war es natürlich immer voll. So ein Spiel 1:0 zu gewinnen und dabei auch noch einen Elfmeter von Paul Breitner zu halten war ein sehr schönes Gefühl.

Können Sie die Situation vom Elfmeter nochmal heraufbeschwören?

Der Elfmeterpfiff kam, Bruno Pezzey nahm mich in den Arm und sagte, er wisse auch nicht, was der Breitner vorhabe, aber irgendwie müsse ich den Ball halten. Ich wusste, dass Paul Breitner bei seinen Elfmetern immer sehr lange wartet bis der Torwart reagiert. Ich habe versucht einen Tick länger zu warten, habe mich sehr konzentriert und es hat geklappt.

Ein weiteres Highlight Ihrer Karriere ist ein Europapokal-Viertelfinalspiel 1982 in London gegen Tottenham Hotspur. Erzählen Sie!

Das war auch ein schönes und neues Gefühl in England an der White Hart Lane zu spielen, zumal auch noch im Pokalsieger-Wettbewerb. Typisch englisches Wetter, wir waren auf den Zimmern, keiner wusste wer spielt und dann kam Lothar Buchmann zu mir und sagte, ich würde spielen. Vor den englischen Fans dann Fußball zu spielen war eine tolle Erfahrung, auch wenn das Spiel mit 0:2 verloren ging. Da sieht man, dass ein Spiel auch trotz einer Niederlage sehr schön sein kann.

Aktuell spielen Sie auch für die Eintracht-Traditionsmannschaft. Wie kam es, dass Sie für die „Goldies“ aktiv wurden und wie empfinden Sie die Spiele mit den alten Freunden?

Ich wurde angerufen und gefragt ob ich gern mal mitspielen würde und da war ich sofort Feuer und Flamme. Ich muss ganz klar sagen, ich hätte nie gedacht, dass der Ehrgeiz noch so groß ist und wenn man sich unsere Resultate in diesem Jahr anschaut, dann sieht man, dass wir das Fußballspielen auch noch nicht verlernt haben. Das macht Riesenspaß. Und auch der herzliche Empfang allerorten ist einfach toll.

Wie verfolgen Sie die Entwicklung der Eintracht in der Bundesliga. Wie schätzen Sie die derzeitige Lage ein?

Man muss ganz klar sagen, dass die Situation nicht so ist, wie wir sie gern hätten. In der Europa League und im DFB-Pokal sieht es ganz gut aus, wir müssen jetzt aber schauen, dass wir in der Bundesliga noch halbwegs ordentlich in die Winterpause kommen. Ich bin davon überzeugt, dass unser Gespann mit Armin Veh, Heribert Bruchhagen und Bruno Hübner alles in die Wege leiten wird.

Der heutige Gegner heißt FC Augsburg...

...das wird kein leichtes Spiel. Augsburg schlägt sich zurzeit gut. Aber wir brauchen unbedingt einen Dreier um die Situation zu beruhigen. Ich tippe auf ein 3:1 für uns.

Letzte Frage: was machen Sie zur Zeit?

Ich bin bei der Allianz-Versicherung tätig und helfe auch beim Verein in meinem Wohnort Bruchköbel im Vorstand ein bisschen mit.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute!