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07.05.2016
Traditionsmannschaft

Ein Eintrachtler durch und durch

Helmut Müller verteidigte zwischen 1973 und 1982 insgesamt 178-mal die Farben der Eintracht in Bundesliga, DFB-Pokal und Europa-Cup. Als Mitglied der Mannschaft, die dreimal den DFB-Pokal und sogar den UEFA-Cup gewann, wirkte er in einer der erfolgreichsten Phasen der Vereinsgeschichte mit. Vor fast genau fünf Jahren verstarb der Stammspieler der Traditionsmannschaft überraschend an einem Herzinfarkt beim Wandern in Österreich.

Es gibt Momente im Leben, die treffen einen völlig unvorbereitet. Der Tod von Helmut Müller am 01. Juni 2011 gehört dazu. Für seine Mitspieler bei der Eintracht Traditionsmannschaft kam die Nachricht absolut überraschend. „Wenn ich mich daran erinnere, trifft es mich erneut wie der Schlag“, sagt Charly Körbel, der während Müllers gesamter Karriere an dessen Seite spielte. „Für mich war ‚Helle‘ ein Bestandteil von Eintracht Frankfurt, keiner, der nur für eine Saison da war und dann wieder weg. Dieser Verlust war für uns alle ein riesiger Schock. Kurz vor seinem Tod haben wir noch zusammen in der Traditionsmannschaft gespielt.“

Müller war Eintrachtler durch und durch. Die SGE war seine einzige Station als Profi und die Identifikation mit dem Verein entsprechend groß. Für die Traditionsmannschaft zu spielen war für den gebürtigen Weißenthurmer Ehrensache:  „Das war ihm sehr wichtig. Wenn er Zeit hatte, hat er immer gespielt. Es war ihm egal wie viele Kilometer er fahren musste oder ob vielleicht irgendein Muskel gezwickt hat. Auf ihn war immer Verlass“, erinnert sich Körbel. Entsprechend geschätzt wurde er von seinen Mitspielern: „Es hat mir immer ganz viel Freude gemacht, mit ihm auf der rechten Seite in der Tradi-Mannschat zu spielen“, sagt etwa Eintrachts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen.

Einer der besten Außenverteidiger seiner Zeit

Spricht man mit seinen Wegbegleitern über den Fußballer Helmut Müller herrscht Einigkeit: „Er war ein Spieler mit einer Riesendynamik, pfeilschnell. Seine starke Physis hat dazu beigetragen, dass er als Verteidiger niemanden vorbeigelassen hat. Für mich war es immer beruhigend zu wissen, dass wir ihn da hinten drin hatten. Er wäre heute der ideale rechte Verteidiger“, schwärmt Bernd Hölzenbein. „Er gehörte ja zu den ersten Verteidigern, die mit nach vorne marschiert sind. Das war damals neu.“

Charly Körbel stößt ins gleiche Horn: „Helle war vielleicht einer der besten Außenverteidiger seiner Zeit. Sportlich hat er alles mitgebracht. Für das moderne Abwehr-Spiel, das Philipp Lahm heute verkörpert, stand damals Helmut Müller. Der konnte Flanken schlagen wie kaum ein anderer. Es war kein Wunder, dass die Bayern an ihm dran waren.“ Dass Müllers Karriere trotz aller Erfolge nicht noch höhere Wellen schlug, lag auch an einer Serie von Verletzungen, die ihn immer wieder zurückwarfen. Ein ums andere Mal musste er sich wieder an die Mannschaft herankämpfen und schaffte dies mit unbändigem Willen.

Der „Türke von Eintracht Frankfurt“

Als Mensch stach vor allem seine Lebensfreude und Hilfsbereitschaft hervor. „Helmut hatte eine Art, die man einfach mögen musste. Im Gegensatz zu mir war er immer gut gelaunt, immer lustig und hat die Menschen um sich herum gerne zum Lachen gebracht“, schmunzelt Hölzenbein und erinnert sich an die Schlitzohrigkeit seines Mitspielers: „Er war auch einer der ersten, die im Trainingslager aus dem Fenster geklettert sind. Es waren die alten Zeiten, da war alles streng geregelt. Wir durften ohne Erlaubnis noch nicht einmal Wasser trinken und Ausbüchsen war erst recht absolut verboten. Der Helle hat sich das getraut und wir anderen dann auch.“

Müller, der mit seinem kräftigen Körper und dem charakteristischen Schnauzer bei einem Trainingslager in Grünberg vom Pförtner „der Türke von Eintracht Frankfurt“ getauft wurde, war ein Typ zum Pferdestehlen. „Er passte perfekt in diese Mannschaft aus waschechten Eintrachtlern“, so Körbel, in dessen Fußballschule Müller immer wieder aushilfsweise im Einsatz war und dort die Kinder mit seiner Herzlichkeit im Handumdrehen für sich gewann.

Nun ist es also fünf Jahre her, dass Helmut Müller während seines Urlaubs in Österreich mit nur 58 Jahren einem Herzinfarkt erlag. Die Zeit verfliegt, die Erinnerung aber nicht. Einmal Adler, immer Adler.