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30.04.2013
Klubmagazin

Dietmar Roth: „Lieber zu einem vernünftigen Verein“

264 Bundesligaspiele für unsere Eintracht, 318 insgesamt in seiner Karriere. 1987 wechselte Dietmar Roth von Schalke 04 zur SGE und spielte 10 Jahre für unsere Adler. Im Interview spricht der heutige Tradi-Spieler über seine Zeit auf Schalke und in Frankfurt sowie seine Begeisterung für unsere Traditionself.

Hallo Dietmar, die Bundesliga und Du feiert in diesem Jahr euren 50. Geburtstag. Welche Erlebnisse bleiben unvergessen?

Da wäre der Aufstieg mit dem KSC in die erste Liga zu Beginn meiner Profilaufbahn. Dann natürlich der Pokalsieg mit Eintracht Frankfurt 1988 gegen den VfL Bochum. Die verpasste Meisterschaft in Rostock werde ich auch in negativer Hinsicht nie vergessen. Das sind mit Sicherheit die großen Drei. Aber es gibt auch noch viele Spiele, die in Erinnerung bleiben, wie beispielsweise das Spiel gegen Bayern München als ich beim 3:1 Sieg einen Treffer erzielte.

Deine Fußballkarriere ist natürlich von der Eintracht geprägt, 10 Jahre bei einem Verein sind eine lange Zeit.

Ja, als Fußballprofi ist das natürlich ein riesen Abschnitt und in der Zeit habe ich in Frankfurt alle Höhen und Tiefen erlebt. Angefangen mit dem Fast-Abstieg und der Verhinderung im Relegationsspiel gegen Saarbrücken. Danach haben wir viele Jahre oben mitgespielt und uns regelmäßig für den UEFA-Cup qualifiziert. Es folgte die verpasste Meisterschaft in Rostock. Tja und dann ging es leider Gottes mit dem tatsächlichen Abstieg wieder Bergab. Also es war schon eine emotionale Achterbahnfahrt.

Wie hast du die Eintracht-Trainer in dieser Zeit erlebt?

Die Zeit unter Jörg Berger bleibt natürlich hängen, als wir uns vom Fast-Abstieg bis auf Platz drei in der nächsten Saison spielten. Auch wenn es nicht das abwechslungsreichste Training war, unter ihm waren wir topfit und gut trainiert. Dementsprechend konnten wir in den Spielen immer agieren. Spaß gemacht hat auch der Abschnitt unter Toppmöller. Zudem war die Zeit unter Jupp Heynckes, auch wenn es einige nicht hören wollen, interessant. Besonders was die Trainingsgestaltung anbelangte, nur sind die Erfolge ausgeblieben.

Du hast auch zwei Jahre beim heutigen Gegner Schalke 04 gespielt. Wie war die Zeit und was zeichnet den Club aus?

Auch wenn es schon lange her ist, aber Schalke war zu der damaligen Zeit von der ganzen Szenerie schon etwas Besonderes. Hans-Joachim Fenne war damals Präsident, Rudi Assauer Manager und Diethelm Ferne anfangs Trainer. Und hinter den Kulissen ist schon einiges abgegangen, es gab viele Querelen und Unstimmigkeiten im Vorstand, aber auch finanzielle Probleme. Beispielsweise wurden Spieler gekauft, die dann extern finanziert wurden. Gegen Ende meines ersten Jahres und zu Beginn des zweiten Jahres war, in erster Linie im Präsidium, richtig was los. Assauer wurde entlassen, dann ist auch der Präsident zurückgetreten. Darauf wollte Urgestein „Charly“ Neumann die Führung übernommen, aber hat dann doch zu Gunsten von Günter „Oskar“ Siebert zurückgezogen. Also das waren Erlebnisse im Verein, die muss man nicht zweimal haben. Nach der Saison habe ich dann gedacht, gehst du mal lieber zu einem vernünftigen Verein (lacht). Aber in Frankfurt ging es auch ähnlich mit Präsidenten- und Managerwechsel weiter. Also es war auch hier kein ruhiges Fahrwasser. (lacht).

Wie stark wird eine Mannschaft durch diese Unruhe im Umfeld beeinflusst?

Ich denke, dass dies immer gerne als Ausrede genommen wird. Man sollte es nicht überwerten, aber eine vernünftige, ruhige Führung mit klaren Strukturen, Zuständigkeiten und Ansprechpartnern hilft allen Beteiligten. Bei ständigen Wechseln wird dies schwierig. Die Beeinflussung auf die Spieler, ist auch sehr unterschiedlich. Der eine reagiert vielleicht etwas irritiert und dem anderen ist das alles egal. Aber oftmals reicht es ja schon, wenn sich vom Kader nur wenige irritieren lassen und schon sind ein paar Spieler mit den Gedanken ganz woanders. Besonders problematisch wird es bei Vertragsverhandlungen. Mit dem einen Manager ist alles soweit geklärt, drei Wochen später kommt ein Anderer und alles wird in Frage gestellt. Dass so etwas auch auf das tägliche Handwerk Einfluss hat ist selbstverständlich. Auf Dauer muss man dies natürlich ausblenden und jeder seinen Job machen.

Schalke war lange Zeit von Rudi Assauer geprägt, wie hast du ihn damals erlebt?

Erst mal tut mir es sehr Leid für ihn, seine Angehörigen und Freunde, dass er jetzt diesen schweren Weg nehmen muss. Damals zu der Zeit, wo ich auf Schalke war, war Rudi ein ganz gerader Mensch. Wenn er „ja“ gesagt hat, dann hat er auch „ja“ gemeint. Er war ein knallharter Typ, auf dessen Wort oder Handschlag man sich aber immer 100% verlassen konnte. Das habe ich an ihm sehr geschätzt. Ich habe auch noch Jahre danach immer mal wieder mit ihm telefoniert und mir auch mal einen Rat geholt.

Gibt es ein Spiel zwischen der Eintracht und Schalke 04, welches dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ein ganz spezielles Spiel war mein letztes Heimspiel auf Schalke. Wir trafen auf Eintracht Frankfurt und ich hatte schon bei der Eintracht für die nächste Saison unterschrieben. Frankfurt steckte noch im Abstiegskampf und brauchte Punkte. Mein damaliger Schalke-Trainer Rolf Schafstall war von meinem bevorstehenden Wechsel nicht begeistert und so waren die letzten Wochen für mich nicht die entspanntesten. Obwohl ich vorher immer alle Spiele absolviert hatte, hat er mich in dem Spiel auf die Bank gesetzt. Also es war schon eine lächerliche Geschichte und hat mich ehrlich gesagt sehr gewurmt, dass angenommen wurde, ich könnte zu Gunsten der Eintracht spielen.

Zum aktuellen Geschehen: Für beide Mannschaften geht es um die internationalen Plätze, wie schätzt du die Lage vor dem Spiel ein?

Wir haben in dieser Saison gesehen, dass eigentlich ab Platz zwei, fast jeder jeden schlagen kann. Der Meister steht fest, aber dahinter, gerade von Platz vier bis elf, liegt alles eng beisammen. Wenn man zwei Spiele vergeigt, kann man sich auf einem zweistelligen Tabellenplatz wiederfinden. Ich bin aber von der Saison der Eintracht, nicht nur von den Ergebnissen, sondern von der Art und Weise, sehr angetan. Was die Mannschaft um Armin Veh leistet ist echt klasse. Es macht einfach Spaß zuzugucken. Sie stellen sich nicht hinten rein, sondern spielen mutig nach vorne. Jedoch muss man in der Hinrunde schon einkalkulieren, dass uns keiner so richtig auf den Zettel hatte. Die Neuzugänge wie Aigner oder Inui haben sich toll eingefügt und das Zusammenspiel aller funktioniert sehr gut. Jetzt in der Rückrunde ist es schwieriger, denn die Mannschaften sind auf uns eingestellt.

Wie lautet dein Tipp?

Ich tippe auf einen 2:1-Sieg für unsere Eintracht!

Du bist einer der Dauerbrenner der Tradi-Mannschaft und so gut wie in jedem Spiel dabei, was sind das für Erlebnisse?

Für unsere Traditionself zu spielen macht einfach Spaß. Wir haben eine super Truppe und verstehen uns untereinander. Mit Kollegen zusammen Fußball zu spielen ist etwas Besonderes. Der Ball läuft bei uns auf dem Platz. Klar mal mehr, mal weniger. Aber es macht einfach Laune mit dem Adler auf der Brust aufzulaufen. Man sieht auch das große Interesse der Fans. Nach dem Spiel sitzt man noch gemütlich beisammen, plaudert über alte Zeiten und Geschichten.

Die Runde der Tradi-Mannschaft startet jetzt auch wieder, was habt ihr Euch vorgenommen?

Wenn möglich wollen wir wieder ungeschlagen bleiben (lacht). Aber das wichtigste ist doch, dass möglichst viele aus unserem Kader die Zeit finden mitzuspielen, gesund bleiben und Spaß am Fußball haben. Klar wollen wir alle immer gewinnen, aber letztendlich ist das Ergebnis auch eher zweitrangig. Aber wenn wir uns alle zusammenreißen und die Spiele vernünftig angehen, dann wird es schwer uns zu schlagen.

Zum Abschluss: Was machst du heute beruflich?

Ich bin für die Firma Jordan als leitender kaufmännischer Angestellter im Bereich Großhandel für Bodenbeläge tätig.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Dietmar Roth für das Gespräch und wünschen uns viele Spiele mit ihm und der Tradi-Mannschaft!