Mit an Bord Helmut „Sonny“ Sonneberg, der diesen Ort im Juni 1945 nach fünfmonatiger Gefangenschaft verlassen hatte – und nun, nach über 74 Jahren, erstmals an die Stätte seiner Deportation zurückkehrte und als Zeitzeuge zur Verfügung stand.
Initiiert wurde die Fahrt von der Fanbetreuung, inhaltlich begleitet vom Eintracht Frankfurt Museum sowie Martin Liepach vom Fritz Bauer Institut. Eine Reise und Spurensuche ins Ungewisse: Zwischen 1941 und 1945 durchlitten 155.000 Menschen, vorwiegend Juden, diesen Unort. Für knapp 90.000 von ihnen endete die Deportation in einem der Vernichtungslager im Osten, ab Oktober 1942 in Auschwitz. Davon überlebten nur wenig mehr als 3.500 Menschen. Im Ghetto selbst kamen mehr als 33.000 Häftlinge ums Leben. Katastrophale hygienische Bedingungen, permanenter Hunger, unfassbare räumliche Enge und der Verlust jeglicher Würde kosteten Leben um Leben, inszeniert und gewollt von den Nationalsozialisten und ihren Schergen.
Rückkehr nach 74 Jahren
Anhänger der Eintracht jeglicher Couleur machten sich auf Spurensuche an einem Ort, an dem auch etliche Eintrachtler in den düsteren Jahren ihr Dasein fristen mussten. Und so trieb die Gruppe nach einem reichhaltigen Frühstück und inhaltlichen Einführungen über die NS-Zeit im Allgemeinen und Theresienstadt im Besonderen durch die Straßen, erkundete den Ort und markante Plätze, wie die Kommandantur der SS oder die Dresdner Kaserne, die heute zerfallen von Zeiten kündet, in denen Häftlinge in der Liga Terezin Fußball spielten und für kurze Zeit die Grauen des Alltages vergessen konnten.
Die nachmittägliche Führung am 12. Oktober brachte die Reisegruppe an die Gleise, deren Reste gleich einem Mahnmal von den Ankünften der Unseligen kündete. Auch Sonny wurde im Februar 1945 mit seiner Mutter aus Frankfurt kommend hier ausgespuckt, registriert und von der Mutter getrennt in einem der Heime untergebracht. Zwei Museen in dem ehemaligen Kinderheim L417 und der Magdeburger Kaserne erzählen die Geschichte des Ghettos, auch Sonnys Geschichte – die er am Abend in großer Runde selbst vortrug; eine Geschichte, die womöglich nach 74 Jahren endlich zu einem Ende kommt. Zuweilen hoch emotional, zuweilen tragisch und bitter sprach er von seiner verlorenen Jugend – nicht ohne jedoch seinen Humor zu verlieren, der ihn das Erlebte aushalten ließ und lässt. Untergebracht ist die Gruppe übrigens im Parkhotel. Zu NS-Zeiten das Kameradschaftsheim der SS, heute eine der wenigen Möglichkeiten, vor Ort zu übernachten.
Den Kopf voller Gedanken gehen wir zu Bett. Ob wir gut schlafen, wissen wir nicht. Das Ziel aber ist es – neben der Spurensuche im Ghetto – im Kolumbarium, dem Ort, an dem die Urnen der Verstorbenen aufbewahrt wurden, eine Gedenkplatte für die Opfer des Nationalsozialismus zu installieren. Wir nähern uns.