„Jürgen Grabowski war der größte Spieler, den unser Verein je hervorgebracht hat“, sagt Horst Klee, Ehrenvorsitzender des FV Biebrich 02, am Mikrofon von EintrachtTV und kurz danach auch bei Eintrachts Stadionsprecher Daniel Wolf. Er blickt dabei auf die knapp 1.100 Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich auf der Tribüne im Wiesbadener Stadtteil Biebrich eingefunden haben. Erst kürzlich hatte der Heimatverein der Eintracht-Legende sein Sportgelände in Jürgen-Grabowski-Sportfeld umgetauft. Das Spiel am Freitagabend unter dem neuen Namen stand ganz im Zeichen des Gedenkens an „einen tollen Menschen, der seine Verbindung zur Heimat nie gelöst hat“.
Ehemalige Mitspieler, alte und jüngere Weggefährten, Freunde sowie viele Fans waren gekommen, um dem vor einem Jahr verstorbenen Weltmeister, Europameister und UEFA-Pokalsieger noch einmal in seiner Heimat eine würdige Kulisse zu bereiten. Den Höhepunkt des Abends bildete dabei die Partie zwischen einer Ü40-Auswahl des FV Biebrich 02 und der Eintracht-Traditionsmannschaft um Karl-Heinz Körbel, Mohamadou Idrissou und Ervin Skela.
Ich bin sehr froh, dass wir gemeinsam mit dem FV Biebrich 02 dieses Spiel ausrichten.
Eintracht-Präsident Peter Fischer
Zuvor hatten am Nachmittag 40 Kinder die Möglichkeit, bei einer Trainingseinheit mit der Eintracht Frankfurt Fußballschule ihr Können auf dem grünen Rasen unter Beweis zu stellen. Mit Schussgeschwindigkeitsmesser, Torwand und Fanmobil stand auf der Eventfläche hinter dem Tor außerdem ein buntes Rahmenprogramm bereit. Beliebtestes Fotomotiv und Anziehungspunkt Nummer eins für die Eintracht-Anhänger dabei: Die Europa-League-Trophäe aus der vergangenen Saison. „Kompliment, Biebrich 02 hat das hier super organisiert“, lobte Eintracht-Präsident Peter Fischer, der noch einmal die Bedeutung des ganzen Tags für die gesamte Eintracht-Familie unterstrich. „Wir haben einen großartigen Menschen und Spieler im vergangenen Jahr verloren und ich bin sehr froh, dass wir gemeinsam mit dem FV Biebrich 02 dieses Spiel ausrichten“, sagte er.
Eintracht-Stadionsprecher Daniel Wolf, der durch das Rahmenprogramm führte, begrüßte am Mikrofon Hessens Kultusminister Alexander Lorz, den Wiesbadener Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayer sowie Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, die allesamt die Bedeutung Grabowskis für die Stadt und die Region betonten. Die Eintracht war neben dem Präsidenten Fischer mit den Vorstandsmitgliedern Markus Krösche, Oliver Frankenbach und Philipp Reschke vor Ort. Reschke sagte bei EintrachtTV: „Für uns als Eintracht-Familie bedeutet es die Welt, ein solches Spiel hier in Biebrich auszutragen. Es ist ganz wichtig, dass wir die Erinnerung an Jürgen Grabowski immer hochhalten. Abseits des Bundesliga- und Pokalalltags sind es auch diese Abende, die uns als Verein ausmachen.“
„Sie spielte so gut und sie spielte so schön, mit dem Jürgen Grabowski“
Aufgrund der Tatsache, dass sich zu den Regentropfen, die einige Zeit vor dem Spiel schon gefallen waren, noch einige Blitze gesellten, verzögerte sich der Anpfiff des Gedenkspiels um knapp 15 Minuten. Das Warten sollte sich allerdings auszahlen. „Schwarz-weiß wie Schnee“, in dem Jürgen Grabowski erwähnt ist, dröhnte aus den Lautsprechern, die bestens gelaunten Zuschauer sangen den Refrain lautstark mit und die Wolkendecke öffnete sich. Pünktlich zur Gedenkminute für die Eintracht-Legende war die gesamte Anlage in goldenes Sonnenlicht getaucht. Die Krönung: Als Helga Grabowski den Anstoß ausführte, erschien am Himmel hinter der Gegentribüne ein leuchtender Regenbogen – „mit allen sieben Farben“, wie die Witwe der Eintracht-Legende im Anschluss des Spiels glücklich bemerkte.
Eintracht Frankfurt Traditionsmannschaft
Ernst, Steinle; Bindewald, Bommer, Körbel, Schur, Nachtweih, Skela, Komljenvic, Amstätter, Guht, Lasser, Gerster, Preuß, Zick, Uwe Müller, Dworschak, Herzberger, Husterer, Balzer, di Gregorio, Nadaroglu, Friz, Tobollik.
Coach: Ronny Borchers
Tore
1:0, 2:0, 4:0, 5:3 Ervin Skela
3:0, 6:3 Mohamadou Idrissou
7:4 Frank Gerster
Sportlich bot das erste Spiel auf dem neuen Jürgen-Grabowski-Sportfeld einiges. Nach drei Toren von Skela, unter anderem ein wunderschöner Lupfer, sowie einem Treffer von Idrissou in der ersten Hälfte glaubte so mancher Zuschauer angesichts des 4:0-Zwischenstands schon an ein Schützenfest. Doch die Alten Herren der Biebricher steckten nicht zurück. Durch drei Tore von Volkan Zer, der vor vielen Jahren unter anderem zusammen mit Marco Russ für die U23 der Eintracht auflief, war noch einmal Spannung im Spiel. Skela, Idrissou und Gerster stellten die alten Verhältnisse jedoch schnell wieder her. Am Ende stand ein 7:4 für die Traditionsmannschaft, die Grabowskis ehemaliger Mitspieler Ronny Borchers coachte. Je eine Halbzeit bei beiden Mannschaften im Tor stand übrigens Thomas „Gustl“ Ernst – der wie Grabowski einst vom FV Biebrich 02 zu Eintracht Frankfurt gewechselt war.