30.07.2025
Museum

Die Eintracht und die USA - Teil 3

Im dritten und letzten Teil der Serie nimmt Ulrich Matheja die Entwicklung der Beziehungen zu den USA seit der WM 1994 unter die Lupe.

Von links: Fredi Bobic, damals Sportvorstand der SGE, der heutige Ehrenpräsident Peter Fischer, Paul d’Arcy von Indeed und SGE-Vorstand Axel Hellmann bei der Eröffnung des Büros in New York im Jahr 2020.

Die WM 1994 in den Vereinigten Staaten war vor allem finanziell ein Erfolg. Dank der großen Stadien wurde mit 3.587.538 ein bis heute bestehender Zuschauerrekord aufgestellt. Und das in nur 52 Spielen (Schnitt 68.991). Zum Vergleich: 2006 in Deutschland kamen zu den 64 Spielen 3.359.439 Zuschauer (Schnitt 52.491). 2026 wird es in den USA, Kanada und Mexiko bei 48 Teilnehmern 104 (!) Spiele geben – doppelt so viele wie 1994!

Da die Eintracht durch Präsident Matthias Ohms und Manager Bernd Hölzenbein gut in Florida vernetzt war, absolvierte man im Januar 1995 ein Trainingslager im noblen „Palm Beach Polo Golf and County Club“. Laut „kicker“ soll der ganze Spaß 130.000 Mark (rund 65.000 Euro) gekostet haben. Nicht mit von der Partie waren die beiden „Rebellen“ Anthony Yeboah (zu Leeds United transferiert) und Maurizio Gaudino (an Manchester City ausgeliehen), die im Dezember nach einem Trainingsstreik von Trainer Jupp Heynckes suspendiert worden waren. Begnadigt wurde dagegen der dritte Rebell Jay-Jay Okocha, der auch mit nach Florida fuhr. Dort gab es in drei Testspielen Siege gegen die Newell’s Old Boys aus Argentinien (4:1), den FC Zürich (6:0) und eine regionale Auswahl (7:0). Gebracht hat es allerdings wenig, denn in den ersten sechs Bundesligaspielen der Rückrunde gelang nur ein Sieg bei drei Unentschieden und zwei Niederlagen. Und nach einem 0:3 gegen den FC Schalke 04 schmiss Ende März 1995 auch Heynckes, der der Eintracht das Divenhafte austreiben wollte, hin. Der Rest ist bekannt. 1996 folgte der erste Abstieg und bis 2016 fühlte man sich als Eintracht-Fan wie in der Achterbahn: ganz langsam aufwärts, aber ganz schnell abwärts. Wir hoffen, dass der diesjährige Saisonstart nach dem Trainingslager in den USA besser verläuft als 1995.

Da das Geld knapp war, mussten von nun an bei den Trainingslagern kleinere Brötchen gebacken werden. So ging es bis 2009 viermal an die Algarve, dreimal in die Türkei und je einmal nach Tunesien, Zypern und Andalusien. Ab 2012 standen dann Katar und die Emirate auf dem Programm, doch zwischen Sommer 2017 und Winter 2019/20 flog man wieder viermal in die USA, denn inzwischen war Bewegung in die transatlantischen Beziehungen gekommen.

Bei den ersten beiden Auftritten in den Staaten nach langer Zeit schnitt die Eintracht wenig erfolgreich ab, was kaum verwundert, da die MLS im Kalenderjahr spielt, die Klubs also mitten in der Saison stehen. So gab es im Juli 2017 gegen die Seatlle Sounders ein 1:1 und Niederlagen gegen die San Jose Earthquakes (1:4) und Columbus Crew (0:1). Ein Jahr später hieß es 1:1 gegen Real Salt Lake und 0:1 gegen Philadelphia Union. Im Januar 2019 nahm man im Rahmen des Wintertrainingslagers am Florida Cup teil und belegte nach einem 2:1 gegen den FC Sao Paulo und einem 0:1 gegen Flamengo Rio den 3. Platz hinter Flamengo und Ajax Amsterdam.

Eintracht eröffnet Büro in New York City

Im Januar 2020 weilte man erneut in Florida, bestritt jedoch lediglich ein „Bundesliga Exhibition Match“ im Vorfeld des Florida Cup. Dabei unterlag man am 9. Januar Hertha BSC mit 1:2. Einen Tag später eröffnete Eintracht Frankfurt in New York in den Räumen von Sponsor Indeed ein Büro im Rahmen des Internationalisierungsprozesses. Der damalige Sportvorstand Fredi Bobic führte an, dass „Fußball . . . eine immer größere Rolle im professionellen US-Sport“ spielt. „Heute spielen über 24 Millionen Amerikaner Fußball. USA ist für uns ein signifikanter Zielmarkt aufgrund ihrer digitalen Innovationen und exzellenten Trainingsmöglichkeiten.“ Zwei Monate später stellte das Corona-Virus den Fußball jedoch vor ganz andere Herausforderungen. Im April 2025 stattete Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef im Anschluss eines Besuches in Frankfurts Partnerstadt Philadelphia dem Büro in Manhattan einen Besuch ab.

Im Juli 2024 weilte die Eintracht erstmals seit dem Pokalsieg 2018 wieder im Sommer in Amerika. Im Rahmen des Trainingslagers in Louisville/Kentucky wurde auch beim mexikanischen Erstligisten FC Juarez gespielt. Die Grenzstadt zu Texas ist vom dortigen Drogenkrieg stark betroffen und galt lange Zeit als gefährlichster Ort der Welt. Die Eintracht ließ sich jedoch weder davon noch von Temperaturen über 30 Grad und den Trommelwirbeln der heimischen Fans beeindrucken und siegte durch Tore von Chaibi und Knauff mit 2:1. Trotzdem wurde die Mannschaft nach dem Abpfiff herzlich gefeiert. „Minutenlange Ehrenrunden auf fremden Terrain sind sonst nicht an der Tagesordnung. Trikots für die Heimfans, wie sie die SGE verteilte, ebenso wenig. Auch wenn sportlich nicht alles formvollendet war, hat Ciudad Juárez ein Fußballfest gesehen.“ wusste der Spielbericht auf unserer Eintracht -Webseite im vergangenen Jahr zu berichten.

Das Spiel gegen Louisville City musste im vergangenen Jahr wegen Unwetter unterbrochen werden. Wir hoffen, dass das Wetter dieses Jahr freundlicher wird.

Fünf Tage später gab es ein 4:0 bei Louisville City. Obwohl das Spiel zu Beginn der zweiten Halbzeit längere Zeit wegen Unwetterwarnungen unterbrochen werden musste, ließ sich die Eintracht wie im August 1973 beim Heimsieg gegen den MSV Duisburg (3:0) nicht aus dem Konzept bringen. Als damals ein mächtiger Donnerschlag aus dunklen Gewitterwolken die 22.000 Besucher aufschreckte, skandierte der Block G: „Hört Ihr, wie der Donner knallt? Das ist die Eintracht vom Riederwald!“

Abschließend kommt das Museum seiner Chronistenpflicht nach und wirft einen Blick auf die bisherigen Spiele gegen die drei Kontrahenten, gegen die die Eintracht im Rahmen des diesjährigen Trainingslagers in den USA antreten wird:

Aston Villa

22.11.1976          Aston Villa – Eintracht 3:1 (0:1) – Wienhold; Reichel (31. H. Müller), Borchers, Neuberger;  Stepanovic, Hölzenbein, Weidle; Nickel, Grabowski, Wenzel – Trainer: Weise – Tore: 0:1 Wenzel (15.), 1:1 Deehan (51.), 2:1 Little (52.), 3:1 Little (56.) – Zuschauer: 26.615.

Philadelphia Union

14.07.2018          Philadelphia Union – Eintracht 1:0 (0:0) – Wiedwald; Chandler (46. da Costa ), Abraham (46. Russ), Knothe  (46. Falette), Beyreuther (46. Tawatha); Torró (46. De      Guzman),  Allan Souza (46. Stendera); Kamada (46. Blum), N. Müller (46. Cavar), Willems (46. Gacinovic); Haller (46. Hrgota) – Trainer: Hütter – Tor: Jones (49.) – Zuschauer: 13.954.

Die Eintracht unterlag außerdem am 24.05.1970 in Philadelphia dem AS Bari mit 0:1.

Louisville City

31.07.2024          Louisville City – Eintracht 0:4 (0:1) – 1. Halbzeit: Trapp (46. Grahl); Buta (46. Kristensen), Collins (85. Max), Pacho (46. Fenyö, 75. Amenda), Nkounkou (46. Brown); Tuta, (46. Götze), Skhiri (75. Höjlund); Knauff (56. Chandler), Uzun (46.Marmoush), Chaibi (75. Lisztes); Ekitiké (46. Matanovic) – Trainer: Toppmöller – Tore: 0:1 Ekitiké (42.), 0:2 Skhiri (47.), 0:3 Matanovic (49.), 0:4 Matanovic (80.) – Zuschauer: 10.218.