01.08.2023
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Der lange Weg zur Bundesliga

Am 1. August feiert die Fußballbundesliga ihren 60. Geburtstag. Doch der Weg zur Eliteliga war gerade in Deutschland ein langer. Ulrich Matheja hat sich auf Eintracht-Spurensuche gemacht.

Von den 16 Fußballvereinen, die 1963 die eingleisige Bundesliga in ihrer bis heute bekannten Form begründeten, sind vor dem Saisonstart 2023/24 noch eine Handvoll erstklassig: Der SV Werder Bremen, VfB Stuttgart, Borussia Dortmund, der Premierenmeister 1. FC Köln – und die SG Eintracht Frankfurt. Die Elf von Paul Oßwald belegte anno 1964 am Ende Platz drei.

Ehe die Hessen am 24. August 1963 erstmals im modernisierten Oberhaus antraten und sich im heimischen Waldstadion 1:1 vom 1. FC Kaiserslautern trennten, musste erstmal ganz viel Wasser den Main hinunterlaufen, ehe der Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf dem 14. Ordentlichen Bundestag am 22. Juli 1962 unter Antrag Nummer eins festhielt: „Der Bundestag möge beschließen, vom 1.8.1963 ab eine zentrale Spielklasse mit Lizenzspielern unter der Leitung des DFB einzuführen.“ 17.45 Uhr schließlich das historische Votum: 103 Delegierte votierten dafür, 26 dagegen. Die Bundesliga war geboren.

Es war keine leichte Geburt, wie Gastautor Ulrich Matheja beleuchtet.

Stehplatzticket für das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft am 12. Juni 1932 zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern München.

Als die Eintracht 1932 erstmals ins Endspiel um die Deutsche Meisterschaft einzog, hatte sie bereits 38 Meisterschaftsspiele bestritten. 20 in der Mainbezirksliga, 15 in der Süddeutschen und drei in der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft. Die Saison hatte am 9. August 1931 mit einem 6:1 bei der SpVgg Griesheim 02 begonnen und endete am 12. Juni 1932 mit der 0:2-Finalniederlage gegen Bayern München in Nürnberg. Mittelstürmer Karl Ehmer fehlte nur am 13. Dezember 1931 beim FSV Heusenstamm (6:0) und erzielte in 38 Spielen 55 Tore. Ehmer war wie seine Mannschaftskameraden offiziell Amateur und ging tagsüber einem Beruf nach. Es war aber ein offenes Geheimnis, dass die Spieler am Fußball verdienten, da entweder unter dem Tisch gezahlt wurde oder andere Wege zur Finanzierung des Spielbetriebs gefunden wurden.

Der deutsche Fußball als Flickenteppich

Während der Fußball in der Weimarer Republik boomte – am 30. Oktober 1927 wurde mit 40.000 Zuschauern beim Duell zwischen der Eintracht und dem FSV Frankfurt im Waldstadion ein neuer Besucherrekord für Punktspiele aufgestellt – und Millionen umgesetzt wurden, trat die Organisation des Spektakels auf der Stelle. Jeder der sieben DFB-Regionalverbände organisierte sein Spielsystem nach eigenem Gutdünken.

Das Wunder von Bern als Hebel

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm im November 1945 die Oberliga Süd in der Amerikanischen Zone ihren Spielbetrieb auf. Nach dem überraschenden Sieg der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM 1954 in der Schweiz erhofften sich die Befürworter einer Bundesliga, die Topspieler nun auch in ganz Deutschland zu sehen. Die Gegner vertraten den Standpunkt, dass gerade der WM-Sieg gezeigt habe, dass es auch ohne eine Bundesliga gehe. Von da an stand das Thema „Bundesliga“ jedes Jahr auf der Agenda eines DFB-Bundestags. Argumente und Gegenargumente erinnerten stark an die Diskussion Anfang der 1930er Jahre.

Aus 74 werden 16 Erstligisten

Am 31. Oktober 1960 wurde der Plan des späteren Verbandspräsidenten Hermann Neuberger im kicker präzisiert: „Eine ungeteilte Bundesliga mit bis zu 20 Vereinen und zwei Regionalligen mit ebenfalls je 20 Teilnehmern“. Ein Jahr später hieß es wieder: „Alle Jahre wieder. Kampf dem Fortschritt!“, nachdem der Westen die klare Zielsetzung seines so klar klingenden Vorstoßes, der Einführung einer Bundesliga 1962/63 mit 16 Vereinen, durch „die unklare Definition eines hilflosen Rückziehers“ ersetzte: Bundesliga mit 16 Vereinen ab 1963/64!

Blieb noch der Kampf um die begehrten Startplätze. Von den 74 Oberligisten bewarben sich 46 für die neue Spielklasse. Die Eintracht gehörte am 11. Januar 1963 zusammen mit acht weiteren Vereinen zu den Ersterwählten.

Sechs Jahrzehnte später steht der Traditionsverein bei 1832 Begegnungen in der deutschen Beletage und in der Ewigen Tabelle mit 2488 Punkten auf Rang acht hinter den aktuellen Zweitligisten Hamburger SV und FC Schalke 04.