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06.04.2016
Traditionsmannschaft

„Das ist ein ganz wichtiges Lebenszeichen“

Ervin Skela wirbelt bei unserer Traditionsmannschaft wie zu seinen besten Tagen. Egal ob seine gefürchteten Standards oder der tödliche Pass in die Spitze, der 39-Jährige hat kein Prozent seiner Klasse eingebüßt.

Auch auf der Tribüne glänzt der Edeltechniker mit Fachkompetenz. Seit seiner Rückkehr ins Rhein-Main-Gebiet verpasst Skela kein Eintracht-Heimspiel. Für uns tippt er den 29. Spieltag.

Hertha BSC Berlin – Hannover 96

Der Spieltag beginnt mit einer Begegnung zweier Mannschaften, deren Ausgangslage kaum unterschiedlicher sein könnte: Hertha BSC befindet sich auf dem besten Weg in die Champions League, Hannover auf dem besten Weg in die zweite Liga. Hertha hat nach dem Trainerwechsel zu Pal Dardai einen Riesensprung gemacht. Man sieht, dass das eine Einheit ist, dass die Mannschaft kompakt ist und jeder für den anderen kämpft. Ich habe als Spieler einige Male gegen Dardai gespielt und sein Team ist jetzt so, wie er es selbst auf dem Platz vorgelebt hat: ein Kampfschwein. Hertha ist personell nicht so gut aufgestellt wie manch anderer und doch sprechen die Ergebnisse eine eindeutige Sprache. Hannover steht dagegen bereits mit einem Bein in der zweiten Liga. Ihre Möglichkeiten zum Klassenerhalt sind nur noch rechnerisch und ich glaube nicht, dass sie es schaffen. Was ich bei unserem letzten Heimspiel gegen 96 im Stadion gesehen habe, war eine total verunsicherte Mannschaft, bei der man nicht gespürt hat, dass es für sie um alles geht. Die Art und Weise, wie sich Hannover  in Frankfurt präsentiert hat, lässt keinen anderen Schluss zu, als dass Hertha die drei Punkte zuhause holt. Mein Tipp: 3:0.

Hamburger SV – SV Darmstadt 98

Der HSV hat in den letzten zwei Jahren sein Glück auf eine harte Probe gestellt. Es ist unvergessen, wie die Hamburger das in der letzten Saison gerade noch geschafft haben, mit dem Freistoß in der letzten Minute gegen den KSC. Auch wenn sie in diesem Jahr besser gestartet sind, die Konstanz fehlt nach wie vor. Klar sind sie ein Traditionsverein mit tollen Fans und gehören eigentlich nach oben in der Tabelle. Aus der Ferne ist es immer schwierig die Ursachen zu bewerten, ich habe aber den Eindruck, dass es in der Führungsetage einfach nicht stimmt und deswegen zündet auch die Mannschaft nicht. Und Darmstadt war für mich, wie für viele andere, der Abstiegskandidat Nummer eins. Jetzt ist die Saison schon weit fortgeschritten und sie haben es immer noch in der Hand die Klasse zu halten. Trotzdem glaube ich, dass es die Lilien am Ende treffen wird. Die Qualität ist einfach zu dünn und mit Kampfgeist allein kann man zwar einzelne Spiele gewinnen, aber keine komplette Saison überstehen. Ich sehe den HSV in dieser Begegnung vorne und tippe auf 2:1.

VfB Stuttgart – FC Bayern München

Wenn ich an die Bayern denke, erinnere ich mich unweigerlich an mein allererstes Bundesliga-Spiel für die Eintracht. Nachdem wir 2003 in letzter Sekunde aufgestiegen waren, empfing uns der Rekordmeister gleich zum Auftakt der neuen Saison im Olympiastadion. Im Tor Stand Oliver Kahn, der eine unheimlich beeindruckende Person war. Überhaupt, Spieler wie Zé Roberto, Scholl, Ballack, Elber und wie sie alle hießen... das waren sehr lehrreiche Minuten. Das Tempo der ersten Liga war fast schon furchteinflößend. Dennoch haben wir uns gut verkauft. Wir haben zwar 3:1 verloren, den Bayern aber ordentlich Paroli geboten. Ich habe ein Freistoßtor geschossen und hätte zuvor noch ein weiteres erzielen können, der Schuss ging aber leider ans Lattenkreuz. Trotzdem: Gegen Welttorhüter Oliver Kahn gleich im ersten Bundesliga-Spiel ein Tor zu schießen, war eine Riesensache für mich. Und beim VfB kommt sofort die Erinnerung an das Saisonfinale 2007 in mir hoch. Ich spielte für Cottbus und der VfB spielte unter Armin Veh im letzten Saisonspiel um die Meisterschaft. Mit einem Sieg gegen uns konnten sie den Titel einfahren. Wir hatten den Klassenerhalt zwar schon frühzeitig geschafft, wollten den Stuttgartern aber nichts schenken und haben sogar mit 1:0 geführt. Der VfB konnte das Spiel drehen und wurde nach dem 2:1-Sieg Meister. Da sah ich zum ersten Mal die Meisterschale ganz nah, leider war sie nicht für uns, sondern für den Gegner. Beim heutigen Spiel der Stuttgarter gegen die Bayern, sehe ich dir Münchner klar vorne und erwarte ein deutliches 1:5.

SV Werder Bremen – FC Augsburg

Zu meiner Zeit bei der Eintracht war Bremen eine absolute Spitzenmannschaft. Die Zusammenarbeit zwischen Klaus Allofs und Thomas Schaaf war auf dem Höhepunkt und es war toll zu sehen, wie dort gearbeitet wurde. Auch die Spieler, die sie in ihren Reihen hatten, waren bärenstark, allen voran Micoud, der einfach genial war... aber auch Klasnic oder Ailton und alles, was sie da vorne anzubieten hatten. Nachdem erst Allofs und dann Schaaf weg waren, war der Riss bei Werder offensichtlich und seitdem hat Werder nicht mehr richtig in die Spur gefunden. Es täte mir Leid, wenn sie als Traditionsverein nach so vielen Jahren in der Bundesliga absteigen würden, ich denke aber schon, dass sie bis zum Ende zittern werden. Bei Augsburg gefällt mir die Arbeit von Trainer Weinzierl und die Konstanz, die er in die Mannschaft gebracht hat. In dieser Saison hatten sie es mit der Doppelbelastung durch die Euro League natürlich schwer, das sieht man immer wieder. Jetzt können sie sich aber ganz auf die Liga konzentrieren und meiner Meinung nach haben sie die nötige Qualität, um die Klasse zu halten. Man merkt schon, dass die Spieler wissen, worum es geht. Gegen Werder holen sie einen Punkt: 0:0.

Eintracht Frankfurt – 1899 Hoffenheim

Das wird natürlich eine ganz heiße Kiste. Ich habe ja oft genug betont, wie viel mir der Verein bedeutet, nicht nur weil ich für die Traditionsmannschaft und die Fußballschule im Einsatz bin. Ich hatte hier eine wunderbare Zeit und viele Freunde. Ich bin bei jedem Heimspiel im Stadion und zittere mit den Fans. Beim letzten Heimsieg gegen Hannover war natürlich noch einiges im Argen, aber man hat gesehen, dass die Mannschaft diesen Sieg unbedingt wollte, egal wie. Und das ist ein ganz wichtiges Lebenszeichen. Wenn jetzt auch noch die Chancenverwertung effektiver wird, haben wir alles selbst in der Hand. Hoffenheim ist aber ein ganz anderes Kaliber als Hannover. Unter dem jungen Trainer Nagelsmann weht ein frischer Wind, das Selbstvertrauen ist wieder da und plötzlich greifen die Mechanismen. Zuletzt konnten sie auch auswärts gewinnen, das macht es für uns natürlich nicht leichter. In so einem Sechs-Punkte-Spiel kann alles passieren. Ich glaube, dass wir 1:0 gewinnen. Das ist dann auch der Schlüssel zum Klassenerhalt. Klar sagt sich das leicht. Aber ich bin überzeugt, dass wir auch Darmstadt und Bremen noch schlagen. Und wieso sollten wir nicht auch noch zwischendrin für eine Überraschung sorgen?

FC Ingolstadt – Borussia Mönchengladbach

Die Entwicklung von Borussia Mönchengladbach in den letzten Jahren ist wirklich beeindruckend. Wenn man sich überlegt, dass sie vor fünf Jahren noch fast abgestiegen wären, ist das fast schon märchenhaft. Über die Handschrift und die Verdienste von Lucien Favre müssen wir nicht viel erzählen, das hat jeder gesehen. Und als die Situation in dieser Saison zu kippen drohte, fand Gladbach durch den Trainerwechsel genau zum richtigen Zeitpunkt zurück zum Erfolg, bevor sie von der Abwärtsspirale erfasst werden konnten. Da braucht man natürlich auch das Quäntchen Glück, aber für die Bundesliga ist es gut, dass ein Verein wie Gladbach eine starke Rolle spielt. Ingolstadt kenne ich nicht besonders gut, aber auch sie haben mich in dieser Saison als Aufsteiger beeindruckt. Sie halten gut dagegen, nehmen die Zweikämpfe an und geben alles, weshalb ich glaube, dass sie mit dem Abstieg nichts zu tun haben werden. Gegen Gladbach reicht es aber nicht, ich tippe auf 1:2.

VfL Wolfsburg – FSV Mainz 05

Mit Wolfsburg verbinde ich eine tolle Erinnerung an unseren 3:2-Sieg mit der Eintracht in der Saison 2003/04. Zur Halbzeit lagen wir mit 2:1 zurück, es war ähnlich wie zu Beginn dieser Rückrunde, als Alex Meier die drei Tore gemacht hat. Wolfsburg hatte uns dominiert, wir hätten auch fünf Stück kassieren können. Willi Reimann sagte in der Pause: „Das Gute ist, dass wir nur mit einem Tor hinten liegen.“ Dann hat er uns auf die zweite Halbzeit heiß gemacht und die Sache nahm ihren Lauf: Erst der Elfmeter, den ich zum Ausgleich verwandeln konnte und am Ende hat Markus Beierle noch den Siegtreffer erzielt. Es war unglaublich, eines dieser Spiele, die man nur in Frankfurt erlebt. Heute hängt Wolfsburg in der Bundesliga trotz des breiten Kaders und der großen Qualität ihrer Spieler ein wenig hinterher. In der Champions League haben sie diese Saison aber gezeigt, was sie drauf haben. Das Viertelfinale erreicht man nicht mal eben so. Ich habe sie durchaus noch für die Europapokal-Plätze auf dem Zettel. Und Mainz? Da denke ich natürlich sofort an den dramatischen Aufstiegs-Zweikampf 2003. Das Bild, das wir hinterher sahen, als die Mainzer nach ihrem Sieg in Braunschweig im Kreis standen und miterlebten, wie wir ihnen den Aufstieg noch aus den Händen rissen, vergesse ich nie. Das ist Fußball, das hätte uns auch treffen können. Gott sei Dank hatten wir das Glück auf unserer Seite. Und im nächsten Jahr passierte es den Mainzern schon wieder, genauso dramatisch. Dass Mainz daran nicht zerschellt ist, sondern sich in den folgenden Jahren so stark entwickelt hat, verdient große Anerkennung. Die Arbeit von Christian Heidel ist 1A. Ich glaube gegen Wolfsburg gibt es ein torreiches Spiel mit einem Sieg für die Gastgeber: 3:2.

FC Schalke 04 – Borussia Dortmund

Ich muss zugeben: Nach Eintracht Frankfurt steht Borussia Dortmund bei mir in der Gunst ganz oben. Als wir mit der Eintracht dort zum ersten Mal gespielt haben und ich die gelbe Wand gesehen habe... das hat mich umgehauen. Leider haben wir das Spiel mit 2:0 durch Ewerthon und ein spätes Tor von Jan Koller verloren. Dortmund ist diese Saison wieder richtig stark, der Trainerwechsel von Klopp auf Tuchel hat super funktioniert und wie man sieht ist Dortmund die einzige Mannschaft, die den Bayern noch wehtun kann. Und bei Schalke kommt nach wie vor nicht die richtige Konstanz rein. Sie haben so viel Qualität in ihren Reihen und müssten eigentlich eine ganz andere Rolle spielen. Das zieht sich von oben bis unten durch. Ständig werden dort Namen gehandelt, mal Trainer, mal Manager. Da ist es doch klar, dass Unruhe herrscht. Auch wenn es tabellarisch ein Topspiel ist, glaube ich an einen deutlichen Sieg des BVB. Ich sage 1:4.

1. FC Köln – Bayer Leverkusen

Nach dem Ruhrpott-Derby kommt zum Abschluss noch das rheinische Derby. Zu meiner Koblenzer Zeit habe ich in Bonn gewohnt und konnte so ganz gut erleben, welchen Stellenwert das Spiel für die Menschen dort hat. Man könnte meinen, die Kölner Fans wollen nicht Meister werden, sondern nur Leverkusen schlagen und andersherum genauso. Das wird ein super Spiel vor einer brodelnden Kulisse in Köln. Ich glaube, dass Leverkusen sich durchsetzen wird. Die Belastung durch den Europapokal ist weg und nach der Verunsicherung in den Spielen, als Roger Schmidt gesperrt war, hat die Mannschaft wieder ein besseres Gesicht gezeigt, deswegen tippe ich auf 0:2.