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04.03.2015
Klubmagazin

"Auf diesen Anruf hatte ich mein ganzes Fußballerleben gewartet"

Eintracht Frankfurt und der Hamburger SV können auf eine lange Tradition von Profi-Duellen zurückblicken.

Auf keinen anderen Club traf die Eintracht häufiger als den „Dino“ aus der Hansestadt. Kaum ein Wunder, stehen die „Rothosen“ doch seit Gründung der Bundesliga ununterbrochen im Oberhaus des deutschen Fußballs. Auf Seiten der Eintracht gab es einige denkwürdige Partien, allen voran der Sieg im DFB-Pokalfinale 1974. Oder das 3:0 am 31. Spieltag der Saison 1999/2000, das den Weg für ein erneutes „Wunder vom Main“ am Ende der Saison ebnete. Einer der wenigen Eintracht-Spieler, die den HSV häufiger besiegt haben als umgekehrt ist unser Traditionsmannschafts-Spieler Holger Friz. Als die Eintracht den HSV am 03. Dezember 1985 ebenfalls mit 3:0 in die Knie zwang, ging der Frankfurter Bub über die volle Distanz und trug sich sogar in die Torschützenliste ein. Wir haben ihn nach seinen Erinnerungen befragt.

Holger, die Saison 1985/86 war für Eintracht Frankfurt eher durchwachsen: Immer wieder pendelte man zwischen Abstiegsregion und Tabellenmittelfeld. Als ihr am 03. Dezember 1985 zu Hause den HSV empfangen habt, stand die Eintracht auf dem Relegationsplatz. Welche Erinnerung hast du an diese Situation?

Wir standen damals ziemlich unter dem Druck der Presse und des Publikums. Das Jahr davor gehörte schon nicht zu den besseren der Eintracht und auch diesmal lief es einfach nicht rund. Wir hatten in der Hinrunde bis dahin nur zwei Siege eingefahren, dazu kamen noch einige Unentschieden aber eben auch zu viele Niederlagen. Ich war damals erst 20 Jahre alt und habe diesen Druck deutlich gespürt.

Dann kam also der HSV ins Waldstadion. Hattest du Respekt?

Der HSV, Bayern, Gladbach – das waren immer dominante Mannschaften, die im oberen Tabellendrittel beheimatet waren und international spielten. Das waren die drei, vier Top-Spiele, die man zu Hause hatte. Und Respekt… klar, wir hatten grundsätzlich Respekt vor unseren Gegnern. Vor dem HSV wegen des großen Namens vielleicht sogar noch mehr. Aber definitiv keine Angst.

Welche Bilder kommen in deinen Kopf, wenn du an das Spiel zurückdenkst?

Ich weiß noch, dass es ein Flutlicht-Spiel unter der Woche war. Es war kalt und das Waldstadion war für damalige Verhältnisse normal besucht. Das ist aber nicht mit heute zu vergleichen. Wir sprechen von 15.000 bis 20.000 Zuschauern. Die waren allerdings gut drauf, weil wir ein starkes Spiel gemacht haben, das weiß ich noch. Wir konnten die Vorgaben des Trainers gut umsetzen, der Sieg ist uns nicht zufällig in den Schoß gefallen. Das war eine Leistung, wie man sie eigentlich öfter zeigen wollte (lacht).

Kurz nach der Halbzeit, beim Stand von 1:0 für die Eintracht, schlug dann deine Stunde. Wie kam es zu diesem Tor?

Es war ein langer Abschlag von Hansi Gundelach, der über die HSV-Abwehr hinwegsegelte. Ich konnte meinem Gegenspieler, es müsste Ditmar Jakobs gewesen sein, enteilen und allein aufs Tor ziehen. Damals hütete Uli Stein noch den HSV-Kasten. Ich bin allein auf ihn zugelaufen, der Ball sprang auf und dann habe ich ihn mit Vollspann schön oben reingehauen.

Kurz vor Schluss setzte Harald Krämer den Schlusspunkt mit dem 3:0. Ein deutliches Signal im Kampf um den Klassenerhalt.

Nach dem Spiel ist uns ein großer Stein vom Herzen gefallen. Wir konnten den Relegationsplatz an die Konkurrenz abgeben und auf einem Nicht-Abstiegsplatz überwintern. Das war ganz wichtig für den Kopf.

Apropos Kopfsache: Rund um das HSV-Spiel bist du richtig auf Touren gekommen. Vier deiner fünf Saisontreffer fielen zwischen Spieltag 16 und 20. Was war da los?

So ist das, wenn man einen Lauf hat. Dann klappt es einfach wie von selbst. Das war eine großartige Phase. Ich war da, wo ich immer hin wollte: Ich habe gespielt, habe das Vertrauen des Trainers gespürt und die Torquote stimmte. Der Traum war in Erfüllung gegangen. Leider ging es nicht lange so weiter.

Woran hat das gelegen?

Ich hatte viele Verletzungen. Allein in meiner Zeit bei der Eintracht bin ich sechsmal operiert worden. Ich habe aber auch meinen Teil dazu beigetragen, dass es am Ende nicht zu mehr gereicht hat. Es war jedenfalls nicht die Schuld der anderen oder der Trainer.

Wie haben das Umfeld und die Medien auf deine Serie reagiert? Bist du schnell in den Himmel gelobt worden?

Ja, das war damals nicht anders als heute. Wenn du jung bist und triffst, wollen alle was von dir. Da hast du ganz schnell viele neue „Freunde“ (lacht). Vielleicht war es auch mein Fehler damals, dass ich mich davon habe blenden lassen und mich ein wenig besser gesehen habe als ich war. Das hat schon abgelenkt.

Wenn du auf deine Karriere zurückblickst, was empfindest du da?

Ich bin zunächst dankbar dafür, dass ich überhaupt für Eintracht Frankfurt spielen durfte. Ich bin hier geboren, bin ein Frankfurter Bub und das erleben zu dürfen, war ein Traum. Und der Traum geht weiter, da ich noch heute als Teil der Traditionsmannschaft den Adler trage. Die Gemeinschaft mit den alten Jungs ist immer wieder schön. Anfang der Siebziger, als ich noch ein Kind war, ist mir die Eintracht ins Herz gewachsen und lebt dort immer noch. Das ist Tradition. Das ist das Schöne. Ich bin stolz darauf, bis heute Teil der Eintracht-Familie zu sein.

Was waren deine emotionalsten Momente?

Der Pokalsieg 1988 toppt natürlich alles. Aber auch die erste Nominierung für den Kader war etwas ganz besonderes.

Wie ist das damals gelaufen?

Es war an einem Freitag vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund. Ich war beim Eishockey der Eintracht. Da kam einer von der Presseabteilung zu mir und sagte: Holger, du musst mal zu Hause anrufen. Dort hatte Dietrich Weise versucht mich zu erreichen um mir mitzuteilen, dass ich am nächsten Tag spielen sollte. Ich rief also zurück und dann wurde mir mitgeteilt, dass ich möglichst früh ins Bett gehen sollte (lacht). Die Vorfreude war gewaltig. Auf diesen Anruf hatte ich mein ganzes Fußballerleben gewartet.

Kommen wir zum Abschluss nochmal auf das aktuelle Spiel gegen den HSV zu sprechen. Wie schätzt du die derzeitige Lage beider Mannschaften ein? Was erwartest du von diesem Match?

Ich erwarte von unserer Mannschaft ganz klar einen Sieg. Ihr Auftreten in den letzten Wochen, auch vor dem Jahreswechsel, hat mich absolut überzeugt. Gut, es gibt immer mal wieder Leistungsschwankungen, aber insgesamt bin ich optimistisch, dass wir Schritt für Schritt nach vorne kommen. Für den HSV ist es schade, dass er in den letzten Jahren da unten rumkrebst und es einfach nicht voran geht. Das tut mir immer Leid, wenn es einem Traditionsverein so geht.

Wie geht das Spiel aus?

3:1 für uns.