24.08.2023
Museum

24. August 1963: „Ein großes Highlight“

Helmut Kraus und Egon Loy schildern im Museum die Geburtsstunde der Bundesliga aus ihrer Perspektive.

„Tradition zum Anfassen“: Die erfolgreiche Veranstaltungsreihe des Eintracht Frankfurt Museums widmete sich vergangene Woche dem 60. Gründungsjubiläum der Fußballbundesliga. Im Rahmen des bundesweiten Aktionstags der Fußballgeschichte waren neben dem ehemaligen Journalisten und späteren Geschäftsführer der Stadion GmbH Dieter Hochgesand mit Helmut Kraus und Egon Loy zwei ehemalige Spieler zu Gast, die in der Premierensaison mit dem Adler auf der Brust aufliefen.

„Die Einführung der Bundesliga war ein großes Highlight, nachdem nahezu alle Länder in Europa bereits eine Liga hatten“, empfindet Loy. Zuvor spielten die 74 besten Mannschaften des Landes in vier verschiedenen Oberligen sowie der Berliner Stadtliga um den Einzug in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Auch dieses System kannte Loy gut, 1959 war er als Stammtorhüter Teil der Meistermannschaft von Eintracht Frankfurt.

„Frisch, frei und fröhlich. Das war unsere Taktik.“

Egon Loy

Noch immer erinnert sich der mittlerweile 92-Jährige bestens an die Worte seines Trainers Paul Oßwald vor dem ersten Saisonspiel der neu gegründeten Spielklasse, die nun mit 16 Mannschaften aus ganz Deutschland an den Start ging. „Geht raus und spielt Fußball. Frisch, frei und fröhlich. Das war unsere Taktik“, erzählt Loy im Gespräch mit Moderator Axel "Beve" Hoffmann. Gemeinsam blicken sie zurück: 30.000 Zuschauerinnen und Zuschauer strömten an diesem frühen Samstagabend des 24. August 1963 ins Frankfurter Waldstadion, um 17 Uhr pfiff Schiedsrichter Johannes Malka aus Herten das Spiel schließlich an. Gegner war der 1. FC Kaiserslautern.

Nach 38 Minuten gingen die Pfälzer per Foulelfmeter in Führung, Jürgen Neumann ließ Loy im Tor der Eintracht keine Chance. Doch bereits zwei Minuten später gab es Strafstoß auf der anderen Spielfeldseite. Der mittlerweile verstorbene Lothar Schämer trat an und verwandelte nicht nur zum Ausgleich, sondern gleichzeitig auch zum 1:1-Endstand. Bis zum ersten Bundesligasieg dauerte es noch sechs weitere Wochen, 3:2 gewannen die Adlerträger im September gegen Eintracht Braunschweig.

Zwölf Jahre im Marinehemd pariert

„Der Start in die Liga verlief holprig“, weiß Loy, betont jedoch, dass die Mannschaft „in der zweiten Hälfte der Saison wirklich gut gespielt“ habe. In der Endabrechnung erreichte die Eintracht den dritten Tabellenplatz und schaffte es ins Pokalfinale nach Stuttgart. Hier aber scheiterten die Adlerträger am TSV 1860 München: „Deren Vorbereitung war einfach etwas besser. Die Münchener haben zweimal am Tag und auch bei gefühlten 40 Grad Außentemperatur trainiert. Wir haben bis in die Abendstunden gewartet, bis es etwas kühler wurde, ehe wir auf den Platz gingen“, lacht Helmut Kraus, der im Sommer 1963 aus Schweinfurt nach Frankfurt wechselte.

Mit Prämien maximal 800 D-Mark

Es waren andere Zeiten. Nicht nur verdienten Fußballspieler bei Eintracht Frankfurt damals gerade einmal 500 bis 800 D-Mark – „wenn wir alles gewannen“, wie Loy sagt. Auch Trikots waren kostbar und konnten nicht einfach so nach dem Spiel verschenkt werden. Der ehemalige Torhüter ergänzt: „Ich habe mein Trikot über zwölf Jahre getragen. Es war ein amerikanisches schwarzgefärbtes Marinehemd. Heute ist es irgendwo hier im Museum ausgestellt.“ Es ist nur eine von vielen historischen Anekdoten, die sich in den vergangenen 60 Jahren der Bundesligageschichte angesammelt haben. Auf dass noch viele weitere dazukommen...