Es war erst das siebte Länderspiel nach Ende des Ersten Weltkriegs. Welt- oder Europameisterschaften gab es noch nicht – und Deutschland war als Nationalteam längst noch nicht internationale Spitze. Von den bis dato absolvierten 36 Länderspielen hatte die Nationalelf gerade mal sieben gewonnen. Außerdem blieb die Auswahl an potentiellen Gegnern überschaubar. Deutschland war nach dem Krieg in vielen Ländern noch geächtet, lediglich gegen neutrale oder ehemals verbündete Nationen konnten Spiele stattfinden. Die Schweiz, die im Juni 1920 in Zürich erster Nachkriegsgegner Deutschlands gewesen war, reiste im März 1922 zum Rückspiel. Im französischsprachigen Teil des Landes regte sich heftiger Protest ob der Reise zum als Feind betrachteten Nachbarn.
Doch im Herzen von Europa freute man sich auf den kontinentalen Vergleich. An den Bahnhöfen, an denen der Zug mit dem anreisenden Nationalteam und den Anhängern Station machte, jubelten die Fans den Fußballern zu. Als der Zug in Frankfurt ankam, musste der Hauptbahnhof für eineinhalb Stunden gesperrt werden, weil die Haupthalle restlos überfüllt war. Am Spieltag versammelten sich über 20.000 Menschen auf dem Römer, um die Schweizer Auswahl vor dem Spiel zu begrüßen und den Worten des Präsidenten des Schweizerischen Fußballverbands, Hauser, zu lauschen, der die Bedeutung des Fußballs als Mittel der Völkerverständigung hervorhob.
Dann ging es ins Eintracht-Stadion am Riederwald, das mit 40.000 Zuschauern aus allen Nähten platzte. Die Gäste saßen auf der Tartanbahn und hinter dem Tor, wer einen guten Tribünenplatz ergattert hatte, konnte sich glücklich schätzen. Und in der ersten Halbzeit lief auch alles nach Plan. Deutschland ging in der 26. Minute durch Andreas Franz von der SpVgg Fürth in Führung. Keine zehn Minuten später konnte Lony Seiderer den Vorsprung ausbauen. Doch im zweiten Durchgang kamen die Schweizer besser ins Spiel, zu allem Überfluss verletzte sich auch noch der deutsche Keeper Theodor Lohrmann, für den Mittelstürmer Seiderer ins Tor ging. Die Nati, die in der 72. Minute durch Paul Sturzenegger den Anschluss erzielt hatte, kam fünf Minuten vor Schluss durch Oskar Merkt zum glücklichen Ausgleich.
Bei der Eintracht waren sie trotzdem zufrieden. Die Organisation rund um das Spiel vor Rekordkulisse hatte perfekt funktioniert, inklusive dem Bankett im Hotel Monopol-Metropol am Hauptbahnhof. Bedauernswert war allenfalls, dass kein Spieler aus Frankfurt das Nationaldress getragen hatte. Doch das sollte sich wenige Jahre später ändern, als mit Franz Schütz, Rudi Gramlich und Hennes Stubb gleich drei Eintrachtler in den Kreis der doppelten Adlerträger aufstiegen. Eintrachtler wurden zu Stützen der Nationalmannschaft – doch der Riederwald als Austragungsort für Länderspiele sollte einmalig bleiben. Nach der Eröffnung des Waldstadions 1925 fanden Länderspiele ausschließlich im Stadtwald statt.
Sonntag, 26. März 1922
Deutschland - Schweiz 2:2 (2:0)
Deutschland: Lohrmann - Wellhöfer, J. Müller, Lang, Pendorf, Hagen, Retter, Franz, Seiderer, Hutter, Altvater.
Schweiz: Dessibourg - Siegrist, Gottenkieny, Probst, Schmiedlin, Osterwalder, Brand, Sturzenegger, Leiber, Merkt, Ramseyer.
Tore
1:0 Franz (26.)
2:0 Seiderer (34.)
2:1 Sturzenegger (70.)
2:2 Merkt (86.)
Schiedsrichter: Wolf Boas (Niederlande)
Zuschauer: 40.000